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Die Sendung des Geistes

Bild: Lous Mohr 1938, Picture Alliance /imageBROKERDer Heilige Geist erscheint in der Kirche des Westens als der große Unbekannte. Wie schwer man sich in der Deutschkirche mit dieser Person der Hochheiligen Dreifaltigkeit tut, springt unmittelbar ins Auge, wenn man auf katholisch.de die Suchfunktion mit dem Stichwort „Heiliger Geist“ startet: Da kommen zunächst 8 Videos, größtenteils mit mehr oder weniger traditionellen Hymnen und Liedern, und Erklärstücke der Art: Was der Heilige Geist für mich bedeutet – für mich, darauf kommt es an. Beim Blick in den Katechismus von 1993 wird kenntlich, daß das Problem weltkirchliche Dimension zu haben scheint: Das Kapitel über den Geist Gottes ist mit nur 60 Abschnitten (der Katechismus insgesamt hat an die 3000) nicht nur außerordentlich kurz, darin findet sich auch unter vielen Belegstellen aus der hl. Schrift und wenigen von den Kirchenvätern ungewöhnlicherweise keine einzige aus den Dokumenten des II. Vatikanums. Hat die Gegenwart zur Dritten Person der Trinität nichts mehr zu sagen.?

In einem gewissen Gegensatz zu dieser Vermutung steht der Umstand, daß die Liturgiereformer der 60er Jahre die Woche vor Pfingsten, in der traditionell vielerorts (außerliturgische) Novenen zum Heiligen Geist gebetet wurden, liturgisch besonders auszeichneten. Die Orationen und Lesungen der Werktage dieser Woche des Missales von 1979 sind überwiegend dem Heiligen Geist gewidmet, und im Stundenbuch haben zusätzlich auch die Väterlesungen den Parakleten zum Thema. Die Liturgie ist nach überliefertem Verständnis eine der Quellen des Glaubens und Ausdruck der Lehre – was ist aus den Orationen des Missales (das Stundenbluch bleibt hier außen vor) über den Glauben der Kirche vom Heiligen Geist zu erfahren?

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Zunächst fällt auf, daß die Orationen sich ausnahmslos an die Erste Person als handelnde Person richten, daß sie den Geist herabsenden möge – die Formulierungen folgen dabei einem modernen Trend in der Messliturgie, auch außerhalb des Kanons, ausschließlich und betont den Vater anzusprechen. Die pfingstlichen Orationen der überlieferten Liturgie sind hier weniger auf „klare Verhältnisse“ bedacht und schließen vor allem bei allen Orationen, die den Heiligen Geist ansprechen, diesen durch die erweiterte Schlußformel „in der Einheit eben dieses Heiligen Geistes“ in den trinitarischen Bogen mit ein. Der Novus Ordo beläßt es (mit der Ausnahme des Tagesgebetes am Samstag) stets bei „Darum bitten wir durch Jesus Christus“.

Der Inhalt der Orationen verstärkt den Eindruck, daß die Fixierung der modernen Theologie auf „klare Verhältnisse“ sie daran hindert, dem Walten des Pneuma in der Direktheit und in dem Umfang Ausdruck zu geben, in der das z.B. in den klassischen Pfingsthymnen der Fall ist. Die Sequenz „Veni sancte Spiritus“ bzw. deren deutsche Übersetzung ist allerdings weiterhin Teil der Messe vom Pfingstsonntag.

Die Orationen der Vor-Pfingstwoche sind jedenfalls (zumindest in der deutschen Version) in der wenig direkten Weise getextet, die die Orationen des Novus Ordo generell auszeichnet.

Das sieht dann so aus:

  • Sende den Heiligen Geist auf uns herab. Er wohne in uns und mache uns zum Tempel seiner Herrlichkeit. (Tagesgebet Mo und Di)
  • Der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, er wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. (Joh. 14, 26, Kommunionvers Di)
  • Barmherziger Gott, du versammelst deine Kirche im Heiligen Geist. Gib, dass sie dir von ganzem Herzen dient und in aufrichtiger Liebe die Einheit bewahrt. (Tagesgebet Mi)
  • Nimm das Opfer an, das dir im Heiligen Geist dargebracht wird, und mache uns selbst zu einer Gabe, die für immer dir gehört. (Gabengebet Do)
  • … sende uns den Heiligen Geist. Er reinige unsere Herzen, damit dir gefallen kann, was wir darbringen. (Gabengebet Fr)
  • Dein Heiliger Geist komme auf uns herab. Er mache uns bereit für die Feier des heiligen Opfers, denn er ist die Vergebung der Sünden. (Gabengebet Sa)

All das ist durchaus richtig und klingt auch irgendwie fromm, läßt aber an der sonst doch so sehr betonten Übertragbarkeit auf das konkrete Leben viele Wünsche offen. Nicht nur am Beispiel vom Samstag wird überdeutlich sichtbar, daß jeder Hinweis auf die Eigenleistung fehlt, die doch unentbehrlich ist, um Raum für das Wirken des Geistes zu schaffen.

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