Papst Gregor der Große
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- 12. März 2020
Nach dem traditionellen Kalender gedenkt die Kirche heute des hl. Papstes Gregor, der am 12. März des Jahres 604 in Rom bestattet worden ist. Im Zuge der liturgischen Reformen von 1969 wurde sein Festtag auf den 3. September verlegt – das war der Jahrestag seiner Wahl zum Papst im Jahr 590. Nachvollziehbarer Grund der Verlegung war das Bestreben der Reformer, die alten Werktagsmessen der Fastenzeit wieder stärker zur Geltung zu bringen, die von der ständig zunehmenden Zahl von Heiligengedenken verdrängt worden waren. Ein im Prinzip begrüßenswertes Ziel, das vielleicht aber auch mit anderen, weniger eingreifenden Mitteln zu erreichen gewesen wäre. Doch das wichtigste dieser Mittel – nämlich die Kommemoration mehrerer Festtagsthemen durch Vervielfachung von Orationen – hatte die Reform gerade abgeschafft...
Die Bedeutung des Pontifikats Gregors für die die Konsolidierung der Kirche im zerbrochenen römischen Reich kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sein Name ist im liturgischen Bereich seit dem Mittelalter mit dem „Gregorianischen Choral“ verbunden, bei dem Gregors Anteil freilich nicht verläßlich zu bestimmen ist. Das gleiche gilt hinsichtlich des Vorschlags, die überlieferte römische Liturgie in Anlehnung an den Gebrauch der Ostkirchen als „Göttliche Liturgie des Heiligen Gregor“ zu bezeichnen. Gregor hat sicherlich auch liturgische Gebräuche Roms in einigem Umfang neu geordnet und geregelt – der Grundbestand dieser Liturgie geht jedoch weit vor seine Zeit zurück. Die in diesem Zusammenhang gerne genannte Eucharistia des Papstes Hippolyt (frühes 3. Jh.) ist dabei eher als Bestandteil orientalischer Traditionen einzuordnen. Der älteste bekannte Text, der deutliche Ähnlichkeit mit dem Canon Romanus aufweist, ist aus der Regierungszeit von Papst Damasus (366-384) überliefert.
Die auch im Zerfall noch „multikulturelle“ Welthauptstadt Rom war in den frühen Jahrhunderten im Ritus des hl. Messopfers keinesfalls einheitlich, es bestanden nebeneinander Gemeinden alexandrinischer, antiochenischer und eben römischer Tradition – wobei in Rom als Liturgiesprache lange noch das Griechische in Gebrauch war. Es ist ein überaus verführerischer Gedanke, den großen Reformpapst Gregor auch als entscheidende Triebkraft für die Herausbildung und Vereinheitlichung der genuin römischen Liturgie in Anspruch zu nehmen – in den historischen Fakten, soweit sie bekannt sind, finden sich dafür jedoch keine Anhaltspunkte. Eher im Gegenteil: Als der angelsächsische Missionar Augustinus in einem Brief um liturgische Direktiven bat, antwortete Gregor: „Aber magst Du in der römischen, gallischen oder einer andern Kirche etwas gefunden haben, was dem allmächtigen Gott besonders gefallen kann, so ist es mir recht; wähle sorgfältig aus und führe in der englischen Kirche, welche erst neubegründet im Glauben ist, das Beste ein, was Du von vielen Kirchen zusammenbringen konntest.“
Der Hinweis auf die gallischen Gebräuche verdient besondere Beachtung, den von dort sollten in den folgenden Jahrhunderten viele Einflüsse auf den römischen Ritus ausgehen, die die mittelalterliche und damit die heutige Gestalt dieser Liturgie deutlich geprägt haben.