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Zum Jahr des hl. Joseph

Bild: Illustration des 19. Jh.Unter den vielfältigen Angeboten, das soeben begonnene Jahr unter ein ganz besonderes Thema zu stellen, scheint uns dieser der beherzigenswerteste zu sein: 2021 als Jahr des hl. Joseph. Roberto de Mattei hat diesem Gedanken bereits im Advent einen ausführlichen Artikel auf Rorate Cæli gewidmet – wir bringen die wichtigsten Abschnitte daraus in Übersetzung.

Es beginnt ein langes ZitatDie Welt ist in Verwirrung und Aufruhr. Sie sieht die Ursache für all das, was derzeit geschieht, bei den Regierungen oder bei geheimen Mächten, dringt aber nicht zu den wahren Ursachen vor: Den Sünden der Menschen. Die Züchtigung durch Gott wird nicht als solche erkannt, und in all der Aufregung und fieberhaften Aktivität findet die Gnade Gottes keinen Raum. Die Gnade Gottes erfordert zu ihrer Wirksamkeit Ruhe und Nachdenklichkeit, die Ordnung, die uns die hl. Familie vorgelebt hat. Dafür gibt es in diesen Tagen des Advent nichts geeigneteres als den Blick zum hl. Joseph zu erheben, der die ihm anvertraute Familie in den kalten und dunklen Tagen einer schwierigen Reise mit Klugheit und Mut nach Bethlehem brachte.

Der hl. Lukas berichtet, daß in diesen Tagen ein Dekret des Kaisers Augustus ergangen war, „den ganzen Erdkreis aufzuzeichnen“ und daß sich zu dieser Erfassung alle in ihre Heimatstadt zu begeben hätten. (Lukas 2, 3). (…) Die von Augustus angeordnete Volkszählung war Ausdruck der Arroganz eines Kaisers, der sich die Weltherrschaft anmaßte. Viele Juden hingen damals der Illusion eines nutz- und fruchtlosen Aufstandes an. Sie hielten dazu, wie Fr. Faber uns erinnert, Ausschau in alle möglichen Richtungen – nur nicht zur Höhle von Bethlehem, und als der Messias geboren wurde, wurde er für sie zu einem Stein des Anstoßes. Hier geht es weiter

Die allerseligste Jungfrau Maria und der hl. Joseph widersetzten sich nicht, sondern sie verhielten sich, wie der verehrungswürdige Louis de la Puente beobachtet hat, als Untertanen des Augustus, dem sie Gehorsam erweisen wollten, um durch ihr Beispiel dem Stolz und der Hoffahrt der Welt zu widersprechen. Tatsächlich ist es Gottes Wille, daß wir denen, die uns regieren, gehorchen, selbst wenn sie üble Absichten verfolgen – solange das, was sie von uns verlangen, nicht in sich selbst unrecht und gegen das göttliche Gesetz ist. Das in verschiedenen Sprachen vorkommende Wort „Autorität“ kommt vom lateinischen augere, accrescere: vermehren. Der hl. Joseph, der in Gen. 49, 22 als der filius accrescens, als „Mehrer“ bezeichnet wird, verkörpert das Prinzip der Autorität, und zwar vor allem im Sinne des Dienstes für Wachstum und Wohlergehen unsers Nächsten.. Er war der Pflegevater des Gottmenschen und seiner allerreinsten Verlobten der Gottesmutter, aber er übte Autorität über Jesus und Maria aus, und Sie gehorchten ihm. Und doch war er selbst gehorsam wie kein anderer und begab sich auf den Befehl Gottes nach Bethlehem.

Am 8. Dezember 1870 erklärte der sel. Papst Pius IX mit seinem Dekret Quemadmodum Deus den hl. Joseph zum Schutzpatron der katholischen Kirche. Dieses Dekret gab der Wahrheit kanonische Form, nach der der hl. Joseph die Kirche so mit seiner Autorität beschützt wie er während seines Lebens die hl. Familie beschützt hatte.

Zur Feier des 150. Jahrestages des Dekretes von Papst Pius IX. hat Papst Franziskus ein Jahr des hl. Joseph ausgerufen, das vom 8. Dezember 2020 bis zum 8. Dezember 2021 dauert. Bei dieser Gelegenheit gewährte das Amt des Apostolischen Pönitentiars, das die höchste richterliche Autorität der Kirche darstellt, den Gläubigen das besondere Geschenk außerordentlicher Ablässe. Durch Dekret des Großpönitentiars von Kardinal Mauro Piacenza, erlassen nach dem Willen von Papst Franziskus, gewährt das Amt des Pönitentiars „einen Vollkommenen Ablaß entsprechend den üblichen Bedingungen (sakramentale Beichte, eucharistische Kommunion und Gebet in der Absicht des hl. Vaters) allen Gläubigen, die im Geiste der Loslösung von jeder Sünde an diesem Jahr des hl. Joseph in der Weise teilnehmen, die diese Kongregation vorschreibt“.

