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Die Neue Unordnung

Bild: http://tradcatknight.blogspot.com/2014/11/palm-springs-novus-ordo-church.htmlDer amerikanische Jurist und katholische Autor Christian Browne hat auf OnePeterFive unter der Überschrift Napoleon, The Postmodern Crisis and the Novus Ordo einen überaus lesenswerten Artikel veröffentlicht. Darin beschreibt er die verschiedenen Wellen der Angriffe, die seit der Aufklärung von Außen an die Kirche herangetragen werden, und nimmt dann die seit dem 19. Jahrhundert vor allem aus dem Inneren selbst kommenden Attacken in den Blick. Dabei unterscheidet er eine „moderne“ eher rationalistische Phase und ein „postmodernes“ stark zum irrational-subjektivistischen neigendes Stadium, das gegenwärtig in der Doppelkrise um Homosexualität unter Priestern und Bischöfen sowie der Lehramtsverwirrung durch das Team Bergoglio zu kulminieren scheint. Als einen Ausgangspunkt des zweiten Stadiums identifiziert Browne die Aufoktroyierung des Novus Ordo durch Paul VI. vor 49 Jahren. Wir übersetzen aus diesen Abschnitten einige wesentliche Passagen.

Es beginnt ein langes ZitatWie bei allen Erscheinungsformen der postmodernen Krise sind die eigentlichen Ursachen des Mißbrauchskandals und des Haltungsverlustes der Bischöfe in der beklagenswerten Zerstörung des Römischen Ritus zu sehen, deren 50. Jahrestag wir für das kommende Jahr vorzumerken haben. Die Einführung des Novus Ordo und die ganzen absurden Mißbräuche, die ihn in seiner allgemeinen und allerorten anzutreffenden Praxis kennzeichnen, haben die lex orandi verwüstet. Und wie der alte Spruch warnt, hat diese Verwüstung ihrerseits auch die lex credendi zerstört. Dieser Bruch zwischen lex orandi und lex credendi hat zu Jahrzehnten der Formlosigkeit und zunehmendem Bedeutungsverlust geführt.

Die Führung der Kirche hatte nie an die praktischen psychologischen Auswirkungen gedacht, die diese Veränderung der hl. Messe für die allgemeine Glaubenserfahrung der Gläubigen und des Klerus mit sich bringen würde. So, wie die Bauern des Mittelalters ihre Katechese durch ihre Erfahrung der großen Kathedralen erhielten, werden die Gläubigen von heute durch die übliche Begegnung mit der Messe als der häufigsten und sinnfälligsten Weise, in der die Menschen die Kirche erfahren, geformt.

Wenn die Messe gewöhnlich und banal daherkommt, dann wird auch der Glaube gewöhnlich und banal. Wenn man leichthin mit der Eucharistie umgeht, wird man auch den Glauben an die Realpräsenz leicht nehmen. Wenn die Rolle des Priesters nichts Besonderers an sich hat und im Allerheiligsten ein Schwarm von geschäftigen Laien zugange ist, werden die Laien auch keinen besonderen Sinn für Berufungen entwickeln. Wenn Leute heute sagen, daß sie die Messe langweilig finden oder daß sie „ihnen nichts gibt“, wo doch diese Messe ganz speziell auf die Bedürfnisse des Modernen Menschen zugeschnitten sein sollte – dann ist sie vielleicht wirklich langweilig, nämlich insoweit, als sie nichts von dem Überzeitlichen und Geheimnisvollen vermittelt, das ein Bewußtsein von dem einzigartigen heiligen Opfer vermitteln kann, das im römischen Ritus vorgenommen wird.

Im Klerus hat der Novus Ordo die Krise einer priesterlichen Schizophrenie ausgelöst, die in großem Umfang dafür verantwortlich ist, daß so viele schräge Typen geweiht wurden, die sich dann so schrecklich versündigt haben. Die laxe Moralauffassung, die mit dem Novus Ordo einherging – keine Regeln! So haben wir das früher gemacht, aber das müssen wir jetzt nicht mehr. Wir sind dahintergekommen, daß das , was wir für heilig gehalten haben, in Wirklichkeit von übel war – diese Auffassung erlaubte es Männern wie Theodore McCarrick nicht nur, ihre Hemmungen abzuwerfen, sondern auch trotz ihres unwürdigen geistigen Lebens hoch aufzusteigen. Da erfreute sich so mancher Dorian Gray großen Ansehens im Klerus, während das wahrheitsgetreue Porträt sicher weggeschlossen war. Und so wurden Disziplin und priesterliches Wesen, wie sie von der überlieferten Messe eingeschärft worden waren, übel untergraben, als die lachhaffen ‚Exzesse der 1968er-Kultur sich in der Kirche austoben durften. Wie Frank Sinatra im Glitzerdress und begleitet von The 5Th Dimension verwandelten sich Priester auf bizarre Weise plötzlich in Hippies, die eine coole neue Messe feierten. (…)

Die Pontifikate von Johannes Paul II und Benedikt XVI versuchten die postmoderne Krise einzudämmen. Trotz einiger Erfolge konnte keiner der beiden sie beenden. Im allgemeinen erleben Katholiken die Messe immer noch als eine Art protstantischen Gebetsgottesdienst mit einigen restlichen katholischen Elementen, die der Vorsteher je nach seinen persönlichen Vorlieben mehr oder weniger deutlich hervorheben kann. Auf diesem bröckeligen Fundament wollte Johannes Paul einen Rahmen für die „korrekte“ Implementierung des 2. Vatikanischen Konzils setzen, aber es scheint ihm niemals zu Bewußtsein gekommen sein, daß hinsichtlich der Lehre und der Weitergabe des Glaubens keine päpstliche Verfügung und keine intellektuelle Klarstellung einen Ersatz für die konkrete und alltägliche Erfahrung mit der Kirche sein kann.

Papst Benedikt hatte die Wiederherstellung der grundlegenden katholischen Identität versprochen, und Summorum Pontificum übt weiterhin seine heilsame Wirkung in der Kirche aus. Aber seine Abdankung war ein erschütternder Rückschlag für die Hoffnung, daß von Rom eine wahrhafte liturgische Erneuerung ausgehen könnte.

Soweit Browne, dessen komplette Lektüre auf OnePeterFive sehr empfohlen wird.

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