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Hermann der Krüppel

Wikimedia: CC BY-SA 3.0 de, © Hilarmont (Kempten)Der 25. September wird – das wissen wir auch nur, weil New Liturgical Movement das gestern mitgeteilt hat – in einigen Benediktinerklöstern als Gedenktag des sel. Hermannus Contractus gefeiert. Wir haben seiner hier bereits 2013 einmal zu seinem 1000. Geburtstag am 18. Juli gedacht. Daraus  zur Erinnerung an den Dichter des Salve Regina und von Alma Redemptoris Mater eine Zusammenfassung:

Herimann, genannt Contractus (der Verkrümmte), wurde 1013 in Altshausen im Saulgau geboren – eines von insgesamt 14 Kindern des Grafen Wolfenrad II. von Vehrungen und dessen Frau Hiltrude. Ob das Kind als „Mißgeburt“ – einige Quellen deuten in Richtung spina bifida – zur Welt gekommen war oder später an Kinderlähmung oder einer amyotrophen Lateralsklerose (wie Stephen Hawking) erkrankte, ist bei Medizinhistorikern umstritten. Seine Eltern haben ihn jedenfalls nicht vor der Geburt abgetrieben und nicht nach der Geburt umgebracht. Sie übergaben ihn – wohl samt einigen Äckern für seinen Unterhalt – im Alter von sieben Jahren den Benediktinern auf der Reichenau, die ihn weiter erzogen, seinen glänzenden Geist erkannten und förderten und später voll Dankbarkeit die von ihm gedichteten und komponierten Hymnen sangen.

Als Universalgelehrter und poeta doctus befasste sich Heriman mit allen Wissenschaften und Künsten der Epoche. Mit dem Chronicon Augiense stellte er die erste Weltchronik des Mittelalters zusammen. Von seinen teilweise als Reimdichtungen abgefassten Heiligenbiographien ist nur die über die hl. Märtyrerin Afra von Augsburg erhalten geblieben; andere über den hl. Gregor, die heiligen Giordanus und Epimachus, Bischof Wolfgang von Regensburg und weitere gelten als verloren. Verloren oder zumindest ihm nicht mehr zuzuordnen sind auch seine Kompositionen, die von den Zeitgenossen ganz besonders bewundert worden waren. Erhalten ist hingegen ein musiktheoretisches Werk, das die russische Komponistin Galina Ustvolskaya (gest. 2006) bei einigen ihrer Werke inspirierte.

Hermann blieb zeitlebens körperlich schwerst behindert und konnte sich ohne fremde Hilfe kaum bewegen – die Mitbrüder trugen ihn auf einem Tragstuhl durchs Kloster. Auch sprechen konnte er kaum; nur wenige Mönche verstanden sein Flüstern, mit anderen verkehrte er durch Notizen auf einem Täfelchen. In seinen letzten Lebensjahren verlor er auch noch das Augenlicht. Seine Hymnendichtungen diktierte er.

Bei seinen Studien über Astronomie, Mathematik und Seefahrtskunde stützte der gelehrte Mönch sich auf damals bereits vorliegende lateinische Übersetzungen wichtiger Werke aus dem Arabischen, die ihrerseits größtenteils auf im Westen wenig beachteten griechischen Werken beruhten, zum Teil auch indische Quellen erschlossen. Ob er selbst Arabisch konnte, ist ungewiss, dagegen steht fest, daß er selbst nicht in die Länder des Orients gereist sein kann. Tatsächlich hat er nie sein Kloster auf der Insel Reichenau verlassen.

Erst mit seinen Hymnen kam Hermannus Contractus, der 1863 von Papst Pius IX. selig gesprochen wurde, doch noch in den Orient: Das Salve Regina war das Kampflied, unter dem das Heer des 1. Kreuzzuges in  die Schlacht um Jerusalem, zogen, und von daher hat es Petrus Venerabilis im Jahr 1135 als Prozessionsgesang ins Offizium eingeführt. Das Offizium ist auch ein Sturmlied auf das himmlische Jerusalem.

Die überlieferten Hymnen des Hermann von Reichenau und weitere Informationen zu seiner Person finden Sie auf dem Hymnarium.

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