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Kirche Christi oder Sozialkonzern

Die Zuspitzung im Kirchen- und Kulturkampf dieser Monate hat jedenfalls den Vorteil, daß sich einige Fronten klären. Wenn Martin Lohmann nicht länger Dozent sein kann, weil er im Fernsehen katholische Positionen vertritt, wenn die Justizministerin sich mit dem Versuch, Erzbischof Müller mit der Antisemitismus-Keule zu erschlagen, als Kirchenfeindin des untersten Niveaus in einem der höchsten Staatsämter präsentiert, können Täuschung und Selbsttäuschung sich kaum noch halten. Warum die Häupter des Episkopats, die sich so gerne mit dem Titel „Nachfolger der Apostel“ schmücken, dennoch weiterhin Illusionen predigen, hat dieser Tage der Theologe und Unternehmensberater (!) Dr. Michael Schäfer auf kath.net in aller wünschenswerten Klarheit ausgeführt: Die Kirche in Deutschland sieht sich derzeit vor der Alternative, sich als Kirche Christi  zu beweisen – oder endgültig zu einem mainstream-kompatiblen und deshalb trotz einiger Schrullen nachsichtig akzeptierten Sozialkonzern zu werden.

Die katholische Kirche in Deutschland beschäftigt ca. 700.000 Mitarbeiter. Anfang der 60er Jahre waren es noch kaum mehr als 100.000 Menschen, die bei der Kirche angestellt waren. Zu dieser Zeit gingen noch fast 50 % der Katholiken Sonntag für Sonntag zum Gottesdienst – heute sind es kaum mehr als 10%.

Der Tag ist nicht mehr allzu fern (für bestimmte Altersgruppen ist es wohl schon so weit), dass mehr Menschen bei der Kirche angestellt sind als es praktizierende Katholiken gibt. Dann wird die stille Transformation von der Glaubensgemeinschaft zum Wohlfahrts-Konzern abgeschlossen sein.

Klare Aussprache – und dafür steht nicht nur Martin Lohmann, sondern trotz seiner jüngsten Einladung zum Mißverständnis in der Pillen-Debatte auch Kardinal Meisner – ist da weil „wenig zielführend“ unerwünscht. Als Vertreterin der „entschuldigen Sie, daß ich katholisch bin“-Fraktion hat Christiane Florin, Redaktionsleiterin von Christ und Welt, das Credo dieser Truppe im Interview mit dem „Domradio“ nett zum Ausdruck gebracht: „Vielleicht liegt es daran, dass die Medientrainings nicht gut genug funktionieren“. Verpackung ist alles – Inhalte stören.

Bemerkenswerter Weise hat Domradio einen Tag später ein weiteres Interview zum Themenbereich veröffentlicht, und zwar mit dem – nach eigenem Bekunden „religiös unmusikalischen“ – Kommunikations-Philosophen Norbert Bolz, einem der kompetentesten Kritiker der ideologischen Verpackungsindustrie.

Ein kleiner Ausschnitt:

Journalisten definieren sich als Aufklärer. Und die katholische Kirche gilt schon seit dem 18. Jahrhundert als die gegenaufklärerische Macht schlechthin. Und immer, wenn sie sich gegen den Mainstream stellt und auf unzeitgemäßen Forderungen beharrt, wird dieser Affekt wieder mobilisiert. Es gibt in den vergangenen Monaten zwei Gruppen, die zum Abschuss freigegeben sind: die katholische Kirche und die FDP. Da fallen mittlerweile alle Tabus.

KNA: Die evangelische Kirche hat es da besser?

Bolz: Sie praktiziert schon seit Jahren eine bedingungslose Anpassungsstrategie an den Zeitgeist und segelt im Windschatten der öffentlichen Meinung. Dabei verliert sie aber jedes Profil.

KNA: Was empfehlen Sie den katholischen Bischöfen, die sich Mitte Februar zu ihrer Frühjahrsvollversammlung in Trier treffen?

Bolz: Die zentrale Frage ist aus meiner Sicht, ob die katholische Kirche eine ähnliche Anpassungsstrategie wie die evangelische Kirche fährt und in der spirituellen Bedeutungslosigkeit verschwindet, oder ob sie bereit ist, unzeitgemäß zu sein und dafür auch Prügel einzustecken. Dabei kann sie ja darauf bauen, dass ihr Kurs schon seit 2.000 Jahren gut gegangen ist.

Zur kompletten Lektüre sehe empfohlen.

Was das alles mit der überlieferten Liturgie als dem Gegenstand dieser Website zu tun hat? Sie erscheint heute mehr denn je als das wirkungsvollste Gegenmittel zu der von Bolz beschriebenen Anpassungsstrategie – und die Konstrukteure der Neuen Kirche als Sozialkonzern haben das sehr wohl begriffen.

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