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Statio in S. Lorenzo

Die Statio des Donnerstags in der ersten Fastenwoche führt auf den Viminal in die Kirche des Hl. Laurentius in Panisperna. Die Via Panisperna ist die lange Straße, die fast schnurgerade von den Kaiserforen und S. Maria in Aracoeli auf Maria Maggiore zu führt. Der Viminal war in der Kaiserzeit hauptsächlich Wohngebiet ohne größere öffentliche Bauten, und einiges spricht dafür, daß dort eher arme Bevölkerung wohnte. Der früheste urkundlich erwähnte Vorgängerbau der heutigen Kirche wurde von Papst Hadrian in den letzten Jahrzehnten des 9. Jh. erneuert - das macht es wahrscheinlich, daß diese Kirche damals schon seit längerem bestand und wohl schon seit der Einführung der Statio für die Donnerstage der Fastenzeit durch Gregor II. (715 - 731) als Stationskirche diente.

Der Hl. Laurentius (225 - 258) ist in Rom seit Alters her sehr populär, allein vier der ihm geweihten Kirchen dienen an insgesamt sieben Tagen des Jahres  als Statio - die in der Panisperna markiert den Ort seines Martyriums. Laurentius war einer der sieben Diakone des Papstes Sixtus II, der in der Christenverfolgung Valerians einige Tage vor Laurentius hingerichtet wurde. Seine Popularität verdankt er Erzählungen, nach denen er auf die Aufforderung Valerians, nach dem Martyrium Sixtus' die Schätze der Kirche herauszugeben, alles an die Armen der Stadt ohne Ansehens ihres Glaubens verteilt habe. Die Armen, so ließ er dem Kaiser ausrichten, seien der eigentliche Schatz der Kirche. Seine Majestät - oder eher wohl der zuständige Richter - war nicht amüsiert und ließ Laurentius auf einem eisernen Rost zu Tode grillen. Auch dabei habe der  Heilige sein freches Mundwerk nicht verloren und die Henkersknechte aufgefordert, ihn zu wenden: Die eine Seite sei doch schon gar. Selbst wenn vieles davon nur Legende gewesen sein mag: Solche Geschichten entstehen nie völlig ohne Grund, und der Diakon Laurentius war wohl ganz ein Mann nach dem Herzen des Volkes.

Die überlieferte Liturgie des Tages enthält keinen direkten Hinweis auf den hl. Laurentius, auch wenn sie den aus Psalm 95 genommenen Introitus von dessen Festtag am 10. August verwendet. Die Lesung aus der Prophetie des Ezechiel handelt ganz in der Tonlage der Fastenzeit von Sünde und Vergeltung, Leben nach den Geboten und Belohnung. Das Evangelium nach dem hl. Matthäus berichtet von der Heilung der Tochter der Kananäiterin: Das Heil kommt auch zu den Heiden, wenn sie sich bekehren und glauben. Der Novus Ordo macht hier alles neu. Die Lesung aus dem Buch Ester fordert auf, Gott in allen Nöten zu vertrauen, und das Evangelium nach Matthäus nimmt den Faden auf mit "Bittet, dann wird euch gegeben, sucht, dann werdet ihr finden". Das alles ist gut und richtig - und bietet doch auch ein weiteres Beispiel dafür, wie ungern die neue Liturgie von Sünde, Strafe und den letzten dingen spricht und wie sehr sie Berichte von Wundern und Heilungen vermeidet.

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