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Was man mit Farbe machen kann

Bild: New Liturgical Arts JournalDie von Kardinal Müller so schneidend kritisierte Entschlossenheit vieler „moderner Katholiken“, einer gottlosen Welt zu Gefallen alles genuin katholische abzuwerfen, hat nach dem Aggiornamento-Konzil des vergangenen Jahrhunderts vielerorts zu wahren Bilderstürmen geführt. Vielfach wurden Kirchen durch mehr oder weniger drastische Umbauten herumgedreht und von Orten der Gottesverehrung zu Betsälen umgestaltet. Anderswo begnügte man sich mit der Entfernung der Heiligenfiguren und der Übermalung eines vermeintlich nicht mehr in die moderne Zeit passenden Wandschmuckes. Eines Wandschmuckes, der in der Regel viel mehr war als bloße Dekoration ungemütlich leerer Flächen, sondern Ausdruck eines Welt- und Lebensgefühls metaphysischer Orientierung und oft genug auch ein prägekräftiger Bilderkatechismus grundlegender Glaubenswahrheiten.

Inzwischen ist gesamtgesellschaftlich ein gewisser Stimmungsumschwung eingetreten, in dem die weißen glatten Wände der Bauhaus- und 50er-Jahre-Ästhetik nun ihrerseits vielfach als „nicht mehr der Mode entsprechend“ wahrgenommen werden. Der „iconic turn“ durch modene Medien führt zu einer Rehabilitation des Bildes – die völlige Unfruchtbarkeit der aktuellen religiösen Kunst verhindert allerdings, daß das in größerem Maßstab wirksam wird. Immerhin sind in den vergangenen Jahren in mehreren Kirchen die in den 60er Jahren übertünchten Ausmalungen ganz oder teilweise wieder hergestellt worden – in Nordamerika öfter als in Deutschland oder Europa.

In vielen Fällen ist diese Wiederherstellung auch Ausdruck einer bewußten Rückwendung einer Gemeinde oder ihrer Verantwortlichen zur traditionellen Lehre und ihren Formen. In seltenen Fällen wird dabei auch der nach den Reformen aufgestellte „Volksaltar“ ganz entfernt. In anderen wird er in stiliistisch angepasster Form so vor einem Reredos – oft handelt es sich dabei um den erweiterten Retabe eines ursprünglichen Hochaltars aufgestellt, daß visuell der Eindruck des Hochaltars erzeugt wird. Fast immer wird dabei der Altartisch so plaziert, daß daran sowohl „ad populum“ wie zum liturgischen Osten zelebriert werden kann.

Das Liturgiucal Arts Journal von Shawn Tribe hat eine eigene Serie „Before and After“ eingerichtet, in der es solche Rekonstruktionen im Bild und mit kurzen Kommentaren behandelt. In einem Beitrag vom 28. Juni konnten so gleich drei entsprechende Renovierungen vorgestellt werden. Deren gemeinsames Kennzeichen: Bereits die jetzt ganz oder teilweise zurückgenommenen „Modernisierungen“ waren nicht Ausdruck eines echten Bildersturms, bei dem Ornamente und Skulpturen abgeschlagen, Wände versetzt oder andere tiefgehende Eingriffe vorgenommen worden wären. Sie beschränkten sich weitgehend auf Übermalungen, die nun mit mäßigem Aufwand rückgängig gemacht werden konnten. Teils durch die Wieder-Freilegung von übertünchten Originalen, teils durch Neuanlage einer Ausmalung in einem stark an der Tradition orientierten Stil.

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