Die Passion dauert an - IV
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- 12. April 2017
Das präpotente Auftreten von „Vorzugslaien,“ die die Kirche zur Beute ihrer beruflichen und ideologischen Ambitionen machen, wäre nicht möglich ohne ein spiegelbildlich schwächliches, im übrigen aber kaum weniger weltlichen Maßstäben unterworfenes Agieren von pastores, die ihrem Hirtenamt untreu sind. Längst haben allzu viele ihren faulen Frieden mit den Wölfen geschlossen, wenn sie nicht ganz auf ihre Seite übergewechselt sind. Am schmerzlichsten sichtbar wird die Beteiligung ungetreuer Hirten an der fortdauernden Kreuzigung des Herrn da, wo sie ihre eigentliche Hauptaufgabe vernachlässigen: die würdige Verwaltung der Sakramente und die auftragsgemäße Feier des hl. Messopfers.
Schon geradezu sprichwörtlich geworden ist die Erscheinung, daß die Schlangen der zum Kommunionempfang angetretenen Teilnehmer am Tisch des Herrn immer länger werden, während die vor den Beichtstühlen immer kürzer geworden oder ganz verschwunden sind. Anscheinend macht es vielen Priestern nichts mehr aus, den Leib des Herrn allen zu reichen, die das verlangen, und es interessiert sie immer weniger, ob diese Empfänger den nicht grundlos so präzise formulierten Anforderungen der Kirche genügen oder nicht. Oder ob sie überhaupt wissen, was es mit diesem „geweihten Brot“ auf sich hat und was es von gewöhnlicher Speise oder von alltäglichen Symbolen der Gemeinsamkeit unterscheidet. Weniger offensichtlich, aber in der Sache nicht weniger skandalös, ist die Vernachlässigung und Mißachtung des sakramentalen Charakters der anderen Sakramente; der Ehe, deren Abschluß Priester immer öfter ohne die notwendige Vorbereitung der Heiratswilligen bezeugen, oder der Taufe, die auch und gerade Bischöfen oft nur noch als Akt der Einschreibung in eine (steuerpflichtigen) Gemeinschaft gilt.
Ihren Höhepunkt erreicht diese Geringschätzung dessen, worum es im Priester- und Hirtendienst im Kern geht, in der Vernachlässigung der Liturgie. Es ist keine Übertreibung, wenn man sagt, daß es gerade in den deutschsprachigen Ländern ganze Bistümer gibt, in denen kein Diözesanpriester die Messfeier ohne Verstöße gegen die Grundordnung des geltenden Messbuches „durchführt“; zum großen Teil durchaus schwerwiegende Verstöße, deren Vermeidung in Redemptionis Sacramentum ausdrücklich angemahnt worden ist. In einigen Fällen ist daher durchaus daran zu zweifeln, ob der „Vorsteher der Gemeindefeier“ das tun will, was die Kirche tut – oder ob er sich als Akteur einer sakrilegischen Travestie als Täter an der fortdauernden Kreuzigung Christi beteiligt.
Oratio Rhytmica IV - ad latus
(Salve Jesu, summe bonus)
Sei gegrüßt Jesus, du höchst Guter,
und so sehr geneigt zur Schonung:
Deine hingeschlachteten Glieder
sind so gräßlich verrenkt
an dem trockenen Ast des Kreuzes.
Sei gegrüßt, Seite des Erlösers,
darin süßer Honig verborgen ist
darin die Macht der Liebe wohnt,
aus der hervorbricht ein Quell von Blut
der die beschmutztenHerzen reinwäscht.
Siehe, ich nähere mich Dir,
verschone mich Jesus, wo ich schuldig bin:
doch mit beschämtem Angesicht
komme ich aus eigenem Antrieb zu Dir,
um Deine Wunden zu durchforschen.
Sei gegrüßt, wohltuende Öffnung,
von dem die reine Blutader ausströmt
Du Tür, offen und tief
röter als eine Rose
heilsträchiges Heilmittel.
Dein Duft ist süßer als Wein,
es weist das Gift der Schlangen ab;
Dieser Dein Trank ist ein Trank des Lebens,
die ihr Dürstet, kommet hinzu,
öffne dich, du süße Wunde.
Du rote Verletzung, öffne dich,
lass mein Herz Dich erspüren
lass mich in Dich eingehen,
ich möge ganz in Dich eintreten,
öffne Dich dem Elenden, der da anklopft.
Ich berühre Dich mit meinem Munde,
und ich ziehe Dich leidenschaftlich an mich heran,
ich senke mein Herz in Dich hinein
und küsse Dich mit brennendem Herzen.
Ziehe mich ganz in Dich hinein.
O wie süß ist dieser Geschmack,
wer Dich kostet, Jesus Christus,
könnt, von Deiner Süße überwältigt,
vor Liebe sterben
und Dich Einen einzig lieben.
Berge mich in dieser Furche,
nimm mein Herz tief hinein
wo es sich verborgen erwärme
und in Friede zur Ruhe kommt
um sich künftig vor gar nichts mehr zu fürchten.
Der Atem meiner Todesstunde
trete ein in Deine Seite, Jesus,
dorthin ausgehaucht gehe er in Dich ein
der grimmige Löwe möge dort nicht hinkommen,
aber (meine Seele) soll bei Dir bleiben.
Eine Kommentierung der Oratio Rhytmica des Arnulph von Löwen und die lateinische Fassung dieses Hymnus finden Sie auf hymnarium.de.