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Christus ist König

 

Bild: Max Schnmalzl, aus einem Pustet-Missale von 1900

 

Als Papst Pius XI. 1925 das Fest Christuskönig einführte, war das auch eine Antwort der Kirche auf die in der Folge des großen Kriges stattfindenden gesellschaftlichen Umwälzungen, die den größten Teil der traditionellen Monarchien Europas gestürzt hatten. Die Könige hatten zumindest dem Namen nach im Auftrag und mit der Gnade Gottes regiert, und der Papst wollte die Menschen daran erinnern, daß diese über jeder menschlichen Herrschaft stehende Macht auch durch die proklamierte Einführung der Volkssouveränität nicht wegdemokratisiert werden kann. Nur das Königtum Christi kann den Frieden zwischen und in den Völkern herstellen. Die Oratio des Tages ist da ganz eindeutig:

Allmächtiger ewiger Gott, Du hast in Deinem geliebten Sohn, dem König des Weltalls, alles erneuern wollen: So gib denn gnädig, daß alle Völker, die durch das Unheil der Sünde entzweit sind, sich seiner so milden Herrschaft unterwerfen, der mit Dir lebt und herrscht…

Das war den Strategen der Liturgiereform wohl schon zu eindeutig weltbezogen und geradezu politisch, so daß sie das Fest auf den letzten Sonntag des Kirchenjahres verlegten – womit auch das Königtum Christi in die vermeintlich sichere Distanz der Wiederkehr des Herrn am Ende der Zeiten verschoben werden sollte.

Das führt ganz aktuell zu der Frage, wie lange das Fest unter den heutigen Umständen überhaupt noch seinen Platz im Kalender behalten kann. Denn auch der Weltenrichter ist im Pontifikat des „Wer bin ich, zu urteilen“-Drückebergers bestenfalls ein lästiges Überbleibsel aus abergläubischen Zeiten: Heute wird Gut und Böse, Tugend und Sünde, ganz allgemeine jede Moral, nicht mehr in Übereinstimmung mit unvordenklicher Tradition aus dem Wort Gottes abgeleitet, sondern aus „Synodalen Prozessen“, wohlmanipuliert und präperiert von den Dienern des Zeitgeistes.

Hier geht es weiterUnd so hat nun also „Synodensekretär“ Kardinal Grech ernsthaft vorgeschlagen, das Problem der Polygamie neu zu diskutieren, während Kollege Hollerich endlich die praktizierte Homosexualität mit neuer Wertschätzung ins moralische Gefüge einbauen und die Bätzing-Marx-Bande ohnehin alles auf den Kopf stellen will. Wir gehen spannenden Zeiten entgegen.

Die Missale-Illustrationen von Max Schmalzl (gest. 1930) stammen sämtlich aus der Zeit vor Einrichtung des Christ-Königsfestes 1925 – eine spezielle Illustration für den letzten Sonntag im Oktober sucht man daher in den mir vorliegenden älteren Pustet Missales vergeblich. Aber es gibt mindestens zwei Holzschnitte Schmalzls von Christus dem königlichen Weltenrichter, die beide sowohl in der Ikonographie als auch dem „Begleitmaterial“ über eine zu eng geführte Betrachtung des Weltendendes hinausweisen. Das oben wiedergegebene Exemplar zeigt Christus mehr als König und Weltenherrscher denn als Weltenrichter in der Mandorla des offenen Himmels, begleitet von Maria und Johannes dem Täufer sowie von Engeln mit den Arma Christi, die seine königliche Gewalt beglaubigen. Bemerkenswert ist hier, daß nicht wie so oft der Weltenrichter selbst mit dem großen Buch dargestellt ist, sondern daß diese Aufgabe Angehörigen des „englischem Hilfspersonal“ übertragen ist, die links die Fructus spiritus und rechts die Opera carnis auflisten. Vom König ausgesehen ist die Ordnung natürlich umgekehrt: Rechts die Guten und links die Bösen.

Die seitlichen Vignetten lassen ihre Bedeutung in diesem Zusammenhang nur mit Mühe erschließen: Links der (nur in der Septuaginta enthaltene) Prozess über „Susanna im Bade“, wo die Verleumder der Unschuldigen dadurch überführt werden, daß sie vor Daniel abweichende Aussagen über den Ort der Handlung machen. Das leuchtet als gerechter Richterspruch ein. Dagegen kann auf der rechten Seite die von David angeordnete Tötung der willkürlich mit Seilen abgemessenen Hälfte der kriegsgefangenen Moabiter nur mit größter Anstrengung als Ausdruck eines gerechten Urteils wahrgenommen werden kann. Die Eckvignetten mit den Posaunenengeln entsprechen dem Kontext des Jüngsten Gerichtes, ohne dem etwas zusätzliches beizutragen.

Ähnlich irritierend erscheint übrigens das rechte Seitenfeld auf einer anderen Illustration Schmalzels zum jüngsten Gericht, die im Missale von 1884 zum Beginn des Proprium de tempore gezeigt wird. Während dort links das Urteil des gerechten Salomo beim Streit der beiden Frauen um den Säugling (1. Könige 3) gezeigt wird, ist rechts zu sehen, wie Joab gegen den Willen des versöhnungsbereiten David den Abener tötet, der Joabs Bruder erschlagen hatte (2. Könige 3). Vielleicht sollen die beiden problematischen rechten Felder andeuten, daß jede böse Tat von Gott erkannt und bestraft wird – auch da, wo menschliches Urteil die Dinge anders sehen mag.

In jedem Fall läßt die Darstellung keinen Zweifel daran, daß Christus der Herr und König ist, und alles seinem Urteil unterliegt. Eine im Zeitalter der Do-it-yourself-Religion sicher notwendige Erinnerung.

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