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Quatember und Priestertum

Bild: Von der Website des AutorsAuch Fr. Hunwicke hat sich in dieser Woche mit einer Reihe Beiträge dem Thema der Quatembertage gewidmet. Wir haben den letzten davon abgewartet und bringen nun eine Übersetzung des Ganzen – wobei wir dankbar in Teilen auf eine quasi „realtime“ erschienene Folge von Übersetzungen beim Beiboot Petri zurückgreifen.

Es beginnt ein langes ZitatDiese erste volle Fastenwoche ist also eine Quatember-Woche! Aber was bedeutet das?

Ursprünglich gab es nur drei Bußfasten-Zeiten: um Pfingsten, im September , im Dezember. Sie sind (vermute ich immer noch) aus den alten heidnischen Römischen Erntefesten entstanden. bzw. der Ernte von Korn, von Wein und von Öl. Es gab innerhalb dieser drei Wochen spezielle Messen an den Mittwochen, Freitagen und Samstagen Aber anders als bei zu neueren Erntefesten waren das höchst ernste Angelegenheiten. Die Gemeinde fastete!

Das Fasten scheint der Grund dafür gewesen zu sein, daß man die Weihen mit den Quatember-Wochen verbunden hat, denn es ist angemessen, sich dem Weihesakrament mit Gebet und Selbstverleugnung und sogar Exorzismen zu nähern. Die eigentlichen Weihen erfolgten dabei während der ganznächtlichen Vigil zwischen Samstag und Sonntag. Erst die niederen, und dann die höheren Weihen wurden nacheinander in den Pausen zwischen den Lesungen gespendet.

Wie kommt es also, daß wir jetzt in dieser Zeit des Jahres eine Quatember-Woche haben? Wie sind aus den Tria Tempora die Quattuor Tempera geworden? Immerhin sind der Februar und der März in unserer nördlichen Hemisphäre keine Monate, in denen man unwillkürlich an die Ernte denkt.

Hier geht es weiter Um das beantworten zu können, habe ich mir einen Weg durch die Informationen gesucht, die der bedeutende anglikanische Liturgiker, Erforscher und Bewunderer des römischen Ritus Fr. G. G. Willis in seinem 1964 erschienenen Buch Essays in Early Roman Litugy bietet. Dazu dann noch einige eigene Gedanken. Die Erklärungen von Thomas J. Talley finde ich dagegen weniger Überzeugend.

Die meisten Weihen in der Römischen Kirche finden in der Quatember-Zeit im Dezember statt. Die nächste Quatember-Zeit wäre dann im Juni - ein halbes Jahr hatte keine Weihe-Saison. Ich vermute , daß die Woche der Frühlings-Quatember-Zeit aus der Notwendigkeit entstanden ist, diese Lücke zu füllen.

Es gibt Hinweise, die in diese Richtung weisen. Egbert von York, der Hl. Leo der Große und das Liber Pontificalis stellen eine Verbindung zwischen dem Bußfasten und Moses her. Ebenso ein kurzes, anonymes karolingisches Traktat, das von Dom Morin veröffentlicht worden ist.

Moses

Klingt da etwas in Ihren Ohren? MOSES!

Die Quatember-Messe vom Mittwoch bietet uns mit Exodus 24, 12. ff. eine Perikope, in der JHWH Moses auf den Berg ruft und ihm Steintafeln mit dem Gesetz und den Geboten übergibt. In der Lesung am Quatember-Samstag bringt Moses diese Torah hinunter zum Volk Israel, und in der zweiten Lesung schärft er ihm ein, sie eifrig einzuhalten. Und in der dritten Lesung heißt es, "und der Priester trug ein Gebet vor, während das Opfer verbrannte..."

Die Verbindung von Moses mit dem Priesteramt ist einer der ältesten Teile unsere traditionellen Römischen Liturgie. Sie scheint sogar auf den ersten Clemens-Brief und den dort gegebenen Bericht über die Einrichtung der Dienstämter durch Moses zurückzugehen. Ich muß die Priester unter meinen Lesern kaum daran erinnern, daß das Große Gebet (das bis jetzt überlebt hat) bei der Priesterweihe im Römischen Ritus auf der Erzählung basiert, wie JHWH den Geist Moses nahm und ihn unter den 70 Ältesten verteilte.

