St. Peter goes digital
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- 18. Januar 2018
Die Allen Organ Company of Macungie (Pensylvania) hat dem Petersdom eine elektronische Orgel gestiftet, die künftig bei päpstlichen Feierlichkeiten bevorzugt zum Einsatz kommen soll. Die bisher allein zur Verfügung stehende Pfeifenorgel aus den Jahren unmittelbar vor dem Konzil war – so die offiziösen Erklärungen – den Anforderungen des digitalen Zeitalters nicht mehr gewachsen, da ihr Klang, um z.B. auf den Petersplatz oder gleich weltweit übertragen zu werden, erst durch Mikrophone aufgefangen und neu aufbereitet werden mußte.
Der erste Auftritt des neuen Geräts in der Weihnachtsnacht hat nun heftige Debatten ausgelöst.
Viele Anhänger einer Modernisierung der Kirche auf allen Gebieten sind begeistert. „Die Digitalorgel kann einen der größten Kulträume der Welt vollständig beschallen“ freut sich das englische „Tablet“ und weist besonders darauf hin, daß die Elektronik dem aktuellsten Stand der Technik entspreche. Msgr Palombella, Chef des Chors der Sixtinischen Kapelle begründet die Neuerung so: „Vor dem II. Vatikanum fanden päpstliche Zeremonien in der Sixtinischen Kapelle statt, und es war nicht erforderlich, den Ton aufzunehmen und international zu senden. Nach den liturgischen Reformen des Konzils wurde zunehmend die ganze Peterskirche für päpstliche Feiern verwandt; daraus ergab sich die Notwendigkeit, sich ständig um die Verbesserung der auszustrahlenden Tonqualität zu bemühen.“
Eine solche „Notwendigkeit“ soll wohl dazu dienen, zumindest den Anschein einer Übereinstimmung mit dem Konzilsdekret Sacrosanctum Concilium über die Liturgiereform zu erwecken, das in Abschnitt 120 bestimmt:
Die Pfeifenorgel soll in der lateinischen Kirche als traditionelles Musikinstrument in hohen Ehren gehalten werden; denn ihr Klang vermag den Glanz der kirchlichen Zeremonien wunderbar zu steigern und die Herzen mächtig zu Gott und zum Himmel emporzuheben. Andere Instrumente aber dürfen nach dem Ermessen und mit Zustimmung der für die einzelnen Gebiete zuständigen Autorität nach Maßgabe der Art. 22. § 2,37 und 40 zur Liturgie zugelassen werden, sofern sie sich für den heiligen Gebrauch eignen oder für ihn geeignet gemacht werden können, der Würde des Gotteshauses angemessen sind und die Erbauung der Gläubigen wirklich fördern.
Das Vorbild in St. Peter wird nun sicher an vielen Orten dafür herhalten müssen, die noch verbliebenen Kirchenorgeln – soweit sie nicht ohnehin schon durch Klavier oder Gittaren ersetzt worden sind – durch zeitgemäße Nachfolger abzulösen. Erstaunlicherweise ist allerdings gerade aus dem Bereich der Kirche in Deutschland, die ansonsten doch jede Gelegenheit zum Bruch mit Traditionen begrüßt, heftiger Widerspruch gegen das römische Vorpreschen laut geworden.
Das Bischöfliche Sprachrohr katholisch.de hat am 15. 1. eine Stellungnahme des Kölner Domorganisten Prof. Winfried Bönig veröffentlicht, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt. Darin bezeichnet Bönig die römische Neuerwerbung als eine „armselige Lösung“ und meint weiter:
Elektronische Orgeln sind keinesfalls ein Trend. Eigentlich ist ihre Zeit schon vorbei. Deswegen verursacht das neue Instrument im Petersdom auch gerade einigen Wirbel, die Fachwelt befindet sich irgendwo zwischen Entsetzen, Bestürzung und Unverständnis. Das war eine ganz und gar unkünstlerische Entscheidung. Das hat schon etwas von Ironie: In dem Moment, wo die Unesco die Orgeln und das Orgelspiel zum Weltkulturerbe erklärt, baut der Petersdom als die Kirche der katholischen Welt so ein Instrument ein.
Dem ist wenig hinzu zu fügen. Lesen Sie das Ganze hier.