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Kirchenmusik ist mehr als Musik

Bild: Bruno, Diözese San FranciscoErzbischof Salvatore Cordileone von San Francisco hat im Gespräch mit der katholischen Journalistin Charlotte Allen über sein (und der Kirche) Verhältnis zur Kunst, insbesondere zur Kirchenmusik, gesprochen - nicht ohne einen gelegentlichen Seitenblick auf andere Problemstellen. Das Interview wurde am 8. März in Vorbereitung eines kirchenmusikalischen Gebetsgottesdienstes auf New Liturguical Movement veröfentlicht. Hier unsere Übersetzung:

Charlotte Allen: Sie und Papst Benedikt haben beide eine große Liebe zur Musik, und sie beide haben auch als Amateure ein Instrument gespielt: Benedikt Klavier, und sie Yazz mit dem Alt-Saxophon. Aber nach ihrer Biographie ist ihr akademischer Hintergrund das kanonische Recht, und sie haben in den späten 80ern und dann bis in die 90er Jahre in einem Kirchengericht amtiert. Wie kamen sie vom Kirchenrecht zur Musik und der Kunst?

Erzbischof Cordileone: Tatsächlich war es eher andersherum. Als Kind und als Teenager hatte ich zwei miteinander konkurrierende Wunschvorstellungen: Die Offizierslaufbahn in der Marine oder professioneller Jazz-Musiker. Das sind nun zwei sehr verschiedene Berufswege! Das verrät, daß ich auch immer eine Vorliebe dafür hatte, unterschiedliche und sogar widersprüchliche Interessen, Ziele und Mentalitäten miteinander zu vereinbaren. Ich bin in San Diego aufgewachsen, eine ziemliche Marinestadt, und ich habe viel Zeit mit meinem Vater am Hafen verbracht, der beruflich in der Fischerei tätig war – und so hat sich bei mir die Vorstellung von einem Leben im Dienst meines Landes und dem Abenteuer, die Welt zu sehen, entwickelt.

Aber sie haben auch völlig zu recht meine Liebe zum Jazz angesprochen – ich fühlte mich schon in sehr jungem Alter instinktiv von dieser Musik angezogen. Die High School, auf der ich war, hatte ein umfangreiches Musik-Programm, und einige unserer Absolventen haben sehr erfolgreiche Karrieren als Berufsmusiker gemacht. Ich wußte aber, daß das meine Fähigkeiten überstieg, und deshalb orientierte ich mich mehr auf die Laufbahn beim Militär. Ich war gut in Mathematik und hatte auch Spaß daran, und deshalb wollte ich in dieser Richtung einen Abschluß machen. Musik und Mathematik hängen bekanntlich von den Gehirnfunktionen her recht eng miteinander zusammen.

Doch letzten Endes hatte unser Herr andere Pläne – und so ging ich ins Priesterseminar und wurde dann auch geweiht. Hier geht es weiter Das Studium des Kirchenrechtes war nicht meine Idee, sondern ich wurde als junger Priester von meinem damaligen Bischof dazu aufgefordert, und in der Rückschau sehe ich, daß das genau das Richtige für mich war. Recht hat seine eigene Logik, so wie Mathematik oder Musiktheorie, und auch wie das Studium insbesondere der lateinischen Sprache, ohne die es beim Kirchenrecht nicht geht. Außerdem habe ich die Bedeutung des Rechts immer hoch eingeschätzt: Die Alternative zur Herrschaft des Rechtes ist das Chaos, ist Konformismus und Günstlingswirtschaft. So hat auch das Kirchenrecht große Bedeutung, und in der Rückschau sehe ich, daß es nur folgerichtig für mich war, sich in dieser Richtung zu spezialisieren.

Andererseits ist auch der kreative Möchtegern-Musiker in mir immer lebendig geblieben. Ich erinnere mich, als zum ersten Mal unser Hauskomponist Frank La Cocca sich noch spät am Abend nach einem Essen ans Klavier setzte, um mir Auszüge aus seiner Mass of the Americas vorzuspielen. Da habe ich ihm gesagt: Das ist genau das andere Leben, von dem ich als Kind geträumt habe: bis spät in die Nacht aufbleiben und Musik machen.