Und die letzte Lesung bei der Quatember-Messe ist der Bericht des Hl. Matthäus über die Transfiguration, in der Moses zusammen mit dem Herrn und Elias auf dem Berg der Transfiguration erscheint.

Wir sind keine Marcionisten. Wir wissen, daß wir in ununterbrochener Kontinuität mit der ersten Bundes-Beziehung zwischen JHWH und seinem einzigen, seinem auserwählten Volk stehen. Wenn wir das Privileg der Priesterweihe haben, so stellt uns das in die Kontinuität der Ämter, die Gott seit jeher, schon so lange der Menschheit gegeben hat. Das zu leugnen ist, denke ich, praktischer liturgischer Antisemitismus. Der muß aus der Kirche ausgetrieben werden!

Traurigerweise sind die Texte des Alten Testamentes, die uns während dieser Quatemberwoche an Moses und unser mosaisches Priestertum erinnern, von den post-konziliaren "Reformern" unbarmherzig aus den Lesungen ihres neu zusammengestellten unicus usus eliminiert wurden. Und diesen Vandalismus nennt die überragende Autorität von Arthur Roche "Bereicherung"!

Es kommt noch schlimmer: als Dom Botte und Kollegen Hand an den Ritus der Bischofsweihe legten, der die Parallele zwischen dem Christlichen Pontifex und dem Aaronitischen Hohen Priester groß herausstellte, haben sie das unbarmherzig völlig zertrümmert.

Was sie an seine Stelle setzten, ist zweifellos gültig. Es ist sogar legitim. Wir dürfen uns nicht von einem dieser schlüpfrigen Manipulateure ins Unrecht setzen lassen, indem wir uns dazu verleiten lassen, das in Frage zu stellen.

Aber....Auctoritas... die besitzen die neueren Riten sicher nicht.

Wohin sind nur die Quatembermessen dieser Woche verschwunden?"

Septuagesima – Sexagesima - Quinquagesima

Wo sind sie geblieben? Im Vatikanischen Calendarium Romanum von 1969 Calendarium Romanum, werden auf Seite 59 Gründe für die Abschaffung der Vor-Fastenzeit benannt und dem folgt das Versprechen: „Textus proprii harum trium Dominicarum alibi ponentur in Missali romano". (Die Texte zu diesen drei Sonntagen werden an eine andere Stelle im Missale verlegt)

Wo also sind sie?

Die Bitt- und Quatember-Tage

Im selben vatikanischen Dokument wird uns gesagt, daß die Messen für diese Tage "non amplius in Proprio de Tempore, sed inter Missas votivas, locum habebunt." (nicht mehr im Proprium de tempore sondern bei den Votiv-Messen finden sollen)

Ach ja? Und wo sind sie?

VATIKAN II?

Als Sacrosanctum Concilium erarbeitet und dann als das erstes der Konzils-Dekrete verabschiedet wurde, wußte niemand – man hatte ihnen keine Kristallkugeln verabreicht – wie viel vom alten Bestand in weniger als einem Jahrzehnt einfach entsorgt und (wenn überhaupt) einfach durch schicke neue Kompositionen ersetzt werden sollte. Vor diesem Hintergrund werden die Historiker § 107 lesen. Der schreibt vor, daß das liturgische Jahr dahingehend zu revidieren sei, daß "servatis aut restitutis sacrorum temporum traditis consuetudinibus et disciplinis ... ipsorum indoles nativa retineatur ...". ("die traditionellen Bräuche und Disziplinen der heiligen Zeiten erhalten oder wiederhergestellt werden ... ihr ursprünglicher Charakter sollte gewahrt bleiben ...").

Das Konzil hat wahrgenommen, daß viele Inhalte der Rogate- und Bußfasten-Messen sich auf jahreszeitlich gebundene landwirtschaftliche Abläufe beziehen, weshalb sie (z.B.) in der nördlichen und der südlichen Hemisphäre voneinander abweichen. Das war keine unbegründete Sorge. Es verwundert nicht, daß die Väter dem zustimmten.

