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Heilige und Heiligenkalender

Quelle: PinterestAuf OnePeterFive untersucht heute Lee Fratantuono die Heiligsprechungen unter den den letzten drei Päpsten und kommentiert dabei einige bemerkenswerte Zusammenhänge. Da ist zum einen die allgemein bekannten Tendenz zur „Selbstheiligsprechung“ der nachkonziliaren Kirche, die dazu geführt, daß von den Päpsten der 6 Jahrzehnte seit 1965 mehr heiliggesprochen worden sind als in vielen Jahrhunderten vorher, und die unter Franziskus mit der Heiligsprechung von Johannes XXIII., Paul VI. und Johannes Paul II. einen staunenswerten Höhepunkt erreicht hat. Zeugnis eines seit über einem Jahrhundert in der Kirche grassierenden „Hyperpapalismus“, der den Papst zu einem Medienpromi mit globaler Reichweite gemacht hat und seine Ansichten – zumindest, soweit sie von den Lautsprechern des Zeitgeistes aufgegriffen und verbreitet werden – in den Rang unumstößlicher Dogmen zu erheben scheinen.

Darüber hinausgehend betrachtet der Autor jedoch einige weitere bislang zumindest unsererseits wenig beachtet gebliebenen Aspekte der Reform des Heiligenkalenders, die wir hier in den Mittelpunkt stellen wollen: Er macht aufmerksam auf den Unterschied zwischen einer Heiligsprechung einerseits und der Aufnahme eines Heiligen in das Calendarium Romanum – den Heiligenlkalender, der seit der Liturgiereform in zwei unterschiedlkichen Versionen für den überlieferten Ritus und den Novus Ordo vorliegt. So hatte Benedikt XVI. die bereits seit langem in hohen Ehren gehaltenen Johannes von Avila und Hildegard von Bingen zu heiligen Kirchenlehrern erklärt, ohne ihnen einen Platz im Kalender zuzuweisen. Tatsächlich hat er überhaupt keine Änderungen am Kalendarium vorgenommen. Das erfolgte erst unter seinem Nachfolger. Franziskus hat nicht nur den beiden Kirchenlehrer Benedikts einen Tag im Kalender angewiesen, sondern auch dem von ihm selbst zu dieser Ehre erhobenen Gregor von Narek, einem armenischen Mönch aus dem 10. Jahrhundert, dessen Bedeutung allerdings eher in seinen poetischen Werken als in deren theologischem Inhalt gesehen wird.

Außerdem hat Franziskus zwei marianische Feste in den universellen Kalender des NO eingefügt: Hier geht es weiter Das der Gottesmutter Maria, Mater Ecclesiae für den Pfingstmontag und ein früher nur in Italien begangenes Loreto-Fest am 10. Dezember, das aber in den liturgischen Reformen des 20. Jahrhunderts „abgeschafft“ worden war. Dazu nahm erdie hl. Faustina, die bereits 2000 von Papst Johannes Paul II heiliggesprochen worden war, für den 5. Oktober ins Kalendarium auf.

Autor Fratantuono macht darauf aufmerksam, daß das eine bemerkenswert „konservative“ Reihe von – mit Ausnahme vielleicht des armenischen Mönchs – tief in der Volksfrömmigkeit der römischen Kirche verwurzelten Heiligen bzw. Festgedanken darstellt, und auch der hl. Gregor von Narek passt nicht recht zu den säkularen Erwartungen, die viele mit dem Pontifikat von Franziskus verbinden: Seine Erhebung zum Kirchenlehrer erfolgte im Jahr 2015 am 12. April, dem Gedenktag des türkischen Völkermords an den Armeniern.

Eine dritte Reihe von Änderungen im Heiligenkalender unter Franziskus betrifft die „Bethanien-Feste“ der letzten Juli-Woche. Die Tradition feierte am 22. Juli Maria von Magdala und Zeugin des leeren Grabes, die sie in eins setzte mit Maria der Sünderin aus dem 7. Kapitel des Lukas-Evangeliums und Maria von Bethanien, der Schwester des Lazarus. Martha, die andere Schwester des Lazarus, hatte ihr fest am 29. Juli, Lazarus selbst war dort „irgendwie“ einbegriffen. Die Frage der Historizität hat sich der alten Kirche nie in der Schärfe gestellt, wie sie später von der historisch-kritischen Methode aufgeworfen worden ist; ihr typologisch geschultes Denken bringt zusammen, was geistig zusammengehört – vielleicht am erstaunlichsten in der überlieferten Liturgie zum Fest des hl. Joseph, in der Joseph, der in die Sklaverei verkaufte Sohn Jakobs und später oberster Diener des Pharao in eins gesetzt wird mit Joseph von Nazareth, dem Nährvater Jesu und Vorstand der hl. Familie.

Solche historisch-kritisch unhaltbare Unordnung war bereits der Liturgiereform ein Gräuel, die bereits früh begonnenen Sortierungsmaßnahmen fanden im Kalendarium des NO unter Franziskus ihren Abschluß mit der Zuweisung des Magdalenentages an den 22. Juli und der Bestimmung des 29. zum Fest Mariens, Marthas und Lazarus von Bethanien. Eine der modernistischen Theologie vermutlich höchst willkommene Nebenwirkung der Aufräumaktion besteht darin, daß die bei Lukas namenlos gebliebene und traditionell mit Magdalena identifizierte reuige Sünderin mit dem teuren Salböl auf diese Weise aus dem Gesichtsfeld gerät – über die Begrifflichkeiten von Sünde, Reue und Buße sind wir Heutigen doch längst hinaus.

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