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Moses und Aaron

Bild: Wikimedia CommonsDer vierte September ist der Gedenktag des hl. Moses, zu dem es im aktuellen Martyrologium Romanum heißt:

Gedächtnis des heiligen Propheten Moses. Gott erwählte ihn dazu, das in Ägypten unterdrückte Volk zu befreien und in das Land der Verheißung zu führen. Auch auf dem Berg Sínai offenbarte er sich ihm und sprach: „Ich bin, der ich bin“, und er gab ihm das Gesetz, damit es das Leben des auserwählten Volkes leite. Jener Diener Gottes starb, erfüllt an Tagen, auf dem Berg Nebo im Land Moab im Angesicht des Landes der Verheißung.

Moses ist der prophetische Gesetzgeber, der dem auserwählten Volk das Gesetz übermittelte, das Gott ihm zuwies und das sein Leben in allen Einzelheiten bestimmen sollte. Moses, der Gott nach dem „zweiten Sündenfall“ Israels mit der Feier des goldenen Kalbes sein Leben für die Entsühnung seines Volkes anbietet (Ex 32,32), ist aber auch der große Typus, die erste Vorgestalt Christi im Alten Testament, wie Joseph Ratzinger in seiner Jesus-Biographie in vielen Facetten deutlich werden läßt. Doch das ist bereits eine spätere Erkenntnis im Licht des Evangeliums. In der historischen Form, die das Judentum zur Zeit Christi hatte und die sich seitdem immer stärker auf diesen Aspekt konzentrierte, erscheint der gesetzgebende Prophet als der eigentliche Religionsstifter – nicht ohne Grund spricht man von „mosaischer Religion“ oder von Menschen „mosaischen Glaubens“.

Neben dieser beherrschenden Figur des Propheten und Gesetzgebers verblaßt im allgemeinen Bewußtsein die Gestalt des Aaron, der doch sein älterer Bruder war und von Gott als erster Hoherpriester für Israel eingesetzt wurde. Im Alten Testament wird diese Zurücksetzung des älteren Bruders damit erklärt, daß dieser maßgeblich an der Herstellung des goldenen Kalbes beteiligt gewesen sei (Ex 32, 1-4) und sich auch später noch gegen Gott (und Moses) aufgelehnt habe (Num 12,1). Wieweit diese Erzählungen historischen Gehalt haben, ist ungewiß. Auf jeden Fall spiegelt sich darin die historische Erfahrung Israels, daß dem Tempelkult in der damaligen Lebenswelt stets die Gefahr innewohnte, in den Götzenglauben der Nachbarvölker abzugleiten. Es bedurfte des starken Gesetzes, dieser Gefahr zu wehren.

Wie stark dieses Gesetz war, mußte Aaron am eigenen Leibe erfahren, als zwei seiner Söhne „dem Herrn ein unrechtmäßiges Opfer darboten, das er ihnen nicht geboten hatte. Da ging vom Herrn ein Feuer aus, das sie verzehrte.“ So steht es im Buch Levitikus (Lev 10) quasi als Einleitung zu einem längeren Kapitel mit detaillierten Vorschriften für den Tempel- und Opferdienst. Es sei allen kreativen Liturgieausschüssen katholischer Gemeinden ans Herz gelegt. 

Spannungen und Gegensätze zwischen Aaron und Moses prägen viele Berichte des alten Testaments und zeugen so von dem schwierigen Verhältnis zwischen den Trägern des Tempelkultus und den Wahrern des Gesetzes. Ein Gegensatz, der im Christentum (wenn auch nicht bei allen, die sich Christen nennen), seine Auflösung gefunden hat.

Das Martyrologium Romanum gedenkt des hl. Aaron am 1. Juli:

Gedächtnis des heiligen Aaron aus dem Stamm Levi. Er wurde von seinem Bruder Moses mit heiligem Öl zum Priester des Alten Bundes gesalbt und auf dem Berg Hor beigesetzt.

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