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Gloria in excelsis Deo

Pantokrator von Cefalu - Bild Wikimedia commonsDas Gloria ist bekanntlich als Übernahme aus dem Osten in die lateinische Liturgie gekommen. Wie zumeist angenommen wird, hat der hl. Hilarius von Poitiers, der in den arianischen Auseinandersetzungen des 4. Jahrhunderts eine Zeit lang in der Verbannung in Phrygien verbrachte, diesen Hymnus dort kennengelernt und bei seiner Heimkehr in den 60er Jahren mit in den Westen gebracht. Während das Gloria im Osten damals (und heute immer noch) Bestandteil des Stundengebets am Morgen war, wurde der Hymnus im Westen ab dem 6. Jahrhundert auch in der Meßliturgie gesungen – zunächst allerdings nur in den Bischofsmessen der höchsten Festtage. Im Lauf der nächsten 500 Jahre, ist dieser große Lobgesang dann schrittweise regulärer Bestandteil der Sonn- und Feiertagsmesse aller Zelebranten geworden. 

Die ersten Zeilen des Hymnus „Gloria in excelsis et in terra pax hominibus bonae voluntatis“ sind die Wiedergabe des Rufes, mit dem die Engel den Hirten nach dem Lukasevangelium (2.14) die Nachricht von der Geburt des Erlösers brachten. Ein weiteres Mal erscheint das „Gloria in excelsis“ bei Lukas (19,38) zum Einzug Jesu in Jerusalem – auch hier in einem eindeutig messianischen Zusammenhang. Als Vorlage diente vielleicht der erste Vers von Psalm 148 „Laudate Dominum de caelis laudate eum in excelsis“ – auch er ist messianisch zu lesen, denn der unaussprechliche kyrios (JHWH) des Alten Testaments ist ja kein anderer als das Wort, das in Christus Mensch geworden ist.

Die Hochschätzung des Gloria bei den Orientalen führte dazu, daß der Hymnus, der auf griechisch mit der Zeile „Doxa en hypsistois theou“ beginnt, früh in eine Sammlung von Oden aufgenommen wurde, die ihrerseits ab dem 5. Jahrhundert einen Platz in der Septuaginta fand – unmittelbar hinter dem Psalter.

Der griechische Text des Doxa en hypsistois theou stimmt mit dem lateinischen der überlieferten Liturgie so weit überein, wie das bei zwei doch recht verschiedenen Sprachen nur möglich ist – mit einer bemerkenswerten Ausnahme: Bei den Lateinern heißt es:

Wir sagen Dir Dank ob Deiner großen Herrlichkeit,
Herr und Gott, König des Himmels, Gott allmächtiger Vater!
Herr Jesus Christus, eingeborener Sohn,
Herr und Gott, Lamm Gottes, Sohn des Vaters.
Du nimmst hinweg die Sünden der Welt...

Die Griechen haben hier eine Zeile mehr:

Wir sagen Dir Dank ob Deiner großen Herrlichkeit,
Herr und Gott, König des Himmels, Gott allmächtiger Vater!
Herr, eingeborener Sohn, Jesus Christus
und dem Heiligen Geist.
Herr und Gott, Lamm Gottes, Sohn des Vaters.
Der Du aufnimmst die Sünden der Welt...

Einen wirklichen Unterschied markiert das jedoch nur auf den ersten Blick: Hier geht es weiter Im Osten ist lediglich die bei den Lateinern am Schluß stehende Nennung des Heiligen Geistes einige Zeilen vorgezogen. Wo es dort heißt:

Jesus Christus
Mit dem Heiligen Geiste
In der Herrlichkeit Gottes des Vaters. Amen.

haben die Griechen in den meisten Textversionen lediglich:

Jesus Christus
In der Herrlichkeit Gottes des Vaters. Amen.

Dennoch läßt sich hier eine unterschiedliche Akzentsetzung erkennen. Die griechische Fassung nimmt den Heiligen Geist mit in den großen ganz und gar christozentrischen Lobpreis hinein und erweitert ihn so trinitarisch. Die Lateiner nennen den hl. Geist erst quasi routinemäßig in der allgemeinen „Doxologie“, die den Hymnus abschließt. Die Entstehungszeit des Hymnus im griechischen Ost fällt anscheinend noch näher in die Zeit der heftigen Auseinandersetzungen über die Trinität, die im Westen zu der Zeit, als der Hymnus dort verbreitet wurde, schon abgeflaut war.

Der griechische Text bietet jedoch noch eine weitere Besonderheit. Nach dem Amen, das den Schluß des eigentlichen Hymnus signalisiert, folgen nämlich noch 17 weitere Verse, die wohl weniger einen weiteren Teil des Hymnus sondern eher – in lateinischer Terminologie ausgedrückt – antiphonale Versikel und Oration des anschließenden Teiles des Stundengebets enthalten:

Jeden Tag werde ich Dich preisen
und Deinen Namen loben in Ewigkeit
und für immer und ewig.
Würdige uns Herr, daß wir den ganzen Tag
sündenfrei bewahrt werden.
Gepriesen seist Du, Herr und Gott unserer Väter,
und gelobt und gepriesen sei Dein Name in alle Ewigkeit.
Amen.
Gepriesen seist Du Herr, lehre mich Deine Gebote!
Gepriesen seist Du Herr, lehre mich Deine Gebote!
Gepriesen seist Du Herr, lehre mich Deine Gebote!
Herr, Zuflucht bist Du uns geworden von Generation zu Generation.
Ich sagte: Herr, erbarme Dich meiner,
heile meine Seele, denn ich habe gegen Dich gesündigt.
Herr, zu Dir habe ich Zuflucht genommen;
lehre mich, Deinen Willen zu tun, denn Du bist mein Gott. 
Denn bei Dir ist die Quelle des Lebens;
in Deinem Licht sehen wir das Licht.
Breite Deine Barmherzigkeit aus über alle, die Dich kennen.
Heiliger Gott, Heiliger Starker, heiliger Unsterblicher, erbarme Dich unser!

Und so hören wir in diesen Abschnitt der Septuaginta nicht nur unmittelbar das Wort der heiligen Schrift, sondern auch die Stimme der frühen Kirche.

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