Mariä Lichtmess
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- 02. Februar 2020
Mit dem Fest der Darstellung des Herrn im Tempel endet nach alter Tradition die weihnachtliche Zeit. Das Lukasevangelium enthält einen ausführlichen Bericht über das diesem Fest zu Grunde liegende Ereignis im Leben des Herrn. Es überliefert, wie genau Maria und Joseph die vom Gesetz des Moses vorgeschriebenen Regeln für den 40. Tag nach der Geburt eines Knaben einhielten. Und es enthält den Lobgesang des greisen Simeon, der vom heiligen Geist in den Tempel geführt wurde und der beim Anblick des Jesuskindes die ganze messianische Sehnsucht des Volkes Israel zum Ausdruck bringt:
Nun entlässest Du Herr, Deinen Diener,
Wie Du versprochen, in Frieden.
Denn meine Augen haben Dein Heil geschaut,
Das Du bereitet hast im Angesicht aller Völker,
Ein Licht zur Erleuchtung der Heiden
Und zum Ruhm Deines Volkes Israel.
Auf katholisch.de findet sich heute ein alles in allem recht informativer Artikel über die alttestamentarischen Hintergründe der beiden an diesem Tage begangenen Riten des mosaischen Gesetzes: Der rituellen Reinigung der Mutter nach der gemeinhin mit Blutvergießen verbundenen Geburt und die Übereignung der männlichen Erstgeburt an den Schöpfer alles Lebens. Der lesenswerte Text des in Jerusalem lebenden Theologen Till Magnus Steiner leidet allerdings ein wenig daran, daß der Autor sich veranlaßt sieht, in seiner Erklärung zumindest am Rande eine ideologische Entstellung der modernen Theologie zu berücksichtigen, die in der liturgisch verwandten Form des Textes nachgerade zu einer Fälschung des Evangeliums getrieben worden ist.
Es geht um das dem modernen Verständnis ärgerliche Konzept der „Reinigung der Mutter nach der Geburt“. Der gängige griechische Text von Lukas ist da ganz eindeutig und spricht von „ihrer (weibliche Form) Reinigung“ (katharismou autes). Die lateinische Bibel schwankt zwischen „purgationis Mariä“ und „purgationis ejus“, was sich dann auf das Kind Jesus beziehen würde. Bereits die alte Einheitsübersetzung von 1978 nutzte das in pfiffiger Weise dazu, ohne direkten Fehler so zu übersetzen, daß im Unklaren blieb, um wessen Reinheit es ging: „Als die Tage ihrer Reinigung … erfüllt waren, brachten sie ihn hinauf nach Jerusalem“. Die neue Version verfährt ähnlich. Die im aktuellen Schott Online gebotene Fassung geht noch darüber hinaus und macht aus der Unklarheit eine glatte Fälschung: Als sich für die Eltern Jesu die Tage der ... Reinigung erfüllt hatten, brachten sie das Kind nach Jerusalem“.
Damit ist das Gebot der (vermeintlich) diskriminierungsfreien Sprache mindestens so präzise erfüllt wie seinerzeit das Gesetz des Moses – und der konkrete Bezug zum Gesetz des Alten Testament endgültig überwunden. Es ist durchaus anerkennenswert, daß Steiner in dem genannten Beitrag diese Problematik nicht überhudelt, sondern um eine Erklärung bemüht ist – wenn auch aus der Perspektive aktueller Korrektheit.
Auch ein weiterer Artikel zum heutigen Tage auf katholisch.de biete das Evangelium nach der im Schott Online geboten Version und nicht nach dem Text einer der beiden Einheitsübersetzungen. Danach ist zu vermuten, daß die in mehr als einer Hinsicht bedenkliche Vergfälschung mit den „Eltern“ dem hier nicht vorliegenden offiziellen Lektionar des deutschen Novus Ordo entstammt, und daß die Autoren dieses Lektionars sich da, wo es ihrer Ideologie entspricht, auch schon einmal über das Konzept der „Einheitsübersetzung“ hinwegsetzen. Denn dieses hat primär keinen „ökumenischen“ Hintergrund, sondern soll sicherstellen, daß in Liturgie und Gebet überall der gleiche Wortlaut der heiligen Schrift verwandt wird. Solange es denn passt.