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Und schon ist Septuagesima

Bild: Holzschnitt von Andreas Bernhard, 17. Jh. gemeinfrei„Gefühlt“ waren im alten Ritus die Sonntag nach Erscheinung in diesem Jahr besonders knapp: Der erste in der Reihe wird als „Sonntag in der Oktav von Erscheinung“ nicht mitnummeriert, der dritte wurde dieses Jahr von Mariä Lichtmess verdrängt – und morgen ist schon wieder Septugesima, der Beginn der Vorfastenzeit. Dabei ist Septuagesima in diesem Jahr noch nicht einma ungewöhnlich früh – das Missale trifft mit Grund Vorkehrungen für den Fall, daß Mariä Lichtmess (also der 2. Februar) schon nach Septuagesima und damit in die Vorfastenzeit fällt.

Ursache dieser Unstetigkeiten im Festkalender ist, daß Mariä Lichtmess nach dem Heiligenkalender des Sanctorale immer am 2. Februar gefeiert wird  – das Datum wird nach dem Sonnenkalender bestimmt und ist damit fixiert. Septuagesima folgt dagegen dem Kalendarium des Temporale, das sich seit alters her nach dem gleitenden Ostertermin des Mondkalenders richtet. Als Tag der Auferstehung feiert die Kirche (normalerweise) den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühjahr, Ostern kann damit auf jeden beliebigen Sonntag zwischen dem 21. März und dem 26. April fallen. Damit gleitet auch der mögliche Termin von Septuagesima um 5 Wochen. Außerdem gleitet er in den Kirchen des Ostens und des Westens auch noch in verschiedenen Kalenderabschnitten, da Ost und West den Tag des Frühlingsbeginns nach dem julianischen bzw. nach dem gregorianischen Kalender berechnen – derzeit 13 Tage Unterschied.

Alle Kalender besitzenden Hochkulturen haben gelernt, mit den „Unstetigkeiten“, die durch die unterschiedlichen Beobachtungen von Sonne und Mond hervorgebracht werden, umzugehen: Sie galten und gelten als Gott- oder naturgegebene Vorgaben, denen der Mensch sich anzupassen, wenn nicht sogar zu unterwerfen hat. Auch das Christentum betont mit der Bindung des Festes der Auferstehung an den Frühlingsvollmond die kosmische Dimension dieses Ereignisses, und das alte Brevier betont diese Bindung dadurch, daß es an diesem Tag den Bericht von der Erschaffung der Welt im Buch Genesis liest.

Die industriell durchrationalisierte und zunehmend globalisierte Moderne tut sich damit allerdings schwer. Nicht nur die Hersteller von Schokoladeneiern verlangen Planungssicherheit. Seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gibt es daher immer wieder Vorstöße, Ostern auf einen festen Termin zu legen – bisher ohne Resultate. Wir können uns daher darauf einrichten, daß auch die Vorfastenzeit jedes Jahr an einem anderen Termin beginnt und damit die Zahl der Sonntage nach Erscheinung stark schwankt. Schließlich können wir sie am Ende des Kirchenjahres nachholen.

Oder man schafft die Vorfastenzeit samt der Sonntage Septuagesima, Sexagesima und Quinquagesima einfach ab, und genau das hat die Liturgiereform ja auch getan. Ordnung muß sein.

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