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St. Michael, verteidige uns im Kampfe

Gemälde von Jaime Huguet, Wikimedia, Public DomainZu den Merkwürdigkeiten der modernen liturgischen Entwicklung gehört es, daß die hochgelehrten Litugie-Ingenieure der Bugnini-Schule bestimmte Züge der kirchlichen Tradition just zu dem Zeitpunkt aufgeben und „abschaffen“, an dem die entsprechenden Gegenstände in der Gesellschaft besonderes Interesse hervorrufen. Das gilt für die Gregorianik, die seit ihrer Entfernung aus der Liturgie zu einem nicht immer glücklichen Themen- und Formenspender der Populärmusik geworden ist, und das gilt für die Engel, die mächtigen Geister der „unsichtbaren Welt“, an die zu glauben wir doch im Credo bezeugen. Sie haben die Christenheit als Patrone von Nationen, Helfer in Notlagen, Schutzengel aller Menschen seit zweitausend Jahren begleitet. Heute gelten sie der Theologie bestenfalls als Randthema und führen als Exponenten einer neuen „Engelreligion“ eine eher kitschige Existenz auf Grabsteinen oder in Esoterik-Läden, wo sie meist vergesellschaftet mit Halbedelsteinen, Tarotkarten und ähnlichem Klimbim auftreten. 

Das am kommenden Dienstag, dem 2. Oktober, gefeierte Schutzengelfest ist zum Gedenktag herabgestuft und wird von den Liturgieerklärern der Erzabtei Beuron mit spitzen Fingern angefasst:

Der Glaube an Engel, d. h. mächtige Geistwesen, die in der Welt Gottes und der Menschen eine Rolle spielen, wird schon in der Heiligen Schrift ausgesprochen, wenn auch nicht eigentlich geklärt. Im Alten Testament ist der „Engel Gottes“ (Engel Jahwes) der hilfreiche Bote Gottes ... Im Neuen Testament spielen die Engel eine Rolle im Leben Jesu und der Urkirche. Es gibt dämonische, satanische Mächte, und es gibt auch die guten Engel, die den Menschen helfen, sie führen und beschützen.

Die Feiertage der drei namentlich bekannten Erzengel Gabriel, Rafael und Michael sind zu einem gemeinsamen Fest am 29. September zusammengefasst, an das in einigen Gemeinden auch noch erinnert wird, in vielen anderen aber nicht mehr. Dabei gehörte das Fest des Erzengels Michael, das ursprünglich heute gefeiert wurde, weit über tausend Jahre lang zu den prägenden Festen des Kirchenjahres. In ganz Europa markierte der Michaelstag, der vielfach am Abschluß der Erntezeit lag, einen Tag der Rechnungslegung, an dem Zinsen und Steuern gezahlt und fällige Leistungen abgerechnet wurden. Heute würde man vom Ende und Neuanfang des Fiskaljahres sprechen. In England noch stärker als auf dem Kontinent war der Michaelstag (=Michaelmas) zusammen mit Martinmas, Candlemas (=Lichtmess) und natürlich Christmas einer der Knotenpunkte im kirchlichen und ebenso im weltlichen Jahresablauf.

Im überlieferten Missale hat das „Fest der Einweihung der Kirche des hl. Erzengels Michael“ am 29. September den hochfestlichen Rang eines Duplex 1. Klasse, das wurde 1962 zu „1. Klasse“ vereinfacht und ist im neuen Kalendarium ein gewöhnliches Fest.

Unverändert blieb 1962 die Festbeschreibung im Beuroner Schott:

„Der hl. Michael ist der Fürst der himmlsichen Heerscharen: Als Anführer der guten Engel bestand er den Kampf gegen Luzifer und seinen Anhang. Er war zum Beschützer des auserwählten Volkes bestellt (Dan. 10,13 u. 12.1)und wird auch vom Gottesvolk des neuen Bundes als mächtiger Schirmherr, besonders als ritterlicher Schutzpatron Deutschlands, verehrt. Die heilige Kirche ruft ihn namentlich in den Kämpfen mit den Feinden Christi an; er ist Führer und Vorbild der Streiter Christi.Seinem Schutz sind auch die scheidenden Seelen anvertraut. Der Name des Erzengels bedeutet: „Wer ist wie Gott?“ Sein Fest möge uns zum Eifer für Gottes Sache, zum tapferen Kriegsdienst für Gott anfeuern.

Die Verehrung des hl. Erzengels Michael ist in der Kirche uralt.Schon Kaiser Konstantin der Große erbaute ihm zu Ehren beim Vorgebirge Hestiä am Bosporus eine Kirche. Das heutige Fest war ursprünglich der Jahrestag der Weihe der St. Michaelskirche an der Via Salaria in Rom.“

Davon ist heute übriggeblieben:

Das biblische Wort für Engel bedeutet „Bote“: nach Hebr 1,14 sind die Engel Geister, die im Dienst Gottes stehen und die er denen zu Hilfe schickt, die gerettet werden sollen. Im Alten Testament werden die Engel auch als „Heilige“ oder als „Söhne Gottes“ bezeichnet. Unter ihnen werden die Kerubim und die Serafim (Einzahl: Kerub und Seraf) besonders hervorgehoben. Einzelne werden mit Namen genannt: Michael („Wer ist wie Gott?“). Gabriel („Kraft Gottes“ oder „Held Gottes“), Rafael („Gott heilt“).

Dafür wird sich heute keiner zur Kirche begeben, und warum und zu wessen Hilfe man da beten sollte, bleibt auch unerfindlich. Leute, sagt's ehrlich: An Engel und so glaubt Ihr doch längst nicht mehr.

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