Bereichsnavigation Themen:

Der Streit um das „pro multis“ ist nun beendet

Der Papst mit der neuen FerulaMit seinem Schreiben vom 14. April, das am 24. April veröffentlicht worden ist, hat Papst Benedikt die langjährige Auseinandersetzung um die korrekte Übersetzung des „pro multis“ in den Wandlungsworten der alten wie der neuen römischen Liturgie beendet. Das bestätigt auch die Presseerklärung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Walter Zollitsch, vom gleichen Tage, in der es heißt: „Der Brief bietet eine Klärung und ist der Abschluss einer Diskussion.“ Kardinal Meissner hat bereits an seine Mitbrüder im Bischofsamt appelliert, der Aufforderung des Papstes so schnell wie möglich nachzukommen:

Nachdem die großen Sprachfamilien der Welt diesen wichtigen Text entsprechend dem biblischen Urtext geändert haben, sollten wir als deutsche Katholiken nun nachziehen.“

Andere Bischöfe folgen ihm in dieser Zustimmung, wie die Tagespost heute mitteilt.

Andererseits ist es klar, daß das „Lehramt der Theologen“ sich von der nun eingetretenen Entwicklung nicht beeindrucken lassen wird. Der Dekan der Münsteraner Theologie, Hw. H. Prof. Klaus Müller, hat bereits dazu angesetzt, die römische Klarstellung als Lockangebot an die Piusbruderschaft ins denkbar schlechteste Licht zu rücken und stellt die Frage: „Ist hier eine Reaktion am Werk, die das Erbe des Konzils zerstören will?“

Nun, die Zeit ist gerade dabei, über ihn und andere selbsternannte Nachlassverwalter des Konzils hinwegzugehen. Was dagegen bleiben wird ist die ausführliche Begründung des Papstes für seinen Auftrag an die deutschen Bischöfe, die Übersetzung bald möglichst am Wortlaut und nicht an der Interpretation auszurichten. Einmal wegen der klaren und überaus deutlichen Worte, die der Papst hier gefunden hat. Deutlich auch in Hinblick darauf, daß das Verständnis der Kirche von Übersetzungen sich vom nachkonziliaren „Comme le prevoit“ (1969) zu „Liturgiam authenticam“ (2001) erneut tiefgehend gewandelt hat und daß es nun an der Zeit ist, problematische Weichenstellungen vergangener Jahrzehnte zu korrigieren.

Zum Zweiten ist es bemerkenswert, wie sehr der Papst dabei bemüht ist, den Vertretern der interpretierenden Übersetzung keine unguten Motive zu unterstellen, ihren guten Willen ausdrücklich anerkennt – und dennoch bei der Entschiedenheit seiner Anweisung bleibt. Das geht erkennbar über reine Diplomatie hinaus und ist mehr als ein Versuch, den deutschen Bischöfen die soeben verabreichte bittere Pille etwas zu versüßen. Der Papst erkennt an, daß es in wichtigen pastoralen Fragen unterschiedliche Ansichten mit erheblichen praktischen Auswirkungen geben kann, ohne daß die eine oder die andere Seite in den daraus hervorgehenden Auseinandersetzungen von vornherein im Unrecht sein müßte. Und dann nimmt er für sich als Nachfolger Petri und „Hüter von Christi Schafen“ Recht und Vollmacht in Anspruch, eine Entscheidung zu treffen.

Darin liegt ein Muster, das für die Überwindung vieler in den nachkonziliaren Wirren aufgebrochener Unklarheiten taugen könnte. Insbesondere dann, wenn wie in diesem Brief größte katechetische Feinfühligkeit und Klarheit in der Aussage und der Anweisung zusammengehen.

Zusätzliche Informationen