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Weihnachten und Märtyrerfeste

Bild: Summorum-Pontificum.deWeihnachten gilt als Fest der Harmonie und des Friedens, und die Menschwerdung des göttlichen Wortes ist in der Tat das nachdrücklichste „Friedensangebot“, das der Menschheit je gemacht worden ist. Wie wenig damit für den „Frieden auf Erden“ schon erreicht ist, zeigt der liturgische Kalender für die Tage der Weihnachtsoktav in bestürzender Deutlichkeit. An zwei Tagen setzt sich die blutrote Farbe des Martyriums auch in unseren überaus friedliebenden Tagen noch gegen das Weiß der Weihnachtsfreude durch – das beginnt gleich am – der Liturgie im eigentlichen Sinne unbekannten - „zweiten Weihnachtsfeiertag“ mit dem Fest des Erzmärtyrers Stephanus. Dem folgt zwei Tage später das Märtyrerfest der heiligen Unschuldigen Kinder.

Bis zu den liturgischen Reformen der 60er Jahre war Rot auch die Farbe des 29. Dezember, an dem die Kirche das Fest des hl. Thomas von Canterbury feierte, der wegen seines Widerstands gegen die Anmaßungen von König Henry II. Von dessen Gefolgsleuten ermordet wurde – in seiner Bischofskirche während der Vesper. Die Reform hat dieses Fest zu einem bloßen „Gedächtnis“ herabgestuft und in die Reihe der Oktavtage zu Weihnachten eingeebnet. Ein insoweit erstaunlicher Vorgang, als die Reformer ansonsten keine Gelegenheit ausließen, Oktaven zu beseitigen. Mit Blut hat schließlich auch der 1. Januar zu tun, der 8. Tag nach Weihnachten ist nicht nur feierlicher Abschluß der Weihnachtsoktav, sondern erinnert auch daran, daß Jesus an diesem Tag nach dem Gesetz Moses beschnitten, so in das Volk des Bundes eingegliedert wurde und den Opfergang zur Erlösung begann. Davon ist nach zwei liturgischen Reformen des 20. Jahrhunderts und der Umbenennung des „Festes der Beschneidung des Herrn“ in das „Hochfest der Gottesmutter Maria“ nur noch am Rande die Rede.

Vier mal Blut, Martyrium, Opfer und Leiden und das an Weihnachten – das ist dem modernen Menschen wohl nicht mehr vermittelbar.
Dabei wäre jedes dieser vier Feste mit seinen Festgedanken heute von höchster Aktualität. Das Martyrium des Stephanus steht für das Leiden, mit dem jeder rechnen muß, der sich um des Glaubens willen den in der Gesellschaft herrschenden (Un-)Wertvorstellungen widersetzt. Der Kindermord zu Bethlehem erinnert nicht nur daran, daß politische Machthaber zu jeder Zeit bereit waren und sind, buchstäblich über Leichen gehen, um ihre Macht zu erhalten. Das herodianische Gemetzel beschwört auch die Bilder des heutigen Massenmordes an Ungeborenen, mit dem die Gesellschaft ihre Kinder auf den Altären des Wohlergehens opfert – nur daß diese Altäre heute nicht mehr Baal und Moloch, sondern angeblich unabdingbaren individuellen Freiheitsrechten geweiht sind.

Thomas von Canterbury verweist darauf, daß im Verhältnis zwischen Staat und der Kirche Christi zu jeder Zeit tiefe Gegensätze aufbrechen können, die dem Gläubigen immer wieder abverlangen, sich für den Dienst an weltlichen Herren oder am göttlichen Gesetz zu entscheiden. Selbst der Sohn Gottes in seiner menschlichen Gestalt sah sich der Erfüllung dieses Gesetzes verpflichtet. Preiswerter ist Erlösung nicht zu haben

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