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Wem gehören die Reliquien?

Bild: Vatican Media - aus dem zitierten Artikel im NCRIn den USA ist in diesen Tagen ein erbittert ausgetragener Streit um die Reliquien von Erzbischof Fulton Sheen mit einem Gerichtsurteil zu Ende gegangen. Etwa gleichzeitig hat Papst Franziskus in einer spontanen Geste die Reliquien des hl. Petrus aus der päpstlichen Hauskapelle nach Istanbul weggegeben. Anlaß für Fr. Raymond de Souza, sich in einem Artikel für den National Catholic Register zu fragen: Wem gehören die Reliquien der Heiligen der Katholischen Kirche?

Wir übersetzen daraus einige Absätze zum Thema der Petrusreliquien, das der Autor mit einem klaren Statement einleitet:

Es beginnt ein langes ZitatZur Abgabe von Reliquien des hl. Apostels Petrus nach Konstantinopel gibt es in juristischer Hinsicht keinerlei Fragen. Als absoluter Herrscher des Vatikanstaates hätte Papst Franziskus jederzeit ein Dekret erlassen können, das ihm die Vergabe erlaubte. Wie es aussieht, hat er das nicht getan, sondern lediglich seinen Willen geäußert, so zu verfahren. Und als oberster Gesetzgeber für die Universale Kirche hätte er für den Fall, daß das kanonische Recht einer solchen Übergabe entgegengestanden hätte, eine Änderung vornehmen können. Hier gibt es also keine rechtlichen Fragen zu klären.

Doch da stellen sich andere Fragen. Die Ausgrabungen in der Vatikanischen Nekropole unterhalb von St. Peter waren eine der heikelsten Entscheidungen des verehrungswürdigen Papstes Pius und seiner Nachfolger. Die Entdeckung des Petrusgrabes war so bewegend, daß Pius XII. selbst bestimmte, so nahe an diesem heiligen Ort wie möglich beigesetzt zu werden. Die 1968 erfolgte – so weit das überhaupt mit archäologischen Mitteln möglich ist – Bestätigung, daß St. Paul VI. tatsächlich die Gebeine des Hl. Petrus aufgefunden hatte, war von enormer Bedeutung für Status und symbolische Stellung der Peterskirche selbst: Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen.

Der größere Teil der aufgefundenen Gebeine wurde an Ort und Stelle unter dem Hochaltar von St. Peter belassen. Paul VI entnahm jedoch neun kleine Bruchstücke und ließ dafür einen speziellen Reliquienschrein anfertigen, den er in der Kapelle der päpstlichen Privatgemächer aufbewahrte. Er wollte, daß das tägliche Gebet des Nachfolgers Petri durch die körperliche Anwesenheit des Apostelfürsten genährt und daß der Papst und sein Amt durch die Petrusreliquien beschützt würden.

Hier geht es weiterSeine Nachfolger behielten diesen Brauch bei und entnahmen die Reliquien auch niemals zur Verehrung durch die Öffentlichkeit. Papst Franziskus ließ die Reliquien im November 2013 anläßlich des Abschlusses des „Jahrs des Glaubens“ einmal öffentlich ausstellen; danach verblieben sie in der Kapelle der päpstlichen Privatgemächer, die nicht genutzt werden.

Als er die Reliquien den Repräsentanten von Bartholomaios zur Feier des Festes Peter und Paul 2019 übergab, teilte er mit, der Gedanke dazu sei ihm am Abend vorher im Gebet gekommen: „Ich lebe nicht mehr im Apostolischen Palast, ich benutze diese Kapelle niemals, ich lese hier nie die hl. Messe, und wir haben die Reliquien in der Basilika,, so daß es besser ist, sie in Konstantinopel aufzubewahren.“ (…)

Haben Reliquien einen ihnen fest zukommenden Ort? Ost reisen sie, um von den Gläubigen verehrt zu werden – aber gehören sie an einen bestimmten Platz. Könnte man die Reliquien des hl. Petrus auf Dauer nach Los Angeles oder Melbourne schicken? Könnte man die Reliquien des hl. Franziskus in Assisi dem Koptenpapst in Kairo geben?

Die nie in Frage gestellte christliche Tradition sagt, daß Petrus durch sein Martyrium im Vatikan für immer mit Rom, der „Mutter und Haupt“ aller Kirchen, verbunden ist. Petrus hat keinerlei Beziehung zu Konstantinopel, und als die römischen Kaiser im 4. Jahrhundert ihre Hauptstadt von Rom nach Konstantinopel verlegten, blieb der Nachfolger Petri bezeichnenderweise in Rom.

Haben Reliquien einen Eigentümer im engen Sinne des Wortes oder eher einen Hüter im allgemeinen Sinn? Hätten die Reliquien bei der Aufgabe der päpstlichen Gemächer in die Kapelle von Santa Marta gebracht werden sollen, wo der hl. Vater täglich die Messe feiert? Oder vielleicht an einen anderen Platz, wo sie regelmäßig hätten verehrt werden können? Ist Papst Franziskus gehalten, daran zu denken, daß vielleicht seine Nachfolger die Gegenwart der kostbaren Petrusreliquien gerne zu persönlicher Vererhung und Gebet gehabt hätten? Schließlich ist es ja möglich, daß sie wieder in den päpstlichen Gemächern leben und die dortige Kapelle benutzen wollen. (...)

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