Bereichsnavigation Themen:

Nachgeholt zu Mariä Himmelfahrt

 

Bild: Aus einem Pustet-Missale von 1900Heute beginnt in Frankfurt die von vielen Beobachtern als „entscheidend“ deklarierte vierte Vollversammlung des Synodalen Wandervereins – als ob nicht alle Kompromissformeln längst ausgehandelt und alle Entscheidungen längst getroffen wären. Das Nicht-Ereignis bietet uns willkommene Gelegenheit, am heutigen Fest der Geburt Marias zunächst die Illustration Max Schmalzls zum Fest Marä Himmelfahrt „nachzuholen“, deren Vorstellung am Festtag selbst, dem 15. August, wegen unserer Sommerpause entfallen war. Die Illustration zu Mariä Geburt, kammt dann morgen dran, da das Frankfurter Nicht-Ereignis dann immer noch andauert.

Natürlich gibt es, auch wenn der fromme Sprachgebrauch es anders hält, nicht wirklich ein Fest Mariä Himmelfahrt. „Assumptionis“ heißt es im Missale, Aufnahme Mariens, denn nicht aus eigener Kraft ist die Gottesmutter in die Gegenwart ihres Sohnes aufgestiegen, sondern sie wurde von ihm aufgenommen, noch bevor das Gesetz des Zerfalls alles Irdischen den Körper der Gottesgebärerin zum Staub zurückholte.

In der Kunst wird der Unterschied zwischen der Himmelfahrt des Gottmenschen und der Aufnahme seiner menschlichen Mutter in die göttliche Gegenwart oft verwischt. Dann gleicht sich die Szenerie bis in die Einzelheiten, wenn das Bild des Sohnes oder die seiner Mutter von Wolken getragen und von Engeln begleitet im ewig blauen Sommerhimmel emporsteigen. Auch in manchen Missale-Illustrationen zum Fest wird diese Bildidee aufgegriffen, vorzugsweise im Barock, aber wir sahen es auch noch in einem Missale von Desclée aus dem späten 19. Jahrhundert.

Von dieser Bildvorstellung setzt sich Max Schmalzl in seiner 1885 datierten und dem Pustet-Missale von 1900 entnommenen Grafik geradezu demonstrativ ab. Er zeigt nicht die „Himmelfahrt“, sondern in einer durchaus statisch wirkenden Szene die Aufnahme, die Begrüßung Mariens durch ihren als Priesterkönig gewandeten Sohn in der Glorie des Himmels. Zwei Engel tragen die Gewänder der schwebenden Gestalten, zwei weitere eilen mit Kronen herbei, die wohl beide für Maria bestimmt sind: Die eine Krone mit Lilien, die andere mit Rosen.

Die betexteten Felder mit der Typologie zeigen links König David, der Harfe spielend die Übertragung der Bundeslade nach Jerusalem anführt, und rechts eine Szene aus dem Buch Judith 15,9 , wo die Priester des Tempels das Lob der Frau singen, die gerade dem assyrischen Feldherrn Holofernes des Kopf abgeschlagen hat: „Du bist der Ruhm Jerusalems, du bist die große Freude Israels und der Stolz unseres Volkes.“ Der Vers passt sofort, bei der Szene darf man freilich nicht nur an den Typus Judith denken, sondern muß den Blick weiten auf „die Frau, die der Schlange den Kopf zertreten wird“.

Die Quellenangabe zum Text  „2. Buch der Könige“ bezieht sich auf die Einteilung und Benennung der Bücher nach Septuaginta und Vulgata - also nach traditionellem katholischem Gebrauch. In der Lutherbibel und modernen protestantisierenden Übersetzungen, darunter auch der sog. Einheitsübersetzung, findet man die Stelle im 6. Kapitel des zweiten Buches Samuel, Vers 12, wo es heißt: „Und er ließ die Lade aus dem Haus des Obed-Edom herbeiholen“. Die marianische Konnotation stammt aus der lauretanischen Litanei, die Maria als die „Arche/Lade des (neuen) Bundes“ besingt. Darauf, wie hier der Edomiter Obed ins Bild kommt, wird gelegentlich gesondert einzugehen sein.

Aus der lauretanischen Litanei stammen auch die Bilder zu den Eckvignetten, von rechts oben im Uhrzeigersinn: Vas spirituale – Gefäß des Heiligen Geistes; Vas insigne devotionis – Gefäß der vollendeten Hingabe; Vas honorabile – verehrungswürdiges Gefäß und schließlich Sedes Sapientiae – Thron der Weisheit. Dabei ist auch hier dieser Thron oder Sitz der Weisheit durch das Bild der Flamme als „Besitz“ des Heiligen Geistes gekennzeichnet.

Da die Verse der Litanei eine feststehende Ordnung haben, können wir dem entnehmen, daß Schmalzl nicht wie wir nach dem Uhrzeigersinn geordnet hat, sondern Oberzeile links - Oberzeile rechts - Unterzeile links - Unterzeile rechts. Wir werden das künftig berücksichtigen.

Zusätzliche Informationen