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Das Fest Marä Geburt

Eigene AufnahmeGeburtstag der Heiligen ist gemeinhin der Tag ihres irdischen Todes, an dem sie für das ewige Leben wiedergeboren worden sind. Zwei Ausnahmen kennt hier der liturgische Kalender der römischen Kirche: Die irdischen Geburtstage des Propheten Johannes und der Gottesmutter Maria. Schon ihre von der Erbsünde unbefleckte Empfängnis ist der Kirche ein eigenes Fest wert. Es wird am 8. Dezember gefeiert, und konsequenterweise ist dann der 8. September das Fest der Geburt der späteren Gottesmutter. Es ist nach dem traditionellen Kalender ein Fest duplex II. Klasse und mit einer einfachen Oktav ausgezeichnet. In Rom ist seine Feier bereits seit dem 7. Jahrhundert belegt.

Das „Große Leben Christi“ des Martin von Cochem (1634-1712) kennt diesen frühen Zeitpunkt noch nicht, hat dafür aber – mit Quellenhinweis auf den Festkalender des Batista Mantuanus von 1516 – eine sehr dem Empfinden seiner Zeit gemäße Legende von der Entstehung des Festes zu bieten. Hier zitiert nach einer Fassung aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts:

Um das Jahr Christi achthundertunddreizehn wohnte auf der Insel Cypern ein frommer Geistlicher. Er war aus dem Land Palästina gekomen und führte auf dem Eiland das Leben eines Eremiten. Dieser Klausner hörte alle Jahre am achten September um die Zeit der Morgenröte eine so liebliche Engelmusik, daß er vor Übermaß an Freude ganz verzückt wurde. Deswegen bat er Gott gar eifrig, er wolle ihm offenbaren, was doch die Ursache sei, daß er gerade an diesem Tage und sonst niemals diese englische Musik höre. Endlich erschien ihm ein Engel und sprach: Die Ursache, warum du am achtgen Tage vom Herbstmonat den englischen Freudengesang gehört hast, ist die, weil an dem Tag die Himmelskönigin ist geboren worden; darum halten alle englischen Chöre an diesem Tag ein besonderes Freudenfest und danken Gott ob dieser gnadenrfeichen Geburt. Und nun befiehlt dir Gott, du sollst dies offenbaren, damit die Menschen auf Erden zugleich mit den Engeln im Himmel den Geburtstag Mariä mit Freuden begehen.

Als diese Kunde vor den Papst gekommen, hat man in den alten Büchern nachgeschlagen und gefunden, daß an diesem Tage Maria sei geboren worden; weswegen denn befohlen worden, daß dieses Fest in der ganzen Christenheit solle gehalten werden. Hieraus ersehen wir, das ganze himmlische Heer feiert alle Jahre gar herrlich Mariä gnadenreiche Geburt. Sieh also, welch großes Wohlgefallen du der Mutter Gottes bereitest, wenn du diesen Tag mit Andacht begehst.

Die Erzählung von der Geburt Mariens selbst wird dann bei Martin von Cochem und anderen Autoren der frühen Neuzeit sehr stark nach dem Vorbild der Weihnachtsgeschichte gestaltet - die oben wiedergegebene Abbildung kann einen Eindruck davon vermitteln. Sie stammt aus einer Ausgabe des „Großen Leben Christi“ von 1721, wenige Jahre nach dem Tod Martins. Das Buch selbst wurde bis in die 30er Jahre des 20. Jh., teilweise auch noch nach dem 2. Weltkrieg, immer wieder neu aufgelegt und gehörte zum eisernen Bücherbestand jeder katholischen Familie.

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