Charlotte Allen: Sie teilen offensichtlich die starke Überzeugung Papst Benedikts von der Macht der Künste für die Evangelisierung. In einer Rede im Jahr 2002, drei Jahre bevor er Papst wurde, fand er die berühmten Worte: „Die Begegnung mit dem Schönen kann die Wunde des Pfeils werden, der das Herz trifft.“ (Vergl. Dazu Vgl. J. Ratzinger, Verwundet vom Pfeil des Schönen. Das Kreuz und die neue ›Ästhetik‹ des Glaubens. In: ders., Unterwegs zu Jesus Christus, Augsburg 3 2005, 31-40. ). Wie ist es dazu gekommen, daß sie sich für diese Sichtweise interessiert und sie schließlich sogar übernommen haben?

Erzbischof Cordileone: Meine Berufung zum Priestertum war in einem weitem Ausmaß von Schönheit inspiriert. Ich war inspiriert vom Gottesdienst der Kirche, von der Sakralität der Musik und von der Atmosphäre demütigen Gebets; von den Gewändern, vom Kreis des Kirchenjahres. Und ich hatte das Glück, in einer Pfarrei mit einer sehr schönen Kirche aufzuwachsen, vom Baustil her neogotisch. So war ich schon in meinen frühen Jahren auf eine Richtung hin orientiert, von der ich dann später erfuhr, daß sie den Vorstellungen und der Lehre von Papst Benedikt entsprachen. Meine über 40-jährige Erfahrung als Priester, die Hälfte davon als Bischof, hat meine ursprüngliche Wahrnehmung von der Kraft des künstlerischen Erbes der Kirche für ihren Auftrag zur Evangelisierung nur bestätigt.

Der Katholizismus war immer eine starke schöpferische Kraft in den Künsten: Malerei, Skulptur, Architektur und Musik – bis etwa vor 50 Jahren. Unser Erbe ist gewaltig und ehrfurchtgebietend und wird auch von sehr säkular eingestellten Teilen der seriösen Musik- und Kunstwelt als bedeutend anerkannt. Dieses Erbe berührt die Seelen in einer Weise, die dogmatische Auseinandersetzungen umgeht und vielen die Gegenwart Gottes in dieser Welt vor Augen führt. Die Kirche war sich immer dessen bewußt, daß die Verkündigung des Evangeliums durch alle drei Transzendentalien bewirkt wird: Wahrheit, Schönheit und das Gute. Diese enthüllen das Angesicht Gottes und sind die Zugänge , die den Weg zur Begegnung mit Ihm eröffnen. In unserer Zeit muß gerade die Kirche alle Drei einsetzen.

Charlotte Allen: Sie haben zusammen mit dem (diözesanen) Institut Benedikt XVI. (https://benedictinstitute.org/) die Wiedergeburt der Gregorianik und anderer Jahrhunderte alter Kirchenmusik finanziell unterstützt – aber Sie haben auch die Komposition eine Reihe gesungener Messen in Auftrag gegeben, die nicht nur neu sind, sondern auch höchst aktuelle Themen berühren: 2019 die Mass of the Americas zu Ehren ULF von Guadalupe und der unbefleckten Empfängnis; 2021 eine Requiemmesse für die Obdach- und Heimatlosen, die nur einen Fußweg entfernt von San Franciscos größter Obdachlosensiedling stattfand; und gerade kürzlich haben sie eine Messe für da Leben zelebriert, die zeitgleich zu den Märschen für das leben im Januar stattfand. Warum sind moderne Kompositionen, die aktuelle Themen zum Gegenstand haben, für das Leben der Kirche wichtig, wo es doch einen so riesigen und kaum genutzten Schatz traditioneller Musik gibt?

Erzbischof Cordileone: Wie Papst Benedikt gelehrt hat, bleibt das, was früheren Generationen heilig und groß war, auch für uns heutige heilig und groß. Das steht in Übereinstimmung mit mit dem von Papst Pius X. in seiner wegweisenden Instruktion über die Musik in der Kirche Tra le sollicitudini dargelegten Prinzip, daß nämlich wirklich sakrale Musik von Universalität gekennzeichnet ist: Sie ist in jeder Zeit und jeder Kultur sakral und schön

