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Priestersegen im alten Testament

Bild: Israelische AltertumsbehördeIm irischen Cork findet gegenwärtig die 12. Internationale liturgische Konferenz FOTA statt, die von der St. Colmans Society for Catholic Liturgy ausgerichtet wird. Die Eröffnungsworte sprach in diesem Jahr Raymond Cardinal Burke; Redner kommen aus Deutschland, England und Nordamerika. In seinem Bericht vom 1. Tag gibt Gregory Dipippo auf New Liturgical Movement ein Kurzreferat der Ausführungen von Prof. Dieter Boehler S.J. (Frankfurt, St. Georgen), das wir hier vollständig wiedergeben.

Professor Dieter Böhler S.J. hielt den ersten Vortrag der Konferenz mit dem Titel „Die Priesterliche Segnung im Psalter“. Ausgehend vom Segen Aarons in Num. 6 „Der Herr segne und behüte dich, er lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig“ führt P. Böhler aus, daß solche diese Segnungen einen bedeutenden Platz in Gottesverehrung und Theologie der Bibel einnehmen. Weitere Texte wie das 50. Kapitel des Buches Sirach und Lukas 1, 5-23 zeigen, wie wichtig solche Segenshandlungen der Priester sowohl nach dem alten wie nach dem neuen Testament für den Gottesdienst Israels waren Der Einfluß des Wortlauts des Segens Aarons macht sich an verschiedenen Stellen der Bibel bemerkbar, und nicht zuletzt im Gebetbuch Israels, dem Psalter, der zeigt, wie das Gebet Israels von oben durch himmlische Segnungen erwidert wird.

Der Vortrag zeigte zunächst im Detail die hochgradig dichterische Form der priesterlichen Segensformeln auf und spürte dann den Anspielungen auf diese Formeln in verschiedenen Psalmen nach. Das Hauptgewicht legte P. Böhler dabei auf die Aufstiegs- oder Pilgerpsalmen (Nr. 120 – 134), die auch als die Stufenpsalmen bezeichnet werden und die eine geistliche Pilgerrreise aus der Ferne von Gott in seine Nähe darstellen. Tatsächlich findet sich in diesen 15 Gesängen eine gewisse Übereinstimmung zu den 15 Worten des Segens Aaorons. Abschließend führte er aus, daß die Segen „nach oben hin“ aus dem Gotteslob und dem Erheben der Hände bestehen, während der Segen, der vom Himmel „nach unten“ geht, für eine neue Schöpfung, eine von Gott frei gegebene Gnadengabe (charis) steht, in der Seine Menschenfreundlichkeit, Seine Gnade und die Mitteilung Seines göttlichen Lebens ihren Ausdruck finden.

Unser Bild oben zeigt eine Abbildung mit Transkription einer Seite des Amuletts von Ketef Hinnom. Das ist eine ursprünglich zur Rolle geformter Silberstreifen, der 1979 bei Ausgrabungen in einer alten Grabstätte südwestlich von Jerusalem aufgefunden wurde. Er wird ins späte 7. oder frühe 6. vorchristliche Jahrhundert datiert - das wäre noch die Zeit des ersten Tempels - und enthält die älteste Fundstelle für die  Umschreibung des Gottesnamens YHWH und in den letzten Zeilen die älteste bisher aufgefundene Form des Aaronitischen Segens. Mit Lücken und Ergänzungen bis zum Abbruch:

Der Herr ... groß ...(und hält) den Bund und Wohlwollen für die, die (ihn) lieben und (seine Gebote) halten. Der Ewige ... mehr Segen als jeder Fallstrick und jedes Übel. Denn in ihm ist Errettung. Der Herr ist unser Retter und Felsen. (Möge) der Herr segnen und erhalten und der Herr lasse aufleuchten...

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