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Kirchen-Vater Abraham

Bild: Gemeinfrei, Wikimedia commons In der Matutin der überlieferten Liturgie mutet die Kirche heute den Betern als Lesung das Kapitel 12 des ersten Buches Moses zu: Die  Geschichte der Berufung des Stammvaters Abrahman und dessen Auszug in die Fremde, zu dem ihn Gott noch im hohen Alter aufgefordert hatte. Dom Gueranger bietet in seiner Auslegung dieses und der folgenden Kapitel der Genesis ein Musterbild des Bibelverständnisses der Kirche, das auch heute, 150 Jahre nach seiner Niederschrift, nichts von seinem Wert verloren hat. Im Gegenteil eher noch gewonnen, angesichts der seitdem unternommenen vielfältigen Versuche, dieses Verständnis zu verdunkeln.

Der Herr, welcher in seiner göttlichen Fürsehung vorher wußte, daß der Niedergang der Völker unter solchen Umständen unaufhaltsam sei, beschloß, ein Volk auszuwählen, das ihm besonders ergeben sei und in dessen Schoß die heiligen Wahrheiten erhalten würden, welche bei den Heiden zu Grunde gehen mußten. Dieses Volk sollte mit einem eigenen Stammvater beginnen, einem Vorbilde und Muster der Gläubigen. Abraham, ein Mann voll des Glaubens und des Gehorsams gegen den Herrn, war berufen, dieser Stammvater der Kinder Gottes zu werden, und zu seiner geistigen Nachkommenschaft, deren Stammesoberhaupt er ist, gehören alle Auserwählten sowohl des alten Bundes, wie auch der christlichen Kirche, bis ans Ende der Zeiten.

Nach der Wiedergabe des Textes von Kapitel 12, in dem diese Berufung beschrieben ist, fährt Gueranger fort:

Welch lebendigeres Bild eines Jüngers Christi läßt sich denken als dasjenige, welches der heilige Patriarch uns bietet.. Er grübelt nicht, er wägt nicht, wo es sich darum handelt, der Stimme Gottes zu folgen, die ihn ruft. Mit Recht sagen von ihm bewundernd die heiligen Väter: Welch wahrhaft christlicher Mann vor Christus! Welch evangelischer Mann vor dem Evangelium! Welch apostolischer Mann vor den Aposteln!" Auf den Ruf des Herrn verläßt er Alles: Heimath, Familie, Vaterhaus, und zieht in ein ihm unbekanntes Land. Ihm ist es genug, daß Gott sein Führer ist, und er überläßt sich voll Vertrauen , ohne umzublicken, seiner Leitung. Haben selbst die Apostel mehr getan? Aber auch welche Belohnung: In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!".

Hier geht es weiterIn den Adern dieses Chaldäers rollt das Blut, das einst die Welt erlösen wird. Wohl wird er die Augen schließen, ehe der Tag anbricht, an welchem viele Jahrhunderte später einer seiner Enkel, aus einer Jungfrau geboren und eins mit dem göttlichen Worte, alle vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Geschlechter wieder erkaufen wird; aber bis sich der Himmel dem Erlöser und der Schaar der Gerechten , die bereits die Krone erlangt haben, öffnen wird, werden die Ehren Abrahams am Orte der Erwartung seiner Tugend und seiner Verdienste würdig sein.  (...)

Als die Fülle der Zeiten gekommen war, verkündete der Sohn Gottes, gleichzeitig auch der Sohn Abrahams, die Macht seines Vaters. Ein neues Geschlecht von Kindern Abrahams sollte selbst aus den Steinen der heidnischen Welt hervorgehen. Wir Christen sind dieses neue Geschlecht. Aber sind wir auch unseres Vaters würdig? Hören wir, was der Apostel der Heiden sagt: Durch den Glauben gehorchte jener, der Abrahamn genannt wird, auszuwandern nach dem Orte, welchen er zum Erbe erhalten sollte; und er wanderte aus, ohne zu wissen, wohin er käme. Durch den Glauben hielt er sich im Lande der Verheißung, wie in einem fremden, auf, wohnend in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung, denn er erwartete die festgegründete Stadt, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist (Hebr. 11,8).

Wenn wir nun Kinder Abrahams sind, so müssen wir uns auch, wie das die heilige Kirche sagt, auf dieser Erde als Fremde betrachten; wir müssen schon durch die Hoffnung und Liebe in einem einzigen Vaterland wohnen, aus welchem wir eben zwar verbannt sind, dem wir uns aber von Tag zu Tag nähern, wenn wir, wie Abraham, im Glauben den Weg ziehen, welchen der Herr uns wandeln heißt. Gott will, daß wir diese Welt brauchen, als brauchen wir sie nicht (Kor. 7, 31), wir sollen uns jederzeit bewußt sein, daß wir hier keine bleibende Statt haben (Hebr. 13,14), daß vielmehr unser größtes Unglück, unsere höchste Gefahr darin estehe, wenn wir vergessen, daß der Tod uns gewaltsam von allem Vergänglichen trennt.

Einen lesenswerten Beitrag zum „Heiligen Abraham“ bringt heute Fr. Hunwicke auf Mutual Enrichment, deutsch beim Beiboot Petri.

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