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Herr der Heerscharen

Bild: Sedmak - 123RFDie Woche nach Christi Himmelfahrt gehört zu den liturgisch dichtesten Zeiten des Kirchenjahres. Bis zum Donnerstag wurde sie der Tradition nach als Oktav des Festes Christi Himmelfahrt begangen. Gleichzeitig war sie überlagert von einer kaum jüngeren Tradition, den Gebetstagen der Novene vor Pfingsten, mit denen die christlichen Gemeinden seit den frühesten Zeiten dem Vorbild Marias und der Jünger folgten und in einmütigem Gebet (und Psalmengesang, wie wir ergänzen dürfen) die Ankunft des verheißenen Gottesgeistes erwarteten (Apg 1, 13-14). Die Oktaven – deren Zahl im Mittelalter vielleicht über Gebühr gesteigert worden war, um dann mit der traditionsvergessenen Liturgiereform fast sämtlich abgeschafft zu werden – gehen bekanntlich auf den vorchristlichen Brauch des Judentums zurück, bedeutende Feste eine ganze Woche lang zu feiern.

Das römische Brevier betrachtet das Fest Himmelfahrt und die anschließende Oktav nicht nur unter dem Aspekt des Abschieds Christi von der Erde, sondern wirft auch einen Blick auf seine Ankunft im Himmel. Jesus der Christus nimmt seinen Platz als „Herr der Heerscharen“ ein, den wir in Anlehnung an die unvollständige Sicht des alten Bundes gemeinhin allein mit der Ersten Person der Gottheit identifizieren. Die Antiphon zur 2. Vesper des Festes, die auch die folgenden Tage der Oktav begleitet, schlägt das Thema an:

O König der Herrlichkeit, Herr der Heerscharen, heute bist Du als Sieger über alle Himmel aufgefahren.

Es wird dann erneut aufgenommen in den Lesungen der Matutin vom (schon nicht mehr zur Oktav gehörenden) Freitag, dieser Woche, in der der selten gelesene und fast nie zitierte Brief des Apostels Judas aus dem Neuen Testament gelesen und durch die Responsorien in engen Zusammenhang mit der Himmelfahrt gerückt wird. In diesem Brief ist unter Berufung auf den (später nicht in den Kanon aufgenommenen) Propheten Enoch vom Aufstand der Engel die Rede und davon, daß es „dem Herrn“ Christus zukommt, diese zu richten. Dom Gueranger, auf den wir uns im weiteren stützen, bringt auch noch den Brief Pauls an die Kolosser in diesen Zusammenhang, wo es in 2,10 heißt: „Er (Christus) ist das Haupt aller Mächte und Gewalten“.

Davon ausgehend entfaltet Gueranger in seinen Ausführungen zum Montag in der Oktav von Christi Himmelfahrt (Deutsche Ausgabe Bd 9, S. 149 ff.) ein großartiges Panorama des Einzuges Chrisi in seine himmlische Herrschaft. Er schreibt:

Das Königtum über die Menschen ist nicht das einzige Diadem, das unser göttlicher Triumphator bei seiner Himmelfahrt erhält. Über dem Menschengeschlechte stehen noch die Ordnungen der himmlischen Hierarchie, das großartigste Werk der Schöpfung. Nach der höchsten Prüfung gingen diese edlen und heiligen, allerdings durch den Fall und die Verwerfung der widerspenstigen Geister gelichteten Heerscharen in den übernatürlichen Genuß des höchsten Gutes ein; sie haben das Lied begonnen, das nun ohne Aufhören um den Thron Gottes erschallt und in welchem sie ihre Anbetung, ihre Liebe und ihren Dank fortwährend ausdrücken. Eines aber fehlte noch bis jetzt zu ihrer vollständigen Seligkeit“: (Der ihnen angekündigte Herrscher, dessen Königtum als Gott und Mensch doch den Grund zum Aufstand und Abfall eines Teils ihrer Scharen gegeben hatte, war noch nicht erschienen.)

Jesus wurde demnach von den Engeln ebenso erwartet wie von den Menschen – von diesen als Erlöser vom Sündenfall, von jenen als „die oberste Vollendung ihrer Hierarchie, deren Vielfältigkeit in ihm zur Einheit gelangen sollte.“ Gueranger führt dann fort:

Heute aber schauen die himmlischen Geister den Sohn Marias nicht mehr auf Erden; nicht auf dem Weg der Demütigungen und Leiden, auf welchem er wandeln mußte, um das Hindernis der Sünde wegzuräumen, die uns verwehrte, seine glücklichen Glieder zu werden. Auf dem Thron schauen sie ihn von nun an zur Rechten des Vaters, sie haben gesehen, wie er erhoben wurde und schließen ihre Reihen fest um ihn, während sie ihn zu ihrem Haupte und ihrem Fürsten ausrufen.“

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