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Wen interessiert das schon?

Bild: Von der Website des AutorsZum 1. Sonntag nach Ostern, dem Weißen Sonntag oder neuerdings auch Barmherzigkeitssonntag, hat Fr. Hunwicke einen Eingriff in die Leseordnung  angesprochen, der nur auf den ersten Blick bloß die englische Reformation und ihren liturgischen Vorkämpfer Erzbischof Cranmer betrifft.

Es beginnt ein langes ZitatIch frage mich, warum Cranmer das heutige Evangelium aus dem Johannes Evangelium (Jo. 20, 19-31) so gekürzt hat, daß es mit Vers 23 endet.

Das nach wie vor nützliche (anglikanische Handbuch) „Liturgy and Worship“ weist darauf hin, daß nun die Ereignisse des achten Tages nach Ostern in der zweiten Lersung der Vesper“ vorgetragen werden. Das mag für anglikanische Lektionare des 20. Jahhrunderts zutreffen – aber ich sehe nicht, daß Cranmer in den Ausgaben von 1549 oder 1552 derartiges vorgesehen hätte. Möglicherweise hat ihn der Umstand, daß diese Verse auch im Evangelium des Festes des Hl. Thomas (21. Dezember) vorkommen, dazu bewogen, um eine Doppelung zu vermeiden. Aber er ließ das im wesentlichen gleichlautende Evangelium am 4. Fastensonntag und am 25. Sonntag nach Trinitatis bestehen.

Könnte es vielleicht sein, daß Cranmers Problem darin bestand, daß der Fortgang des Berichtes ab Vers 24 („lege deine Finger in meine Wunde“) in der mittelalterlichen katholischen Ikonographie so überaus populär war? Und daß da eine enge Verbindung zur frommen Verehrung der Heiligen Fünf Wunden bestand? Schon in den ersten Monaten des Jahres 1549 (das reformierte Missale kam im März heraus ) gab es Gerüchte, daß in der (antireformatorische)n Landbevölkerung Banner mit den hl. Fünf Wunden produziert wurden.

Es wäre nicht das einzige Mal in der Geschichte des Christentums, daß eine Intelligentsia, die versprochen hatte, den Laien die heilige Schrift weiter aufzutun, schließlich mit der Zensur der Bröckchen endete, die sie dem tumben Volk in den Kniebänken zukommen lassen wollten.

Und wo ich gerade dabei bin: Wann wurden eigentlich in der heutigen Epistel die Verse aus dem 1. Johannesbrief, 5. Kapitel, 7-8, aus der Vulgata und dem (griechischen) Textus Receptus weggesäubert? Ich vermute, 1928.

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Soweit Fr. Hunwicke am letzten Sonntag. Auf die im letzten Absatz aufgeworfenen Frage, die sehr wohl nicht nur die Anglikaner, sonadern auch die römische Kirche betrifft, wollen wir an einem der nächsten Tage zurückkommen.

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