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Die Lektionen der Adventsquatember

Bild: Wikimedia CommonsIm zweiten Buch seiner De Divinis Officiis überliefert Rupert von Deutz, geb. um 1070 in Lüttich und gest. am 4. März 1129 in Köln, praktisch vollständig die Messformulare für die drei Quatembertage im Advent. Das Werk des gelehrten Benediktiner-Abtes bezeugt nicht nur zu dieser Gelegenheit, daß das bis zur Deformation des Missales von 1969 verwendete Missale nicht bloß auf „Trient“, sondern auf eine bis ins hohe Mittelalter und noch weiter zurückreichende Tradition zurückgeht. Da die entsprechenden Abschnitte seines Werkes auch einen guten Eindruck von der dort angewandten Methode der allegorischen Messerklärung geben, wollen wir sie hier vollständig zitieren. Wir verwenden dazu die Übersetzung von Helmut und Ilse Deutz aus Band 33 der Fontes Christiani. Sie haben auch die präzisen Stellenangaben für Lesungen oder Zitate aus der hl. Schrift hinzugefügt, die bei Rupert nach mittelalterlichem Brauch nur ungefähr, aber durchaus nachvollziehbar angeführt sind (und das Lesen weniger behindern als der moderne Gebrauch).

Am ersten Tag des Fastens, nämlich am vierten Wochentag, ist der Stationsgottesdienst passend für die Kirche der heiligen Maria (Maria Maggiore) angeordnet. Daß sich nämlich auf diesen Tempel des Herrn, auf dieses Heiligtum des heiligen Geistes, in dem Gott neun Monate hindurch wohnte und Mensch mit Leib und Seele hat werden wollen, das ganze Offizium des Tages ausdrücklich bezieht, ist gewiß deutlich. Denn aus dem Evangelium (Lk. 1,26-38) wird die Verkündigung und auch die Menschwerdung des Herrn vorgetragen, die vorher - (sc. in den beiden Episteln Jes. 2,2-5 und 7, 10-15) von den Posaunen des Propheten laut ausgerufen - durch den Engel persönlich überbracht, durch den Glauben der seligen Jungfrau aufgenommen, durch deren unversehrten Schoß vollendetund aus ihm geboren worden ist. Dies alles weissagtdas prophetische Schmettern im Introitus mit kurzen Worten: „Tauet Himmel...“ (Jes 45,8). Indem der Prophet sagt: „Tauet Himmel von oben“ hat er den Auftrag der Anrede des Engels ausgedrückt, durch die „das Wort“, „Gott“ (Joh 1,1) in das innere Ohr der gläubigen Jungfrau „wie Regen auf das Vlies herabgekommen ist“ (Ps. 72,6, Vg. Ps. 71,6), und mit seinen Wortern „und ihr Wolken, regnet den Gerechten herab“ (Jes 45,8) bezeichnet er sich und die anderen Propheten, die wie Wolken den Gerechten, nämlich Christus, und den Glauben an ihn mit himmlischer Belehrung auf die Erde unseres Herzens herabregnen. „Es öffne sich“, sagt er, „die Erde“ (Jes. 45,8) zum Aufnehmen des Wortes und zum Sprechen „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort.“ (Lk 1,38) und„sie sprosse den Erlöser hervor“ (Jes 45,8), da die in Ewigkeit gesegnete uns den Gott und den Menschen hervorbringt.

Was danach folgt, stimmt alles in gleicher Weise mit dem Sinn des Evangeliums überein. Die als Epistel dienende erste Lesung (Jes 2, 2-5) stärkt die Seelen der Fastenden auf doppelte Weise. Zunächst kündet sie von jenem „Berg“ (Jes 2,2-3), der nach dem hiermit übereinstimmenden Evangelium den „Thron seines Vaters David“ aufnimmt und - von einem kleinen Steine zu einem Berg wachsend und - den Erdkreis erfüllend (vgl. Dan 2, 34.35) - „herrschen wird über das Haus Jakob in Ewigkeit (Lk 1,32). An diese Lesung schließt schön der Vers des folgenden Graduale an:  „Wer darf hinaufsteigen auf den Berg des Herrn?“ (Ps 24, 3: Vgl Ps. 23, 3). Denn nur der „dessen Hände unschuldig sind und dessen Herze rein ist“(P 24, 4: Vg. Ps. 23, 4)und dessen Lebenswandel mit dem Glauben übereinstimmt, wird Anteil haben an dieser Menschwerdung des Herrn."

Soweit Rupert von Deutz zum ersten Tag des Quatemberfastens - wir werden am Freitag, wenn als Stationskirche die der hl. zwölf Apostel vorgeschrieben ist, noch einmal auf seine Erklärung zurück kommen.  

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