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Die Einsamkeit des Priesters in der Pandemie

Bild: Von der Website https://liturgyguy.com/Auf Rorate Caeli fanden wir heute diesen Beitrag von Fr. Richard Cipolla, der auf überaus eindringliche Weise klar macht, warum das seit der Liturgiereform entwickelte Verständnis von der Eucharistie sich in der Zeit der Pandemie als wenig tragfähig erweist: Wo der „horizontale“ Aspekt der Gemeinschaftsfeier in den Vordergrund gerückt ist, wird die Messe ohne körperliche und sichtbare Gegenwart von Gemeinschaft immer weniger verstanden.

Es beginnt ein langes ZitatAls (pensionierter) Priester habe ich das Privileg, die hl. Messe jeden Tag in meiner Hauskapelle feiern zu können. Ich zelebriere ohne Gläubige, ja sogar ohne Ministrant. In der Welt des Novus Ordo verursacht die Vorstellung einer privat-Messe ohne Gläubige bei Priestern und Bischöfen großes Unbehagen. Das kommt daher, weil die meisten von Ihnen die Messe als ein Gemeinschaftsmahl mit dem Priester als Vorsteher betrachten, der die Aufgabe hat, dafür zu sorgen, daß alle Teilnehmer ihre Rolle ordentlich ausfüllen. Seine besondere Rolle ist der Vortrag des Evangeliums, die Predigt und die Konsekration der Hostien für die Kommunion – eine große Hostie für sich selbst, die kleinen für die Gläubigen. Dieses Verständnis der Messe ist keineswegs das der katholischen Tradition. Man muß keine großen Forschungen anstellen, um zu sehen, daß von den frühesten Zeiten der Kirchenväter bis zum zweiten vatikanischen Konzil die hl. Messe in erster Linie als die Erneuerung des Opfers am Kreuz begriffen wurde, als das Opfer des Sohnes an den Vater in unserer Zeit und in unserem Raum. Im Zentrum der Messe steht das Opfer, nicht das Mahl. Es ist eine historische Tatsache, daß die Eucharistie während eines Mahles, wahrscheinlich eines Paschamahles, eingesetzt worden ist. Aber mit dem „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ wicht Jesus vom „Drehbuch“ ab. Was Jesus beim Letzten Abendmahl in der Gegenwart seiner Jünger tat, ist die sakramentale Form seines Leidens und Sterbens am Karfreitag. Sie sind ein und die selbe Handlung – einmal in sakramentaler Form, das andere Mal zum Zeitpunkt und am Ort von vor zweitausend Jahren. Aus diesem Grund ist in der überlieferten Römischen Messe das Tagesgebet für den Gründonnerstag das Gleiche wie das für den Karfreitag: Es handelt sich umn das gleiche Ereignis in unterschiedlicher Form.

Es ist kein Wunder, daß so viele Priester irritiert sind, wenn sie zu diesem ganz speziellen Zeitpunkt unserer Geschichte die hl. Messe ohne Gläubige feiern. Die meisten sehen einfach keinen Grund in einer Meßfeier, wenn keine Gläubigen in den Bänken dabei sind. So, wie die Gläubigen denken, es gehe bei der hl. Messe darum, die hl. Kommunion zu empfangen und nicht darum, Gott die Ehre zu erweisen, in dem sie an dem Opfer teilnehmer, das sie erlöst hat. Viele haben im Internet das Photo eines Priesters gesehen, der Bilder seiner Gemeindemitglieder an die Kirchenbänke geklebt hatte, damit er sie „sehen“ konnte, während er die Messe feierte. Dieser Priester sieht seine priesterliche rolle offenbar alleine im Zusammenhang mit dem Gemeinschaftsmahl, dem er vorsteht – und dabei sieht er sie an und sie sehen ihn an und so bilden sie einen geschlossenen Kreis. Ohne die Gläubigen entsteht kein Kreis, und sein Blick geht ins Leere.

Wollte er sich zum Altarkreuz und dem Tabernakel hin umwenden, wäre er sofort nicht mehr einsam, sondern würde begreifen, daß seine Gemeinde in der Tat immer geistig bei ihm ist, wenn er das Hl. Messopfer für sie darbringt, gemeinsam mit Maria, den Heiligen und allen himmlischen Heerscharen. Er würde erkennen, daß er kein Vorsteher ist, kein Moderator und auch kein Entertainer. Er ist ein Priester, und Priester ist er, weil er ein Opfer darbietet, und es ist dieses von ihm dargebrachteOpfer, das die Lebenden und die Toten in einer Weise mit Gnaden überschüttet, die er selbst nicht begreift. Er würde verstehen, daß sein Akt, den Leibund das Blut Christi zu sich zu nehmen, nicht nur bedeutet, daß er die Komunion vor den Gläubigen empfängt. Der Priester nimmt die verwandelten Gestalten zu sich, um die Opferhandlung zu vervollständigen. Erst dann kann er die Gläubigen dazu einladen, das kostbare Geschenk der heiligen Kommunion zu empfangen.

Dürfen wir hoffen, daß diese „Wüste“, in die uns die Pandemie zwangsweise gestoßen hat, zu einer Vertiefung unseres Glaubens und zu einem neuen Verständnis der hl. Messe führen wird? So wie der Geist Jesus für 40 Tage in die Wüste geführt hat, um ihn durch tief gehende Versuchungen und Entsagungen auf seinen Dienst vorzubereiten, so möge der gleiche Geist auch uns darauf stoßen, was der katholische Gottesdienst der hl. Messe wirklich bedeutet: unsere Vereinigung mit dem Opfer am Kreuz in Lob und Dank vor Gott.

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