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Der hl. Evangelist Matthäus

Bild: WikimediaDie Kirche gedenkt heute des Apostels und Evangelisten Matthäus, von dem moderne Bibelwissenschaft wenig mehr zu sagen weiß, als, daß man nichts über ihn wisse und wohl nur das eine über ihn sicher gesagt werden könne: Daß er jedenfalls nicht der Verfasser des nach ihm benannten Evangeliums gewesen sei.

Gähn.

Begeben wir uns also auf verläßlicheren Boden und greifen zur Legenda Aurea des guten Bischofs Jacopo de Voragine, der durchaus Aktuelles über das Martyrium des Heiligen zu berichten weiß. Der habe drei und dreißig Jahre im Lande der Ägypter gelebt, in dieser Zeit auch den König Egippus bekehrt und dessen Tochter Ephigenia zur Oberin eines Hauses frommer Jungfrauen eingesetzt. Doch der Nachfolger des Egippus mit Namen Hirtacus „begehrte Ephigenien zum Weibe und versprach dem Apostel die Hälfte seines Reiches, wenn er sie überrede, ihn zu ehelichen“. Matthäus ließ dem König ausrichten, er möge am kommenden Sonntag zur Kirche kommen, dort werde er auch Ephigenie sehen, und er, der Evangelist, werde predigen.

Der erwartungsfrohe König bekam dann zunächst in der Predigt eine hohes Lob der Ehe zu hören, das ihm überaus gut gefiel – sah er darin doch eine Aufforderung an Ephigenie, in die von ihm gewollte Verbindung einzuwilligen. Doch dann fuhr der Matthäus der frommen Legende fort:

Da nun die Ehe also edel ist, soll sie vor allem Unreinen bewahrt bleiben. Ihr alle wißt: Wenn ein Diener es wagen würde, des Königs Braut zu rauben, der hätte nicht nur des Königs Zorn, sondern auch den Tod verdient, nicht weil er ein Weib nähme, sondern weil er seines Herren Ehe bräche. Das gilt auch für dich, König, denn du weißt, daß Ephigenie des Königs Gemahlin ist und mit dem heiligen Schleier geweiht – wie könntest Du dem die Braut rauben, der größer ist als du?“

Das kam bei dem Machthaber nicht gut an und er stürmte wütend aus der Kirche. Gleich nach der Messe schickte er seine Mordbuben los, und „die schlugen den Heiligen, als er noch vor dem Altar stand und mit ausgebreiteten Armen betete, von hinten mit zwei Schwertstreichen, und so erfüllte er sein Martyrium“.

Wer will, mag in dieser Legende eine Aufnahme der Berichte über das Martyrium des Thomas Becket fast genau hundert Jahre vor der Abfassung der Legenda sehen – Becket hatte sich geweigert, seinem König den Vorzug vor Gottes Gebot zu geben. Oder auch eine Vorausschau auf das Martyrium des Thomas Moore, dem zweihundert Jahre später der Kopf abgehackt wurde, weil er nicht bereit war, den Ehebruch des Königs pastoral zu begleiten.

Was das alles mit dem historischen Evangelisten Matthäus zu tun hat. Ein Blick ins Kapitel 19, 3-9 gibt Auskunft:

Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer die Menschen am Anfang als Mann und Frau geschaffen hat und dass er gesagt hat: Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die zwei werden ein Fleisch sein? Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Da sagten sie zu ihm: Wozu hat dann Mose vorgeschrieben, dass man (der Frau) eine Scheidungsurkunde geben muss, wenn man sich trennen will? Er antwortete: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat Mose euch erlaubt, eure Frauen aus der Ehe zu entlassen. Am Anfang war das nicht so. Ich sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch.

Darüber, wie das im Einzelnen zu verstehen ist, gibt es eine seit zweitausend Jahren unverändert und unverrückbar gepredigte Lehre der Kirche. Auch die handstreichartige Umgründung des von Papst Johannes-Paul II. errichteten Instituts für Studien zu Ehe und Familie zu einem Thinktank für Amoris Laetitia wird daran nichts ändern können.

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