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Quatembermittwoch der Fastenzeit

Bild: Eigene Aufnahme aus der Bilderbibel Julius Schnorr v. CarolsfeldsAuch in diesem Jahr verdrängt wieder ein höherrangiger Festtag – das Gedenken des hl. Apostels Matthias – den Quatembermittwoch. Das soll uns aber nicht daran hindern, unsere Aufmerksamkeit den Texten des Propriums für diesen Tag zuzuwenden – sie erscheinen in diesen Jahren von besonderer Aktualität.

Als Kennzeichen dieser Jahre tritt in den Gesellschaften des hochentwickelten Westens immer stärker die Entschlossenheit zu Tag, sich von Gott und der von ihm sowohl der Natur als auch dem menschlichen Geist eingestifteten Ordnung der Dinge abzuwenden. „Non serviam“ - „ich will mich nicht unterwerfen“ erscheint immer mehr als der Wahlspruch dieser Welt, mehr als ein Wahlspruch: Es ist ein Glaubensbekenntnis, das jeden zum Ketzer und zum Feind erklärt, der sich nicht seinerseits diesm Spruch unterwirft.

Lange Zeit glaubte man, gewisse Grundtatsachen der Schöpfungsordnung seien der Willkür von Staat oder Gesellschaft entzogen – „2 + 2 = 4“ - daran war nicht zu rütteln, und wer auf der Antwort „5“ bestand, galt als lächerlich oder geisteskrank. Nun, genau das ist anscheinend die geistige Verfassung immer größerer Teile dieser Gesellschaft. In England und Australien, so war dieser Tage zu lesen, wird dem Personal der Geburtshilfeabteilungen in den Krankenhäusern der Gebrauch des Wortes „Muttermilch“ untersagt – man soll „Menschenmilch“ sagen, weil die Verwendung des Begriffs „Mutter“ eine unzulässige Einschränkung auf das angeblich bedeutungslose biologische weibliche Geschlechte bedeute. Die nicht gerade im christlichen Geist verwurzelte Autorin J.K. Rowling hat die größten Schwierigkeiten, seit sie öffentlich bekundete, Frauen erkenne man daran, daß ihr Körper eine Gebärmutter samt Vulva besitze. Ebenfalls in Angelsachsien hatte ein Gewaltverbrecher, der sich als Frau „identifizierte“ und dementsprechend ins Frauengefängnis eingeliefert werden muß, dort mehrere Mitgefanginnen vergewaltigt. Berichterstatter, die in diesem Zusammenhang vom Gebrauch „seines“ Penis sprachen, wurden richterlich darüber belehrt, es müsse „ihr Penis“ heißen – alles andere sei schändliche Diskriminierung und menschenrechtsverletzend.

Hier geht es weiterUnd um die unappetitliche Runde abzuschließen: Auch das Bestehen auf „2 + 2 = 4“ ist inzwischen verdächtig geworden, liegt darin doch die Anmaßung, eine ganz bestimmte Weltsicht Menschen aufzuzwingen, die die Welt nun einmal anders sehen.. In einem Wort: Die Antwort „4“ zeuge vom Beharren auf „weißer Suprematie“ und sei letztlich ein Verstoß gegen das Gebot der Vielfalt. Dieser aber sei auch an den Hochschulen unbedingte Geltung zu verschaffen, auch in den bisher als unverfügbar geltenden Fächern wie Mathematik oder Physik. (Neu ist das nicht, auch der deutsche Faschismus rang seinerzeit um die Etablierung einer „deutschen Physik“). Die Diktatur des Relativismus erweist sich als Despotie der Wahnsinnigen – die Handschrift des Vaters der Lüge bei alledem ist unverkennbar.

In diesen infernalischen Aufruhr hinein spricht der Quatembermittwoch der Fastenzeit die alten Klagen Israels, die die Kirche sich heute in einer Weise zu eigen machen kann und muß wie seit vielen Jahrhunderten nicht mehr.

Im Introitus aus Psalm 24:

Herr, denk an Deine Güte und Dein Erbarmen, die ewig währen. Nie mögen unsere Feinde herrschen über uns; befreie uns, Gott Israels, aus all unseren Nöten.

Das Tagesgebet erinnert daran, daß das neue Israel der Kirche wie das alten Israel nicht nur den Gütigen, sondern auch den Wehrhaften Gott kennt:

Wir bitten Dich, oh Herr, erhöre gnädig unser Flehen und strecke die Majestät Deiner Rechten aus gegen alles, was uns feindlich entgegensteht.

Graduale und Tractus führen das Thema weiter und stellen den Zusammenhang her zur Sünde aller, zur Abwendung von Gott, als der letzten Ursache aller Übel.

Die beiden Lesungen aus dem alten Testament scheinen an der Oberfläche das Thema des Fastens in den Vordergrund zu stellen, doch dieses Fasten hängt nicht irgendwie in der Luft, ist keine Sache der Tradition, sondern es ist hingeordnet auf den Anstieg zum Berg Horeb und die Erteilung der Gebote auf steinernen Tafeln als Sinnbild ihrer Unvergänglichkeit.

Das Evangelium vertieft diesen Gedanken weiter durch die Wiedergabe einer Predigt des Herrn, in dem er an drei Beispielen aus dem alten Testament ausführt, daß Fasten und Buße nicht nur auf Reue und Wiedergutmachung früherer Sünden gerichtet sind, sondern das Ziel haben, den Willen des Herrn zu erkennen und künftig dann auch zu tun. Scheinbar unvermittelt folgt darauf die Parabel vom unreinen Geist, der nach seiner Austreibung keine Ruhe findet und bei der Rückkehr zu seiner früheren Wohnstatt dort alles für seinen Wiedereinzug vorbereitet findet:

Nun geht er hin, nimmt noch sieben andere Geister mit sich, die ärger sind als er. Und sie ziehen und und wohnen dort, und die letzten Dinge eines solchen Menschen werden übler sein als die früheren.

Es braucht keine große Auslegungskunst, um darin eine bedrückend zutreffende Charakterisierung der „postchristlichen Gesellschaft“ zu erkennen.

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Weitere Informationen zum anschwellenden Feldzug des Wahnsinns gegen Wissen und Wissenschaft enthält ein heute erschienener Beitrag auf kath.net: Klassiker wie Homer oder Platon sollen aus US-Lehrplänen verschwinden. Wobei nicht übersehen werden sollte, daß diese „toten weißen Männer“ in Deutschland bis auf marginale Erwähnungen schon lange aus den Lehrplänen verschwunden sind - weniger aus ideologischen Gründen, sondern wie man so schön sagt aus „pragmatischen“ Überlegungen; um Platz und Zeit zu gewinnen für „Wichtigeres“.

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Mehr über einen zeitgemäßen Mathematikunterricht, der von dem rassistischen Irrtum abrückt, Rechenaufgaben müßten nur eine Lösung haben, bringt heute die hier nur selten zitierte, aber oft lesenswerte Achse des Guten.

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