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Die Bittage

Bild: Meme gefunden auf PinterestDie drei Tage vor Christi Himmelfahrt werden nach dem traditionellen Kalender als Bittage begangen. Im Evangelium des vorhergehenden Sonntags war dieses Versprechen des Herrn die zentrale Aussage: „Wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bitten werde, so wird er es euch geben“. Im Anschluß daran bitten die Gläubigen an diesen Tagen mit der ganzen Kirche, namentlich unter Anrufung der Heiligen im Himmel, um den Segen Gottes für ihr Leben und die Früchte ihrer Arbeit. Nach der neuen Ordnung kommt diese Perikope aus dem Johannesevangelium an den Sonntagen vor Himmelfahrt überhaupt nicht mehr vor - in keinem Lesejahr mehr. Vielleicht ist das eine Ursache dafür, daß das Lexikon der Zeitschrift Gottesdienst vom Verlag Herder die Bittage im Wesentlichen als Relikt der Vergangenheit betrachtet, das hier und da auch „heute noch in Regionen des deutschsprachigen Raumes praktiziert“ werde.

Aber das ist wohl nur ein vorkonziliares Überbleibsel, wie das Gottesdienst-Lexikon weiterhin durchblicken läßt, da man „heute z.B. Naturkatastrophen nicht mehr als Folgen menschlicher Schuld und Verwirkung des göttlichen Segens ansieht“, selbst wenn gewisse Zusammenhänge „zwischen einem Leben ohne Umkehr, Buße und Verzicht und dem Unheil bis hin zu den globalen Auswirkungen eines verschwenderischen und selbstsüchtigen Lebensstiles“ noch anerkannt werden.

Ähnlich sieht es die „Kirchensite“ des Bistums Münster: „Noch heute finden (die Bittage)in manchen katholischen, ländlich geprägten Gemeinden statt.“ Die Münsteraner beschreiben den Sinn der Bittage unter der Überschrift „Eingebunden in die Natur“ ebenfalls vor allem darin:

dass der Mensch sich seiner eigenen Schöpfungsverantwortung bewusst wird und die Natur nicht brutal vergewaltigen darf. Die vielfach von Menschen hierzulande mitverursachten Hochwasserkatastrophen vergangener Jahre sind ... eine deutliche Warnung dafür, dass der Mensch nicht alles machen darf, was er kann. So sollen die Bitttage unsere Verantwortung für die Schöpfung und vor unserem Schöpfer und den kommenden Generationen deutlich machen."

Selbst ist der Mensch!

Zum katholischen Verständnis der Bittage ist es da überaus hilfreich, einen Blick in das überlieferte Messformular zu den Bittagen zu werfen. Nach der Prozession mit der feierlichen Anrufung der Fürsprache aller Heiligen folgt eine lange Oration, aus der wir hier nur einen Teil herausgreifen wollen:

Gott, Du wirst durch die Sünde beleidigt und durch die Buße versöhnt; sieh gnädig auf das Gebet Deines flehenden Volkes und wende ab die Geißeln Deines Zornes, die wir für unsere Sünden verdienen.

Allmächtiger ewiger Gott, erbarme Dich Deines Dieners, unseres obersten Hirten Franziskus, und lenke ihn nach Deiner Milde auf den Weg des ewigen Heiles, laß ihn, mit Deiner Gnade erstreben, was Dir wohlgefällig ist und mit ganzer Kraft es vollbringen.

O Gott, durch Dich kommen die heiligen Wünsche, die richtigen Entschlüsse und die guten Taten zustande; so gib Deinen Dienern jenen Frieden, den die Welt nicht geben kann, damit unsere Herzen Deinen Geboten treu ergeben und die Zeiten, von Feindesnot befreit, unter Deinem Schutze ruhig seien.“

Die Orationen der eigentlichen Messe - es ist ein einheitliches Formular für alle drei Bittage - folgen den hier ausgedrückten Gedanken teilweise bis in den Wortlaut.

Manchmal fällt es ziemlich schwer, den Versicherungen zu glauben, daß im Anschluß an das zweite Vatikanische Konzil nicht eine neue Religion mit einer neuen Kirche begründet worden sei.

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