Daher sollten wir darin fortfahren, dieses Repertoire klassischer sakraler Musik in unseren Kirchen zu singen – aber das schließt neue Kompositionen dieses Genres nicht aus. Die großen Orchester der Welt spielen weiterhin die großen Sinfonien der großen Komponisten der Geschichte: Haydn, Mozart, Beethoven, Brahms, Schubert und so weiter. Aber sie spielen auch neue Kompositionen im Genre der klassischen Musik. Sakrale klassische Musik steht in einer lebendigen Tradition: Neue Kompositionen, die innerhalb des zeitlosen Genres klassischer sakraler Musik Themen und musikalische Elemente unserer Zeit reflektieren, tragen zu dieser Tradition bei, halten sie lebendig und bringen sie voran. Es ist ein Aspekt legitimer Inkulturation, die Sorgen und die Vorlieben unserer Zeit zur hohen Tradition der sakralen Musik der Kirche hinaufzuheben.

Wir können es uns nicht leisten, Schönheit auf etwas zu reduzieren, das nur ein Zierart oder ein Luxus-Acsessoire ist, als ob wir uns erst dann den Künsten zuwenden könnten, wenn wir die wirklich wichtigen Geschäfte der Kirche erledigt haben. Schönheit ist das Mittel, mit dem wir der Welt das verhüllte Gesicht Gottes zeigen und mit dem wir ihm unsere Liebe und Verehrung ausdrücken. Das macht uns wahrhaftig menschlicher – und das heißt auch: heiliger. Musik macht es uns möglich, all das in sehr wirkmächtiger Weise zu erfahren.

Charlotte Allen: Ich habe an dem „Requiem für die Heimatlosen 2021 teilgenommen, und unter der großen Teilnehmerschaft waren sicher auch viele Nicht-Katholiken oder ausgetretene Katholiken, auch viele Beamte und Angestellte der Stadt, die von ihrer Sympathie für die Wohnungslosen dorthin geführt worden waren. Alle dort Versammelten waren von Frank La Roccas wunderbarer Musik sehr bewegt – jemand sagte: In der Stille nach seinem „O vos omnes“ hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Aber hat sich etwas in der Haltung San Franciscos gegenüber der Kirche selbst verändert – etwa nachdem Sie einige Monate später die Abgeordnete Nancy Pelosi vom Kommunionempfang ausgeschlossen haben?

Erzbischof Cordileone: Die Vorstellung, daß man die Macht der Kunst nach ihren unmittelbaren politischen Wirkungen messen könne, ist ein heute weit verbreiteter Irrtum. Ich bin tief bewegt und nehme das mit Demut zur Kenntnis, wie viele Menschen mir gegenüber, gegenüber Maggie Gallagher als Direktorin des Instituts Benedikt XVI. und gegenüber Frank La Rocca selbst zum Ausdruck gebracht haben, welchen starken Einfluß diese neue Sakrale Musik auf ihren Glauben und ihr Leben gehabt hat. Kein Ereignis und keine Handlung wird automatisch die tief verwurzelten und seit langem bestehenden Vorurteile gegenüber der katholischen Kirche verändern. Mit der Gnade Gottes kann es eine solche Veränderung geben, wenn wir geduldig, hartnäckig und mit unablässiger Arbeit unsererseits darauf hinwirken, das historische Erbe der Kirche zu nutzen und das zu tun, was wir am besten können.

Der Erfolg der Mass of the Americas (hier beim Pontifikalamt im überlieferten Ritus) hat gezeigt, daß es selbst in einer Kultur, die so sehr mit Häßlichkeit erfüllt ist, ein starkes Bedürfnis nach Schönheit gibt. Dieses Bedürfnis hat die katholische Kirche immer erfüllt, und anders als fast alle weltlichen Institutionen, macht die Kirche das gleicherweise den Armen und den Reichen zugänglich. Darauf hat keine Geringere als Dorothy Day seinerzeit bei einer Konferenz zur Armenhilfe in dem Veranstaltungszentrum unserer St. Mary’s Cathedral von San Francisco hingewiesen.

