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Wie arianisch ist der Novus Ordo?

Bild: Aufnahme des UmschlagsDie absurde Behauptung von Papst Franziskus in TC und seines Mitarbeiters Roche in den „Responsa ad Dubia“, daß der Novus Ordo die einzige „lex orandi“ des römischen Ritus darstellte, hat in traditionstreuen Kreisen zu einer verstärkten kritischen Untersuchung des Missales Bugninis und Pauls VI. geführt – in der Regel ohne zu bestreiten, daß die hl. Messe auch nach diesem Missale gültig und gnadenbringend gefeiert werden kann. Kann – aber in der Realität selten genug auch wird.

Im Vordergrund der Kritik steht meistens die empirisch belegbare Feststellung, daß der Novus Ordo durch den Abbau sakraler Formen das Bewußtsein der Gläubigen für die metaphysische Dimension des Geschehens am Altar vermindert und durch die als „aktive Teilnahme“ ausgegebene Einbeziehung der Gemeinde – oft reduziert auf aktivistische „Vorzugslaien“ – die Bedeutung des priesterlichen Handelns herabsetzt oder ganz unsichtbar macht. Abbau der Bereitschaft zur Teilnahme und Verlust zentraler Glaubensinhalte – Stichwort Realpräsenz – sind die zu Recht beklagten Folgen. Danach würde die Feier des Messopfers selbst durch die reformierte Liturgie zwar nicht beeinträchtigt – wohl aber die Fähigkeit der Gläubigen, Wert und Inhalt dieser Feier voll zu erfassen und die daraus hervorgehenden Gnadengaben zu nutzen. Ein wahrhaft paradoxes Ergebnis für eine Reform, die doch das Ziel proklamierte, diese volle und ertragreiche Teilnahme zu befördern.

So berechtigt diese Kritik auf pastoraler Ebene auch ist, so läßt sie doch außer Acht, daß es im Novus Ordo auch auf theologischer Ebene problematische Elemente gibt, die sich auf den Inhalt dessen, was da geschieht und geschehen soll, selbst auswirken können. Hier geht es weiter Peter Kwasniewski hat dazu dieser Tage auf New Liturgical Movement ein Kapitel aus seinem bereits 2014 erschienenen Buch Resurgent in the Midst of Crisis wiederveröffentlicht, das die alarmierende Überschrift hat: Nachfahren des Arius im Allerheiligsten. Aktueller Anlaß für die Wiederaufnahme dieser Kritik ist eine derzeit in den USA vieldiskutierte Artikelserie dreier recht bekannter Theologen (s. dazu hier), die sich in einer fünfteiligen Artikelserie voll hinter die eingangs zitierten römischen Thesen gestellt hatten und dabei ein grobes Unverständnis vom Wesen des seit über 1500 Jahren zelebrierten Ritus des hl. Papstes Gregor sowie der anderen anerkannten Riten innerhalb und außerhalb der Kirche von Rom zur Schau stellten. Auf eines dieser Unverständnisse zielte bereits vor 8 Jahren die Warnung Kwasniewskis, die seitdem noch an Aktualität gewonnen hat: Im trinitarischen Verständnis der Liturgie des Novus Ordo gibt es durchaus bedenkliche Tendenzen.

Nach der bis auf die Apostel zurückgehenden Tradition ist Christus einerseits der einzige Mittler zwischen dem in unzugänglichen Licht wohnenden Vater und der Menschheit – andererseits aber als wahrer Gott auch selbst Empfänger des Gebetes und Gewährer der Bitten von Gläubigen. In der modernen bis modernistischen Theologie gibt es eine Tendenz, die Funktion Christi als (menschlicher) Vermittler in den Vordergrund zu stellen und seine Göttlichkeit dahinter zurücktreten zu lassen. In der Liturgie des Novus Ordo hat diese Tendenz in mehrfacher Weise Eingang gefunden. Zum einen dadurch, daß die Zahl der explizit trinitarischen Elemente und Gebete deutlich reduziert worden ist – aus den drei neuformulierten Hochgebeten sind sie praktisch verschwunden. Auch die Präfation zur heiligsten Dreifaltigkeit, die in den letzten Jahrhunderten immer breiteren Raum für die „Sonntage nach Pfingsten“ eingenommen hat und die Geheimnisse der Trinität in großer Deutlichkeit anspricht, ist jetzt nur noch einmal im Jahr zu hören. Aus dem Bestand der Orationen wurden geradezu systematisch fast alle entfernt, die sich direkt und unmittelbar an Christus richten – tatsächlich wird der verbleibende Rest von modernen Liturgikern als Ärgernis empfunden, das möglichst bald beseitigt werden müsse. Die wohl offiziell nicht gebilligte, in der Praxis aber gerne gebrauchte Formel „durch Christus unseren Bruder und Herrn“ tut hier ein übriges dazu, die Göttlichkeit Christi in den Hintergrund treten zu lassen.

Kwasniewski legt Wert auf die Feststellung, daß die von ihm in großer Fülle dargestellten und belegten Tendenzen es noch nicht rechtfertigen, den Novus Ordo insgesamt als „arianisch“ abzulehnen. Beunruhigen müssen diese Entwicklungen dennoch, zumal der im Novus Ordo flächendeckend vollzogene Übergang zur Zelebration in der Volkssprache es noch erleichtern dürfte, solche Tendenzen quasi unterhalb der Wahrnehmungsschwelle in das Bewußtsein von Gläubigen (und Zelebranten!) einsickern zu lassen.

Je länger die Zeitspanne wird, in der die Kirche und ihre Gläubigen Erfahrungen mit der ihr von den Experten des Consiliums verordneten neuen „lex orandi“ machen können und müssen, desto verfehlter erscheint der Versuch, die gewachsene Liturgie vieler Jahrhunderte durch ein am Reißbrett entwickeltes „plattes Produkt des Augenblicks“ (J. Ratzinger 1989) zu ersetzen. Die Anmaßung der gegenwärtigen Machthaber, diese Fehlkonstruktion zur „einzigen ,lex orandi des römischen Ritus’ zu erheben, gewinnt da schon tragikkomische Züge. Weglachen kann man derlei freilich nicht - hier ist Widerstand angesagt

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