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Das Märchen von der „Unumkehrbarkeit“

Aufnahmen: New Liturgical Movement

New Liturgical Movement veröffentlicht unter dem Datum von gestern einen Beitrag mit der Überschrift: Rückkehr zum Schönen im Kirchenbau. Er referiert einen Artikel im National Catholic Register (das ist der „gute“ NCR) der dieses Thema kürzlich ausführlicher und mit Verweis auf mehrere Projekte behandelt hat. Danach - und nach vielen Veröffentlichungen auf NLM - gibt es im Kirchenbau Nordamerikas einen klar erkennbaren Trend zu stärker traditionellen Formen. Genauer gesagt sind es sogar zwei Trends: Einmal bei den Neubauten, die immer öfter mit modernen Bauverfahren, aber in traditionellem oder an die Tradition angelehnten Stil errichtet werden. Und dann bei den Renovierungen, bei denen ebenfalls oft die Verirrungen der 60er und 70er Jahre ganz oder teilweise rückgängig gemacht werden.

Die Ergebnisse sind nicht in jedem Fall kunsthistorisch oder geschmacklich voll befriedigend - aber sie sind allemal besser und der Schaffung einer zu Gebet und Gottesdienst einladenden Umgebung günstiger als die selbstverliebten Expressionen zumeist ästhetisch minderbemittelter Modernisten. Und in jedem Fall vermeiden sie die häretische Beschwörung einer erst nach dem 2. vatikanischen Konzil zu ihrer eigentlichen Bestimmung gekommenen Kirche.

Wer genau hinschaut - das gilt auch für die oben gebrachten Bilder des Seminars Josephinum in Columbus, Ohio - kann erkennen, daß es sich bei der großen Mehrzahl der die Tradition aufgreifenden Projekte nicht wirklich um eine vollständige Rückkehr zum alten Bestand oder traditionellen Formen handelt. Teilweise ist eine - mal mehr, mal weniger gelungene - Modernisierung von Farb- und Formensprache festzustellen. Nicht alle „Kirchenkunst“ des ausgehenden 19. oder beginnenden 20. Jahrhundert ist es wert, zurückgeholt zu werden. Andererseits läuft jede Aktualisierung ihrerseits Gefahr, in wenigen Jahrzehnten als überholt zu gelten - auch das war schon immer so.

In vielen Fällen - so auch in Columbus - wurde das vor Jahrzehnten eingeführte Prinzip des voll umschreitbaren Altares beibehalten. Allerdings wird dieser Altar dann nicht betont als Volxaltar gestaltet, sondern erscheint zumindest von vorne wie ein traditioneller Hochaltar. Vor allem aber ist er so angelegt, daß er gleicherweise zur Zelebration „ad Dominum“ oder zur Gemeinde hin geeignet ist. Man versucht also nicht, liturgische Vorlieben der 70er Jahre quasi in Beton zu gießen und dadurch unumkehrbar und „alternativlos“ erscheinen zu lassen. Tatsächlich werden Altäre dieser Art in amerikanischen Seminaren auch des öfteren dazu genutzt, die Seminaristen - so wie es dem Auftrag von Summorum Pontificum entspricht - mit der überlieferten Form vertraut zu machen.

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