Charlotte Allen: Papst Benedikt und kürzlich auch Papst Franziskus haben die Banalität und den Mangel an Gott-Zentriertheit beklagt, die viele Sonntagsgottesdienste kennzeichnen. Einen Teil des Problems scheinen die mittelmäßigen modernen Lieder zu sein, die für den Gemeindegesang ausgewählt werden. Aber nicht alle zeitgenössischen Lieder sind schlecht, einige haben schöne Melodien und sind auch theologisch rechtgläubig. Etwa „I Am the Bread of Life“ oder „One Bread, One Body“. Gäbe es in ihrer idealen katholischen Liturgie-Welt noch Raum für solche Lieder? Und was ist mit Jazz-Messen? (Sie lieben den Jazz, aber ist diese Form für die Kirche nicht zu weltlich?) Und mit Liedern und Spirituals, die protestantischer und evangelikaler Tradition entsprechen? Oder sollte die Kirche vielleicht nicht-liturgische Andachtsformen entwickeln, die dem Geschmack für Lieder entgegenkommen, die für die Verwendung in der Messe ungeeignet sind?

Erzbischof Cordileone: Das ist eine sehr gute Frage, und die Antwort hängt davon ab, wie man das in Sacrosanctum Concilium, der Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils zur Liturgie, aufgestellte Prinzip versteht. Artikel 16 von Sacrosanctum Concilium bekräftigt zunächst, daß der Gregorianische Choral für die römische Liturgie besonders geeignet ist, und fährt dann fort: „Aber auch andere Arten sakraler Musik, insbesondere Polyphonie, sind keinesfalls vom liturgischen Gebrauch ausgeschlossen, soweit sie mit dem Geist der liturgischen Handlung übereinstimmen“.

Ein Schlüsselprinzip jeder Interpretation von Texten ist der Zusammenhang. Das Konzil erwähnt hier die Polyphonie als ein Beispiel für die „anderen Arten sakraler Musik, die mit dem Geist der liturgischen Handlung übereinstimmen“. Das scheint vieles von dem auszuschließen, was wir heute als „zeitgenössische Musik“ bezeichnen. Ganz bestimmt sind bestimmte Genres von Musik ihrem ganzen Charakter nach ungeeignet. Als ein lebenslanger Liebhaber und Fan der Jazzmusik kann ich, ohne diese Musik in irgendeiner Weise herabzusetzen, den Jazz als ein Beispiel dafür anführen. Ich denke, der Jazz ist ein sehr hochstehendes und komplexes musikalisches Genre. Er entspricht auf seine eigene Weise insoweit der göttlichen Natur, als er immer der gleiche und immer wieder neu ist.Der Jazz gründet wesentlich auf Improvisation, bei der eine vorgegebene Melodie nach einer Akkordfolge angespielt und wiederholt wird – und dann improvisiert jeder Musiker ein Solo auf der Grundlage dieser Akkordfolge. Und so erklingt jedes mal, wenn diese gleiche Melodie gespielt wird, etwas neues.

Aber da der Jazz insbesondere darauf abzielt, die Virtuosität des jeweiligen Solisten hervorzuheben, hat er eine geradezu entgegengesetzte Zielrichtung als die sakrale Musik, bei der der individuelle Musiker verschwindet, um alle auf die Verherrlichung Gottes hin auszurichten. Das soll andererseits aber nicht bedeuten, daß nicht bestimmte Elemente, die für den Jazz charakteristisch sind – etwa komplexe Akkordfolgen oder Synkopierungen – nicht auch ins Genre der Sakralmusik aufgenommen werden können. Das ist Frank La Rocca in der „Mass of the Americas“ gelungen, wo er Klänge und Melodien aus populären mexikanischen Liedern zu Ehren Unserer Lieben Frau von Guadalupe in den Kontext moderner Polyphonie eingebunden hat.

Bei der Frage nach dem Gesang von (Kirchen)liedern zur Messe geht es um ganz andere Überlegungen. Nach der liturgischen Tradition gehören Lieder zum Stundengebet, aber nicht zur hl. Messe. Die liturgischen Texte haben für die Stellen, an denen in vielen Pfarreien normalerweise Lieder gesungen werden, bereits ihre eigenen Texte: Die Eingangsantiphon des Introitus und eine Antiphon zur Kommunion. Die vorkonziliare Form der hl. Messe hatte auch noch eine Antiphon zum Offertorium, aber das ist bei der Revision des römischen Messbuchs entfallen. Vor dem Konzil hatte bereits Papst Pius XII. die Genehmigung erteilt, bei der einfachen Messe (also Messe ohne Gesang) Lieder in der Volkssprache zu singen, um so die aktive Beteiligung der Gläubigen zu fördern, ohne an der Form der Messe selbst etwas zu ändern. Gemeindegesang bei der hl. Messe ist auch nach dem heutigen Missale noch erlaubt – aber nur als eine von vier Optionen. Die anderen sind das Singen der Antiphonen, die zur jeweiligen Messe dazu gehören, ebenso von anderen zugelassenen Antiphonen und von Choral. Das hat seinen Grund darin, daß Kirchenlieder, so ehrfürchtig und schön sie auch sein mögen, letztlich nicht zur Messe dazugehören.

