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Original und Parodie

Bild: Screenshot und MessaInLatinoNicht alles an Architektur und Ausstattung der soeben eingeweihten Kirche der Piusbruderschaft in St. Marys findet unseren ungeteilten Beifall – aber wo die große Richtung stimmt, ist es nicht nötig, über Geschmacksfragen im Detail zu streiten. Diese Kirche ist so katholisch, wie ein Neubau in den USA des beginnenden 21. Jahrhunderts nur sein kann, von den Nonnen im traditionellen Ordenskleid in der ersten Reihe rechts bis zum Bild vom Mahl des Lammes nach der Apokalypse des hl. Johannes hinter dem Altar. Nicht jede katholische Kirche muß so aussehen – aber daran, daß dies eine katholische Kirche ist, kann es keinen Zweifel geben.

Leider gilt das nicht für die untere Hälfte unseres Bildes. Der erste Eindruck: Schaufenster im Möbelgeschäft. Oder Exponat auf der Ausstellung für gepflegte Tischkultur, ordentlich eingedeckt mit Geschirr und Besteck für mehrere Gänge sowie Tischkerzen. Man muß schon ziemlich genau hinschauen, um den messingfarbenen Würfel am Platz vorne rechts überhaupt zu sehen, und noch genauer, um wahrzunehmen: Das soll doch tatsächlich ein Tabernakel sein. Das Zelt Gottes unter den Menschen am Esstisch, Platz Numero sechs. Wenn wir unseren Augen und den Kollegen von Messainlatino trauen dürfen, schauen wir hier tatsächlich auf einen Altar, den Gründonnerstagsaltar der Pfarrkirche Cuore Immacolato di Maria von Rutigliano.

Dem Namen nach ist das eine katholische Kirche, angesiedelt im Verantwortungsbereich der Erzdiözese Bari-Bitonto unter Erzbischof Giuseppe Satriano. Aber da haben wir hinsichtlich „katholisch“ denn doch unsere Zweifel. Da möchte man schon gerne wissen, welchen erhabenen Begriff vom Gründonnerstag dieser Bischof und seine Ortspfarrer haben, was sie unter „katholisch“ verstehen und ob sie nicht ihren Beruf verfehlt haben und besser Fachberater für Raumausstattung oder sonst was Nützliches geworden wären. Als Prediger des von Christus seiner Kirche anvertrauten Glaubens oder gar als Träger der Neuevangelisierung sind sie gänzlich ungeeignet. Aber sie erfreuen sich offenbar unerschütterten Wohlwollens von Kurie und Papst – was will man mehr?

Tatsächlich wollen immer mehr Menschen mehr, als dieser römische Kult der Verheutigung ihnen zu bieten bereit ist. Sie erkennen den Notstand, in den die Kirche in den letzten 50 Jahren geraten ist – und wenn sie die Wahl haben, zwischen einer erkennbar katholischen Kirche, die ohne den Segen des Papstes errichtet worden ist, und einem Möbelladen, der sich dieses Segens rühmen darf, entscheiden sie sich immer öfter für das Original und nicht für die zur Parodie gewordene Aktualisierung.

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