Zu den so vorgegebenen Bedingungen gehört das gemeinsame Gebet des hl. Rosenkranzes in der Familie, die Rezitation der Josephslitanei, jedes andere ordentlich zugelassen Gebet zum hl. Joseph insbesondere am 19. März, dem 1. Mai und dem Fest der hl. Familie sowie am 19. jedes Monats und an jedem Mittwoch, dem Wochentag der speziell dem Gedächtnis des hl. Joseph geweiht ist.

Die Bedeutung dieses Dekrets des Amtes des Pönitentiars ist nur von wenigen begriffen worden. Doch wir wissen, daß ein Ablaß bedeutet, daß Gott uns durch die Mittlerschaft der Kirche, die ermächtigt ist, den Schatz der durch Christus und die Heiligen erworbenen Genugtuung zu verwalten, die zeitlichen Strafen für bereits vergebene Sünden erläßt. Die Kirche ist keine unsichtbare Realität, sondern eine dem Recht nach vollkommene Gemeinschaft, die mit allen zur Erfüllung ihres Auftrags erforderlichen Mitteln ausgestattet ist.

Wir können Papst Franziskus kritisieren, auch hart, aber solange er allgemein als der rechtmäßige Vertreter Christi angesehen wird, sind die von ihm erlassenen Rechtsakte gültig, soweit sie nicht im Widerspruch zur Tradition der Kirche stehen. Ein solcher Widerspruch ist bei den Ablässen, die er als Papst mit vollem Recht und gestützt auf die Autorität der Schlüssel, die Petrus und seinen Nachfolgern überreicht wurden (Matthäus 16, 19), nicht gegeben.

Wer die Gültigkeit dieser Ablässe nicht anerkennt, macht sich zumindest de facto die These zu eigen, daß Papst Franziskus ein falscher oder illegitimer Papst sei, Haupt einer anderen Kirche als der Katholischen Kirche. Wer ihn zwar als Papst anerkennt, aber den Wert seines Rechtsaktes herabsetzt oder ignoriert, imacht sich schuldig, eine Gelegenheit vermehrter Gnade zu versäumen, das Heil vieler Seelen aufs Spiel zu setzen und die Befreiung weiterer Seelen aus dem Fegefeuer zu versäumen. Denn jeder Gläubige kann die Ablässe ganz oder teilweise entweder für sich selbst gewinnen oder sie den Verstorbenen zuwenden.

Es ist nicht leicht, einen vollkommenen Ablaß zu gewinnen, weil das einen Seelenzustand erfordert, in dem man sich von jeder Neigung zur Sünde, auch zu läßlichen, losgesagt und befreit hat. Doch jeder Ablaß, auch ein partieller, ist ein großes Geschenk der Kirche, vor allem deshlab, weil er ganz oder teilweise zum Erlaß der Sündenstrafen beiträgt, die wir auf Erden oder im Fegefeuer verdient haben. Es ist uns nicht möglich, die Absichten von Papst Franziskus zu beurteilen, aber wir müssen als Tatsache zur Kenntnis nehmen, daß er mit seinem Dekret den glaubenstreuen Katholiken, die in dieser Zeit der Erschütterung besonderer Gnaden bedürfen, eine wertvolle Hilfe gibt. Nächst der Allerseligsten Jungfrau Maria hatte kein anderes menschliches Wesen Glauben wie der hl. Joseph und war wie er dem folgsam und entsprechend. Bitten wir den hl. Joseph in dem Jahr, das ihm gewidmet ist, um den Glaubenssinn und den Gebrauch der Vernunft, die wir benötigen, um uns auf die göttliche Höhle von Bethlehem auszurichten und nicht in die Irre zu gehen.“

Soweit Roberto de Mattei zu Beginn des Monats Dezember, zu dessen Ende Franziskus ein weiteres Gedenkjahr ausgerufen hat: Vom 19. März 2021 an soll die Kirche ein ganzes Jahr lang seiner vor fünf Jahren erlassenen unheilvollen Schrift Amoris Lætitia gedenken und sich ihre Lehren aneignen. Dieser in mehrfacher Hinsicht ungewöhnliche Vorgang entwertet in nichts die beherzigenswerten Ausführungen von de Mattei zum von Franziskus ebenfalls ausgerufenen Josephsjahr. Aber er wirft ein weiteres Mal ein aufschlußreiches Licht auf die bemerkenswert gespalten erscheinende Persönlichkeit dieses Papstes, dessen widersprüchliches Reden und Handeln die Kirche unerhörten Belastungen aussetzt.

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