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Thomas von Aquino

Bild: Carlo Crivelli, 1476; AusschnittHeute ist der Gedenktag des hl. Thomas v. Aquin - allerdings nicht der Tag der „Geburt für den Himmel“ (Sterbetag), sondern der Tag der Übertragung der Gebeine des Heiligen in die Kathedrale von Toulouse heute vor 650 Jahren. Zu diesem Anlaß dichtete der Dominikaner Aldobrandini Ferrarensis einen Hymnus auf Thomas, in dem es zu dessen Lehre heißt:

Um die Zweifel zu zerstreuen,
sendet Mutter Kirche
dieses Lichtes Strahl und ermuntert
zum Studium des heiligen Thomas.

Den ganzen Text mitsamt weiteren Anmerkungen zu Leben und Werk bringt heute das Hymnarium.

Das Licht und die Lehre des hl. Thomas haben in der Tat jahrhundertelang die Kirche erhellt - und seit das Studium seiner Werke in den Hintergrund gedrängt worden ist, nehmen die Zweifel allerorten mächtig zu. 

Dabei war Thomas, was seine überragende Stellung manchmal aus dem Blick geraten ließ, auch selbst nicht gänzlich frei von Zweifeln und Fragwürdigkeiten. In der lange offenen Frage der unbefleckten (.d.h. von der Erbsünde ausgenommenen) Empfängnis Mariens vertrat er eine andere Ansicht als die schließlich 1854 verbindlich gemachte Lehre der Kirche, und eine nicht selten engstirnige Anwendung und Übertragung seiner Arbeitsweise führte im späten Mittelalter zu einer Erstarrung des theologischen Denkens. Die im 19. Jh. auf breiter Front einsetzende Überwindung dieser Erstarrung hat allerdings vielfach nicht zu einer Neubelebung des Geistes der Theologie geführt, sondern deren „Verflüssigung“ begünstigt, deren katastrophale Folgen wir derzeit nicht nur in der deutschen Universitätstheologie beklagen müssen.

Die darin zum Ausdruck kommenden Widersprüche in der Kirche der Gegenwart sind im deutschkatholischen Zentralorgan katholisch.de heute in krasser Form zu besichtigen. Ein kurzer Gedenkartikel von Markus Schüppen läßt die historisch Bedeutung und auch die Aktualität des Kirchenlehrers erfreulich klar hervortreten. Und in einem gleichzeitig veröffentlichten Gespräch mit einer ehemaligen Ordensfrau erhält diese ausführlich Gelegenheit, die kirchliche Verkündigung verbindlicher Glaubensinhalte als Verstoß gegen die Selbstbestimmung des Menschen, ja tatsächlich als „geistlichen Mißbrauch“ anzuprangern. Was die gescheiterte Nonnensfrau zu einem Werk des hl. Thomas wie z.B. der Summa contra gentiles zu sagen hätte - wenn sie davon jemals gehört hat - wagt man sich gar nicht vorzustellen.

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