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Warum die „Reform der Reform“ dringlich ist

Von einer „Reform der Reform“ ist derzeit keine Rede mehr - selbst klein erscheinende Verbesserungen wie die allgemeine Übersetzzung des „pro multis“ mit „für viele“ erfordern Jahrzehnte und das persönliche Eingreifen des Papstes.

Der heutige Christkönnigssonntag bietet gleich ein doppeltes Beispiel dafür, warum die „Reform“ von 1969 keinen Bestand haben kann, wenn die Liturgie wieder Kraft und Stärke gewinnen soll, den Glauben der Kirche in seiner ganzen Fülle auszudrücken.

Da ist einmal das Problem des Kalenders. Das erst 1925 zum Abschluß des Jubeljahres eingeführte Christkönigsfest fällt nach dem alten Kalender auf den letzten Sonntag im Oktober. Das ist ein hervorgehobenes, aber nicht ein „herausgehobenes“ Datum. Der moderne Kalender legt es hinter den letzten „Sonntag im Jahreskreis“ an das Ende des Kirchenjahres und deutet dadurch an, Christi Königsherrschaft aus der Zeit herauszuheben, quasi auf das Ende der Zeiten aufzuschieben, dieweil die Welt bis dahin ihren Geschäften nachgeht.

Ebenso gravierend ist die Veränderung des Textes der früheren Secreta, die jetzt in amputierter Form als Gabengebet bzw. im deutschen Messbuch als Tagesgebet auftaucht. Die ältere Liturgie schrieb:

Hostiam tibi Domine, humanæ reconciliationis offerimus: præsta, quæsumus, ut quem sacrificiis præsentibus immolamus, ipse cunctis gentibuis unitatis et pacis dona concedat, Jesus Christus, Filius tuus, dominus noster.

Korrekte Übersetzung im alten Schott:

O Herr, wir bieten Dir dar die Opfergabe zur Versöhnung der Menschheit und bitten Dich: gib, daß Er, den wir bei dieser heiligen Handlung opfern, allen Völkern die Gabe der Einheit und den Frieden gewähre, Jesus Christus Dein Sohn, unser Herr.

Die neue Fassung läßt ausgerechnet den Nebensatz: „quem sacrificiis præsentibus immolamus“ weg und verschweigt damit die seit frühester Zeit geglaubte und auf dem Konzil von Trient dogmatisch bekräftigte Wahrheit, daß Die Kirche im Messopfer dem Göttlichen Vater seinen Sohn erneut zum Opfer darbietet.

Bemerkenswerter Weise hat das deutsche Missale von 1970 an dieser Stelle eine über das Wörtliche hinausgehende interpretierende Übersetzung, die zumindest einen Teil des ursprünglichen Inhalts bewahrt. Sie formuliert als einleitenden Satz::

Herr, unser Gott, wir bringen das Opfer deines Sohnes dar, das die Menschheit mit Dir versöhnt...

In anderen Fällen „übersetzerischer Freiheit“ müssen wir meistens feststellen, daß die deutsche Fassung die lateinische Vorlage abschwächt. Hier ist es also einmal umgekehrt. In jedem Fall sind solche Diskrepanzen jedoch ein Indiz dafür, daß eine „Reform der Reform“ nach wie vor auf die Tagesordnung gehört.

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