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Zum 5. Sonntag nach Erscheinung

In diesem Jahr fällt der 5. Sonntag nach Erscheinung wegen des späten Ostertermins noch ins Frühjahr – das kommt dem Evangelium vom Samann, der mit dem Ausjäten des feindlichen Unkrauts bis zur Ernte warten will, von der Jahreszeit her durchaus zu gute. Der 5. Sonntag hat aber eine weitere Besonderheit aufzuweisen, die noch weitaus seltener ist als sein Fall in den beginnenden Frühling: Das „Tagesgebet“ des „Fünften Sonntags im Jahreskreis“ wie man diesen Sonntag in zeitgeistig neutralisierender Weise genannt hat, ist nicht nur das gleiche, das die römische Liturgie seit unvordenklicher Zeit an eben diesem Sonntag betet, es hat auch die Besserwisserei des Consiliums in sprachlich unveränderter Form überstanden. Darauf hat Fr. Zuhlsdorf gestern in einer Glosse aufmerksam gemacht.

Der lateinische Wortlaut ist:

Familiam tuam, quaesumus, Domine, continua Pietate Custodi, ut, qua in sola spe gratiae celestis innititur, tua semper prutectione muniatur.

Der gute alte Schott (Ausgabe 1953) hatte das seinerzeit so übersetzt:

Wir bitten Dich, o Herr: Behüte Deine Familie unablässig in Deiner Vatergüte; sie findet ja die einzige Stütze ihrer Hoffnung nur in der himmlischen Gnade; drum möge sie allezeit unter Deinem Schutz in Sicherheit sein.

Der nicht so gute Online-Schott des Novus Ordo bietet dafür:

Gott, unser Vater, wir sind dein Eigentum und setzen unsere Hoffnung allein auf deine Gnade. Bleibe uns nahe in jeder Not und Gefahr und schütze uns.

Das ist ziemlich frei, aber nicht sinnentstellend; damit könnte man, wäre nur nicht der Begriff „Familie“ unerklärlicherweise umschrieben und das Personalpronomen „dein“ in der Anrede Gottes groß geschrieben, einigermaßen leben.

Die englischsprachigen Länder waren in dieser Hinsicht während der Jahrzehnte, in der die erste offizielle Übersetzung des Missales galt, nicht so glücklich. Dort hieß es in unserer Rückübersetzung:

Vater, behüte deine Familie und halte uns in deinem Schutz, denn all unsere Hoffnung setzen wir auf dich.

Auffällig ist hier die meidung jedes Hinweises auf Gnade. Seit 2011 gilt nun in Angelsachsien eine verbesserte Version:

Beschütze deine Familie, O Herr, mit nie versagender Sorge, damit sie, die sich alleine auf die Hoffnung der himmlischen Gnade stützt, allzeit unter deinem Schutz geborgen sei.

Damit sind wir dann nahe am Latein und auch am alten Schott – und meilenweit entfernt von der ersten Fassung aus dem Jahr 1971. Soviel zum Novus Ordo als „eine und einzige Form“ der lex legendi der römischen Kirche.

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