Gott ist der Herr der Geschichte
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- 13. Juli 2017
Unter dem heutigen Datum verzeichnet das traditionelle römische Martyrologium – neben anderen – die heiligen Propheten Joel und Esdras aus dem alten Testament. Joel, der im 8. und 9. Jh v. Chr. gelebt haben dürfte, ist allgemein wenig bekannt – wir nutzen daher die Gelegenheit, ihn bzw. sein Werk etwas ausführlicher vorzustellen. Joel gehört zu den 12 „kleineren Propheten“ - als solche bezeichnet wegen des geríngen Umfangs ihrer überlieferten Schriften. Bei Joel ist das gerade ein schmales Büchlein von insgesamt gerade einmal 72 Versen in drei Kapiteln. Doch dessen Bedeutung liegt nicht in seinem Umfang, sondern in seinem Inhalt. Und der erscheint im Zeitalter einer ebenso polemischen wie unernsten Entgegensetzung von „Frohbotschaft“ und „Drohbotschaft“ besonders aktuell.
Das erste Kapitel, verfaßt lange vor der babylonischen Gefangenschaft des 6. Jahrhunderts, enthält eine apokalyptische Vision von der Zukunft des Volkes Israel, das sich von seinem Gott abgewandt hat. Die Natur lehnt sich auf, seine Lebensgrundlage verdirbt, und feindliche Vöker geben ihm den Rest:
Was die Raupen zurücklassen, fressen die Heuschrecken, was die Heuschrecken zurücklassen, fressen die Käfer , was die Käfer zurücklassen, verzehrt der Mehltau. Wacht auf, Trunkene, und weinet, heulet alle, die ihr den Wein trinkt mit Lust, denn er wird genommen von eurem Munde! Denn ein Volk zieht herauf in mein Land, stark und unzählig; seine Zähne sind wie Löwenzähne, und seine Stock-Zähne wie die junger Löwen. Es macht meinen Weinberg zur Wüste und schält ab meinen Feigenbaum, entblößt, beraubt und wirft ihn nieder.
Der Autor der Apokalypse des neuen Testaments kannte diese Prophetie und macht sich ihre Bilder für seine Schau der letzten Tage zu eigen.
Das zweite Kapitel lenkt den Blick auf den Messias, den Retter, von dessen zweimaliger Ankunft berichtet wird: Einmal in der Zeit, zur Abwehr und Beendigung der angekündigten Nöte und dem Übergang zu einem Zeitalter des Friedens, und dann am Ende der Zeit, wenn die Schöpfung wieder zu dem wird, was sie von Anfang an sein soll:
Erfahren sollt ihr, daß ich in Israels Mitte bin, und daß ich der Herr, euer Gott, und sonst keiner mehr ist, und mein Volk wird nicht zu Schanden werden in Ewigkeit. Und danach will ich meinen Geist über alles Fleisch ausgießen... und auch über eure Söhne und eure Töchter … und auch über meine Knechte und Mägde...Und ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf der Erde, Blut und Feuer, Dampf und Rauch. Die Sonne wird sich zu Finsternis verwandeln, und der Mond in Blut, denn der Tag des Herrn kommt, der große und schreckliche, und jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden. Dann wird Jerusalem zur heiligen Stadt Gottes unter den Menschen: Erfahren sollt ihr, daß ich der Herr euer Gott bin, wohnend auf Sion, meinem heiligen Berge, und heilig wird Jersualem sein, und kein Fremder fürder durch selbes ziehen.
Seit alters her sehen die Väter der kirchlichen Bibelauslegung in den letzten Versen des 3. Kapitels eine Vorausschau auf den endgültigen Sieg der im himmlischen Jerusalem versinnbildlichten Kirche und der endgültigen Niederlage ihrer Feinde. In dieser Phase des großen Dramas der Geschichte werden sich auch die Kinder Judas, die bis dahin den Glauben an den Messias verweigert haben, bekehren. Und das Gericht über die, die sich dem Willen Gottes widersetzt und sein Volk verführt und versklavt haben, wird endgültig sein.
Ägypten soll zur Wüste werden, Edom zur verderbnisvollen Steppe; da sie Unrecht geübt an den Söhnen Judas und unschuldig Blut vergossen in seinem Lande. Und Judäa wird ewig bewohnt sein, und Jersualem von Geschlecht zu Geschlecht. Ich will rein sprechen Ihre Blutschuld, die ich noch nicht rein gesprochen hatte, und der Herr wird wohnen auf Sion.