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Wenn Festtage kollidieren

Bild: Aus dem Kölner DomEntsprechend den aktuell gültigen Büchern der überlieferten Liturgie wurde gestern die Feier des 2. Adventssonntags durch das Fest der unbefleckten Empfängnis Mariens „verdrängt“. Nach den Büchern der Reformliturgie behält dagegen der 2. Adventssonntag seinen Platz, und das am 8. Dezember fällige Marienfest wird auf den folgenden Montag „verschoben“. Als Teilnehmer an der Sonntagsmesse der überlieferten Form mag man den mit der „Verdrängung“ einhergehenden Verlust des Evangeliums vom 2. Adventssonntag bedauern: Die Anfrage des inhaftierten Taufpredigers Johannes „Bist Du es, der da kommen soll“ und die Antwort Jesu, in der er seinen Anspruch bekräftigt, der verheißene Messias zu sein.

Auf der anderen Seite passt sich gerade dieses Hochfest Mariens organisch ein in die Zeit der Vorbereitung auf die erste Ankunft des Herrn: So, wie Johannes den Weg des Kommenden in der Welt vorbereitete, hat der Ratschluss Gottes Maria dazu vorbereitet, würdige Pforte für den Eintritt des Herrn in die von der Ursünde befleckte Menschenwelt zu sein. Kein Grund zum Streit hier also.

Die Frage, welche Feste den Sonntag verdrängen oder von ihm verdrängt oder verschoben werden, ist im Lauf der Kirchengeschichte unterschiedlich beantwortet worden. Gregory Dipippo gibt auf New Liturgical Movement einen ausführlichen Überblick. Und auch die gegenwärtig zu beobachtende „Zweigleisigkeit“ hat ihre historischen Vorbilder: Während die Reformen von Trient zunächst generell den Vorrang des Sonntags bekräftigen – auch gegenüber dem Fest der unbefleckten Empfängnis – blieben die Franziskaner stets bei ihrer Tradition, dem Marienfest den Vorrang zu geben.
Die überlieferte Liturgie verfügt im Gegensatz zur auch hier stromlinienförmig vereinfachten Reformliturgie über einen Mechanismus, der solchen kalendarisch Kollisionen da, wo es inhaltlich nicht so gut passt wie bei Mariä Empfängnis, die Schärfe nehmen kann: Die Kommemoration. Dabei wird das Messformular des höherrangigen Festes durch die Kollekte, die Sekret und die Postcommunio des verdrängten Tages ergänzt. Eine im Prinzip höchst sinnvolle Einrichtung, deren Praxis allerdings etwas unübersichtlich werden konnte, wenn In komplizierten Fällen dadurch Ketten von drei oder mehr solchen Tagesgebeten entstanden. Mit der Neuordnung der Rubriken von 1960 wurde die Zahl der Kommemorationen auf zwei begrenzt, im sonst so optionsfreudigen Missale von 1969 ist nichts entsprechendes mehr vorgesehen.

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Fast das gleiche Thema hat am gleichen Tag Fr. Hunwicke in seinen Liturgical Notes behandelt - hier auf Deutsch beim Beiboot Petri.

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Es ist extrem schwierig, Bilder zu finden, die tatsächlich die Unbefleckte Empfängnis Mariens darstellen wollen – also nicht die jungfräuliche Gottesmutter, sondern deren Mutter Anna zeigen. Fündig wurden wir schließlich auf koelner-dom.de, wo die Kunstwerke der Kathedrale vorgestellt werden.

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