Danach muß man, da der Gesang von Kirchenliedern zur Messe nun einmal so weit verbreitet ist, darauf bestehen, daß Kirchenlieder ausgewählt werden, die theologisch korrekt, und musikalisch von Wert sowie der liturgischen Zeit oder dem gefeierten Fest angemessen sind. Die von Ihnen erwähnten Beispiele sind gut. Die Texte sind der Heiligen Schrift entnommen, und sie haben würdige Melodien. Bei herkömmlichen Kirchenliedern ist das ebenso der Fall. Gemeindegesang kann auch in einer Form aufgenommen werden, die der Struktur der Messfeier gerecht wird. Schließlich beginnt die Messe mit der Antiphon zum Einzug und endet mit der Entlassung. Beispielsweise kann man also ein Eingangslied singen, während die Prozession sich auf den Altar zu bewegt – und am Altar angekommen folgt dann der Introitus der Tagesmesse. Auch während der Herrichtung des Altars kann ein Kirchenlied gesungen werden, weil es für diese Stelle keine Antiphon gibt. Nach dem Gesang der Antiphon zur Kommunion kann während der Kommunionausteilung ebenfalls ein Kirchenlied gesungen werden, und schließlich kann, wie das auch überwiegend praktiziert wird, ein solches Lied gesungen werden, wenn die Prozession den Altar wieder verläßt – denn dann ist die eigentliche Messe ja schon zu Ende.

Ihrer Überlegung, Lieder, die für den Gebrauch bei der Messe nicht angemessen sind, in nicht-liturgischen Zusammenhängen zu verwenden, kann ich nur sehr zustimmen. Die sogenannten „Lobpreis-Lieder“ haben durchaus ihren Platz – aber der ist nicht bei der Messe. In anderen Zusammenhängen können sie durchaus passen. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, daß Musik im liturgischen Kontext als Hilfe zu Gebet und Gottesdienst dient – sie steht keinesfalls im Mittelpunkt. Wie ich schon gesagt habe, ordnen die Musiker (auch die Komponisten, wie Frank La Rocca gerne bestätigen wird) ihre Talente diesem Hauptzweck des Gottesdienstes unter. Sakrale Musik in der Liturgie soll zeitlos sein und sich nicht nach der letzten Mode richten. Es zeichnet Komponisten wie Frank La Rocca, Sir James MacMillan oder Arvo Pärt aus, daß jeder von ihnen Musik schreibt, die sowohl in der Tradition verwurzelt ist als auch Anregungen aus der zeitgenössischen E-Musik aufnimmt.

Charlotte Allen: Was steht als nächstes hinsichtlich des neuen Aufschwungs bei katholischer Sakralmusik beim Institut Benedikt XVI. an?

Erzbischof Cordileone: Am 11. März werde ich um 11. Uhr Pazifische Zeit (das wäre in Deutschland 20 Uhr) in der Basilika der Mission Dolores in San Francisco einen Andachtsgottesdienst zur Fastenzeit leiten, bei dem Werke der Klassiker (Palestrina, Victoria, di Lasso) mit neuen Werken zu den gleichen Texten von vier lebenden Komponisten (Frank LaRocca, Daniel Knaggs, Mark Nowakowski und Jeffrey Quick) aufgeführt werden.. Der Gottesdienst bringt drei Weltpremieren von Stücken, die vom Benedikt XVI. - Institut für Sakralmusik und Liturgie in Auftrag gegeben worden sind. Dr. Alfred Calabres kommt erstmals mit seiner 20-stimmigen „Band of Voices“ an die Westküste. Wir mußten diese Feier wegen Covid drei Jahre lang aufschieben, und ich freue mich sehr darauf, diese Sakrale Musik als einen gemeinsamen Gottesdienst mitfeiern zu können.

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