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„Wozu sind wir auf Erden?“

Netzfund unbekannter HerkunftZum Ende der Sommerpause haben wir ein weiteres Mal den „Slogan“ im Seitentitel geändert – wir kehren zurück zur 1. Frage aus dem „Grünen Schulkatechismus“ von 1955: „Wozu sind wir auf Erden?“. Der Katechismus von 1992 hat sich zwar von der Frageform verabschiedet - die Aussage des „Grünen Katechismus“ wiederholt er jedoch fast wortgleich - in Nr. 1721.

Nicht, daß wir plötzlich am vorhergehenden Wahlspruch „Lex orandi - lex credendi“ - nach Prosper von Aquitanien  etwas auszusetzen hätten. Der rechte Glaube befähigt uns zur rechten Feier der Liturgie – und die in rechter Übereinstimmung mit der Tradition gefeierte Liturgie lehrt und stärkt den rechten Glauben. Das ist und bleibt so wahr, wie es schon im 5. Jahrhundert in Gallien war. Aber dieser Wahlspruch argumentiert und funktioniert quasi „glaubensintern“. Doch denen, die den Glauben an den dreifaltigen Gott gar nicht haben oder verloren haben, kann er wenig sagen. Wo der Glaube in großem Umfang beliebig geworden ist, erklärt er nur noch, daß und warum auch die Liturgie der Beliebigkeit anheim gestellt wird.

Und genau in diesem Stadium befindet sich die Kirche zumindest heute in Deutschland zu großen Teilen, ihre Bischöfe eingeschlossen. Wobei „Beliebigkeit“ schon nicht mehr genau zutrifft. Der Glaube, daß Gott auch strafender und richtender Gott ist, wird weithin abgelehnt. Sein Schöpfertum gilt vielen als irrelevant: der moderne Mensch tendiert dazu, sich selbst als den eigentlichen Schöpfer seiner selbst und seiner Welt zu betrachten. Woraus er folgert, daß das auch sein eigentlicher Daseinszweck sei: Für diese Schöpfung Verantwortung zu übernehmen, sie voranzubringen und zu vollenden, letztlich ein Paradies auf Erden zu schaffen. In der Antwort auf die sich doch jeden Menschen irgendwann einmal stellende Frage „Warum bin ich auf Erden?“ kommt Gott und der Glaube an ihn in unserem der Selbstauslöschung zustrebenden (Un-)Kulturkreis nicht mehr vor. Damit ist aber auch die Brücke zur Liturgie abgebrochen – es bleibt nur noch die Selbstfeier, die Selbstermutigung, die Selbstermächtigung.

Der voll integrierte Bewohner dieses Kulturkreises ist nicht nur nicht mehr „liturgiefähig“ - er wird auch die Frage „Ist der moderne Mensch noch liturgiefähig?“ gar nicht mehr verstehen. Und das gilt auch für immer mehr Menschen, die sich nach ihrem Selbstverständnis durchaus als „gläubig“ bezeichnen würden. Irgendwie glauben sie schon noch an einen Gott irgendwo – aber in ihrer Antwort auf die Frage: „Wozu bin ich auf Erden?“ kommt dieser Gott überhaupt nicht mehr oder nur sehr am Rande vor. Religion und „Gottesdienst“ erhalten für sie ihre Bedeutung von den Themen, die z.B. auf katholisch.de oder evangelisch.de den meisten Platz einnehmen – da geht es um Flüchtlingsrettung, Kampf gegen rechts, Wahlen in Weißrussland oder Wahlkampf in USA, immer wieder um Strukturen und gelegentlich auch um die Bibel und wieviel Lebenshilfe man daraus doch ziehen kann. All das ist des Interesses und der Beschäftigung wert – aber für den Gottesdienst und dessen liturgische „Gestaltung“ hat es nichts beizutragen, auch wenn das mancher gemeindliche Liturgieausschuss ganz anders sehen mag.

Gestalt des Gottesdienstes und Liturgie lassen sich nur dann begreifen, wenn man die Frage nach dem „Wozu sind wir auf Erden“ im Sinne des „grünen Katechismus“ von 1955 und seiner Vorgänger im Geist des Robert Bellarmin und Petrus Canisius beantwortet: „Wir sind auf Erden, um Gott zu erkennen, ihn zu lieben, ihm zu dienen und einst ewig bei ihm zu leben.“ Wir werden versuchen, dem bei unserer Themensetzung mehr zu entsprechen als bisher.

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