¡Hagan lío!
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- 28. Oktober 2016
Nachtrag: Die Liste
Mit Dekret von Mitte dieses Monats hat Papst Franziskus den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki in die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung aufgenommen. Qualifikationsausweis für den Kölner Oberhirten war vermutlich die im Mai von diesem vorgenommene ebenso kreative wie zeitgeistkompatible Weiterentwicklung einer altchristlichen Tradition: Statt über Märtyrerreliquien, wie es freilich seit den letzten Reformen nicht mehr erforderlich ist, zelebrierte der Kardinal über einem zum Altar erhobenen „Flüchtlingsboot“, das von einem Kölner Boulevardblatt an den Rhein organisiert worden war.
Kommentare, die in diesem Schritt der Franziskus-Administration den Versuch sehen, ein „Gegengewicht“ zum Präfekten Kardinal Sarah zu schaffen, greifen vermutlich zu kurz. Dazu wäre der Kölner zu sehr ein liturgisches Leichtgewicht. Wenn Franziskus sich durch Sarah wirklich behindert fühlte, könnte er sich von ihm ebenso leicht trennen wie von Kardinal Burke als oberstem Richter oder von der kürzlich in die Wüste geschickten Leitung des nun auf Amoris Lætitiæ neuorientierten Johannes-Paul-Familieninstituts. Aber erstens hat der Präfekt einer Kongregation weniger Entscheidungsvollmacht als der oberste Richter, und wie würde es zweitens aussehen, einen Mann von der „Peripherie“ öffentlich zurückzusetzen?
Schon bisher hat die gegenwärtige Administration überaus deutlich gemacht, daß ihr die rechtlich vorgesehenen Leitungsstrukturen des Vatikans - man denke nur an den traurigen Status der Glaubenskongregation unter Kardinal Müller - völlig schnuppe sind. Das Küchenkabinett des Papstes entscheidet alle wichtigen Fragen in eigener Machtvollkommenheit - die Leiter der Dikasterien können froh sein, wenn sie das Eine oder Andere über die Pressemitteilungen erfahren. Nie seit den Tagen des Barock ging es in Rom so absolutistisch zu wie heute.
Dieser Regierungsstil wird freilich sehr dadurch erleichtert, wenn man die Kongregationen auch noch durch die Besetzung mit fachfremdem Personal entwertet. Und noch besser geht es, wenn man die Gremien in Anlehnung an populäre säkularistische Denkmuster von „Pluralismus“ oder „Vielfalt“ in endlose Debatten über Fragen verstrickt, die nach Lehre und Tradition der Kirche längst keiner Debatten mehr bedürfen. Ein Vertreter der Flüchtlingsboot-Theologie neben einem Präfekten der Resakralisierung - ist das nicht eine schöne Demonstation demokratischer Öffnung gegenüber starrer Dogmatik? Die Aussicht darauf, daß eine so besetzte Kongregation nichts wesentliches mehr zustande bringt, bietet es allemal.
¡Hagan lío! - Ein Juwel aus dem Schatzkästlein Nicolo Machiavellis.
Nachtrag: Die Liste der Neuernennungen
Inzwischen ist die gesamte Liste der Neuernennungen für die Gottesdienstkongregation öffentlich geworden. Sie folgt insgesamt der Linie der gegenwärtigen Administration: Regionale Diversität vor Kompetenz. Auffälligster Neuzugang ist Erzbischof Piero Marini, der Schüler und Gefolgsmann Annibale Bugninis und Regisseur vieler folkloristischer Liturgien unter Papst Johannes-Paul II. Als römischer Resident wird er besonderes Gewicht in der Alltagsarbeit des Dikasteriums zur Geltung bringen - die auswärtigen Mitglieder kommen nur einmal im Jahr zur Hauptversammlung. Als solche bekannte Vertreter einer „Reform der Reform“ sind im neuen Personaltableau nicht vertreten, die bisher noch nominell zugehörigen Kardinäle Burke und Pell sind nicht mehr dabei.