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Die 'Do it yourself'-Bibel

Nach über 10-jähriger Überarbeitung hat die Bischofskonferenz am gestrigen Dienstag die neue Version ihrer „Einheitsübersetzung“ der heiligen Schrift vorgestellt. Vor allem anderen ist ein populärer Irrtum auszuräumen: Die Einheitsübersetzung wurde zwar von Anfang an in Zusammenarbeit mit protestantischen Theologen vorbereitet – die protestantische Seite hatte jedoch erklärtermaßen nie die Absicht, von der Lutherübersetzung als Grundlage abzurücken. Das „Einheit“ bezieht sich alleine darauf, daß alle Stellen in der Liturgie der deutschkatholischen Kirche, an denen die Bibel zitiert wird, nach dieser Übersetzung wiederzugeben sind.

Das war bisher schon schlimm genug, und wird durch die neue Fassung geradezu unerträglich. Die wichtigsten Änderungen unter dem Einfluss der gerade als zeitgemäß geltenden Sprach- und Kommunikations-Theologie werden auf katholisch.de herausgestellt: Aus Eva, die Adam nach bisherigem Verständnis als „Hilfe, die ihm entspricht“ zur Seite gestellt war, wurde nun eine „ebenbürtige Hilfe“ - wie schön für sie. Die Frauen Elisabth und Maria, werden nun „schwanger“, statt daß sie „empfangen“ - insbesondere im Fall der jungfräulich empfangenden Gottesmutter muß das ernste Bedenken hervorrufen – aber der moderne Mensch „empfängt“ halt nichts, sondern er ist „Macher“. „Wunder“, die der kritischen Theologie schon bisher so peinlich waren, daß sie bei der Auswahl der Lesungen oft genug unter den Tisch fielen, gelten nun als „Machttaten“ Gottes – ob das in allen Ohren sympathischer klingt?

Aus den z.B. in den Apostelbriefen immer wieder angesprochenen „Brüdern“ werden „mit Rücksicht auf die aktuelle Lebenswelt“ „Brüder und Schwestern“ - der moderne Übersetzer übersetzt eben nicht mehr das, was da steht, sondern das, was seiner überaus maßgeblichen Meinung nach da stehen sollte.

Der von Paulus in einem seiner Briefe angesprochene Glaubensverkünder Junias wurde auf Drängen feministischer Vertreter der historisch-kritischen Methode endlich zur „Apostelin Junia“ umoperiert – insbesondere in Verbindung mit dem Apostel*in-Begriff nicht nur „ein schönes Zeichen“, wie während der Pressekonferenz zur Präsentation des Machwerks angemerkt wurde, sondern eine Maßnahme weitreichender und schwer absehbarer Bedeutung.

Wieder einmal sollen sich, so die geschäftsführende Direktorin des Katholischen Bibelwerks, Katrin Brockmöller, bei der Vorstellung „viele Hör- und Lesegewohnheiten anpassen“ - als ob das nicht schon in der Vergangenheit oft genug schief gegangen wäre. „Insbesondere bei der sehr poetischen Sprache der Psalmen gibt es Änderungen.“ Das läßt Schlimmes befürchten.

Schwer zu sagen, was an dem, was wir hier aus der Berichterstattung entnehmen konnten, verheerender ist: Der Kniefall vor dem Zeitgeist, mit der hier das überlieferte Wort Gottes manipuliert und entstellt wird, oder die dreiste Unbekümmertheit, mit der sich die DBK zu dieser Manipulation bekennt. Gespannt warten wir darauf, wie in der Neufassung der Bericht von der Einsetzung des Altarssakramentes mit dem umstrittenen „für alle“ oder „für viele“ wiedergegeben wird, und für zukünftige Revisionen richten wir unser Augenmerk auf die Wiedergabe des ärgerlichen Satzes: „Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen“.

Wenn, womit zu rechnen ist, die „neue Einheitsübersetzung“ ohne Zeitverzug in der liturgischen Praxis umgesetzt werden sollte, stellt sich mit neuer Dringlichkeit die Frage, inwieweit man guten Gewissens an derart manipulierten Liturgien teilnehmen kann. Aber vielleicht gibt es ja einen ganz einfachen Ausweg: Kirchgänger und Kirchgängerinnen rüsten sich mit einem Exemplar der Lutherbibel aus – die enthält weniger bedenkliche Passagen.

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