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Narrenmesse in Heinsberg

Screenshot aus dem erwähnten FilmberichtNein, die Luftballons am Altar sind nicht das Problem bei der „Narrenmesse“ in Heinsberg, von der ein Videobericht des WDR derzeit die Runde im Netz macht. Auch die Merkwürdigkeit, daß im Zentrum der Aufmerksamkeit nicht der Zelebrant stand, sondern das „närrische Dreigestirn“, bestehend aus zwei katholischen und einem evangelischen Pastor, soll hier nur am Rande berührt werden: Wenn die aktuelle Form des Geistes der Ökumene und die ganze moderne Liturgie sich selbst als Karnevalsjux deklariert, ist dem ein starkes Element von Wahrhaftigkeit nicht abzusprechen.

Unser Einspruch gilt einmal dem Prediger Willibert Pauel, einem überaus „volkstümlich“ daherkommenden ständigen Diakon, der nicht nur in seiner Predigt unter Verweis auf die Schwiegermutter des Apostels Petrus – was für ne olle Kamelle – den Zölibat lächerlich machte, sondern nachher – noch im Rochett – dem WDR beflissen erzählte, was der gerne hören mochte: Daß Religion gerne als „Anleitung zur Moral mißbraucht“ oder als „sich selbst abstaubendes Museum“ verstanden werde – nein, Religion müsse den Menschen zu sich selber bringen, so daß er sich über die Dinge stellen könne.

Der zweite Widerspruch gilt dem „ökumenischen Moment“ der Kommunionausteilung an den im Kostüm des Bauern daherkommenden evangelischen Pfarrer Martin Jordan – eine übliche Praxis in Heinsberg, wie der anschließend in die Kamera erzählte. Soll heißen: Was scheren uns Theologengezänk und Kirchenrecht, nein unsere Religion hat uns zu uns selbst gebracht, wir stehen über den Dingen.

Das Bistum, um eine Erklärung zu den Vorfällen gebeten, ließ seinen Sprecher erklären: „Karneval und Kirche gehören mit Blick auf die am Aschermittwoch beginnende Fastenzeit eng zusammen. Insbesondere im Rheinland beeinflusst der Karneval das gesamte Leben, gleichwohl wird das Bistum Aachen Gespräche mit dem Geistlichen führen.“ Was soll es auch sonst dazu sagen. Letztlich passt doch alles in die von der Deutschen Bischofskonferenz gewiesene Richtung, und warum sollte man es sich bloß, weil da ein wenig übertrieben wird, mit einer Gemeinde verderben, die so ganz bei sich selbst und bei der Sache ist?

Als Ergebnis von 50 Jahren praktizierter Liturgiereform ist festzuhalten: In großen Bereichen der Kirche gibt es gar kein Verständnis mehr davon, was Liturgie ist. Und was Religion ist, auch nicht.

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