Aber auch im Bewußtsein dieser Notwendigkeit, ordnete das Konzil an, daß "Accommodationes autem, secundum locorum condiciones, si quae forte necessariae sint, (fiant ad normam art. 39 et 40....)" (Wenn Anpassungen entsprechend den örtlichen Bedingungen unbedingt erforderlich sind, müssen sie nach den Vorgaben von Art. 39 und 40 erfolgen.)

Lieber Himmel!!!

Erinnern Sie sich: das ist "das Konzil!!!", auf das sich die Bergoglios und Roches für ihre radikale und aggressive Agenda berufen.

Und bemerken Sie den Satz: "falls irgendwelche Veränderungen nötig werden sollten" Und bemerken sie das Verb sint statt des Indikativs sunt.

Ich verweise auf zwei Punkte: (1) Das Konzil hat die Beibehaltung von vielem angeordnet, was tatsächlich verschwunden ist; und (2) die Väter hatten, als sie für den ihnen vorliegenden Text von Sacrosanctum Concilium stimmten, nicht die geringste Ahnung, was für ein breites, weitreichendes Mandat, sich die nachkonziliaren "Revisoren“ anmaßen würden.

Quatember und Priestertum

Es lohnt sich stets, die Überlegungen ernst zu nehmen, die Abt Rupert von Deutz (gest. ca 1130) darüber angestellt hat, warum unsere gegenwärtigen liturgischen Bücher (St. Gregor I. / Pius V.) so sind, wie sie sind. Deshalb empfehle ich Ihrer wohlgeschulten Wahrnehmung seine Überlegungen zum Evangelium von der Verklärung des Herrn, das in der Quatembermesse vom Samstag und am folgenden Sonntag vorgetragen wird.

Da die Priester und die anderen Amtsträger der Kirche an einem Samstage geweiht werden, ist es angemessen, dieses Evangelium vorzutragen. Denn wenn die Priester und anderen Diener des Altares zu einem so hohen Amte geweiht werden, ist das, als ob sie mit dem Herrn auf einen hohen Berg hinaufstiegen, damit sie ohne jeden Schleier seine stets betrachtenswürdige Glorie anschauen, und erkennen können, was Moses und Elias – d. h. Das Gesetz und die Propheten – über ihn sagen, damit sie es den Menschen drunten verkünden und mit dem Glauben Christi die rechte Lebensweise nach dem Gesetz und den rechten Glauben nach den Propheten für jedermann, der danach verlangt, lehren und verkünden können.

Die Ausleger geben uns manchmal sehr kluge und elegante Erklärungen dafür, warum wir zu Beginn jeder Fastenzeit das Evangelium der Verklärung hören. Ich bin mir ziemlich sicher, daß Abt Rupert den wahren Grund für die Auswahl dieser Perikope in der authentischen Form des Römischen Ritus nennt. Erzbischof Myers macht einige Bemerkungen darüber, wie viele Gelegenheiten die authentische Form des Römischen Ritus für Weihehandlungen in der Fastenzeit bietet. Ich möchte dafür eine höchst pragmatische Erklärung anbieten: All die participatio actuosa in den Begängnissen der Heiligen Woche und von Ostern erforderten eine volle Besatzung an geistlichen Amtsträgern!

Diese Zeremonien sind priesterzentriert, sogar klerikalistisch – und das ganz unverholen. Das Priestertum ist ein erhabenes Mysterium, eine intime Gemeinschaft mit dem Herrn selbst. (Übrigens, die Priesterweihe Ruperts erfolgte mit einiger Verspätung, da er sich weigerte, die Weihe von einem exkommunizierten Bischof zu empfangen.)

Das Bild vom einsamen Aufstieg mit dem Herrn um seiner Glorie ansichtig zu werden mag den Priestern und Gläubigen umso mehr eingeleuchtet haben, wenn sie sehen konnten, wie Domnus Papa durch die großen Vorhänge, die den Altar umgaben, hinaufging.

Wie es in einem der Ordines heißt: intrat in Canonem (Der Papst tritt ein in den Canon.)

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