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Auch ein Papst kann kritisiert werden!

Bild: Edward PentinErst jetzt haben wir (über Edward Pentin) von dem offenen Brief des österreichischen Philosophen und Autors Josef Seifert erfahren, den er vor bereits vier Wochen an die Kardinäle und andere Führer der Kirche gerichtet hat, um sie zur einer klaren Verteidigung des bedrohten „depositum fidei“ aufzufordern. Seifert nahm dazu als Vorlage einen privat an einen befreundeten Kardinal gerichteten Brief, der vom Empfänger zwar freundlich entgegengenommen worden war, jedoch keine erkennbaren Handlungen ausgelöst hat. „Angesichts des Todes von Papst Benedikt XVI“ schreibt Seifert im April, „und der Nachricht, dass Papst Franziskus schon eine Rücktrittserklärung von seinem Amt unterschrieben hat, die im Falle eines wesentlich verschlechterten Gesundheitszustandes in Kraft treten soll, und daher angesichts eines möglicherweise bald einberufenen Konklaves, denke ich, dass der Inhalt dieses Briefes alle Kardinäle und auch Erzbischöfe und Bischöfe angeht.“ Hier der vom Autor anonymisierte vollständige Text, der nicht nur den Kardinälen, sondern allen Katholiken eine klare Entscheidung abverlangt:

Es beginnt ein langes ZitatEminenz, verehrter Kardinal …

Ich muss gestehen, dass mich eine angeblich von Dir stammende Äußerung über Kritik an Papst Franziskus besorgt und betrübt. Du sagtest in einem Interview, wenn man den Medien trauen darf, die Kritiken am Papst seien ein „entschieden negatives Phänomen, das sobald als möglich ausgemerzt werden sollte“ und Du betonst, dass der Papst „der Papst und Garant des katholischen Glaubens“ sei.

Wie kannst Du pauschal sagen, Kritiken am Papst seien ein Übel? Hat nicht der Apostel Paulus schon den ersten Papst Petrus heftig und öffentlich kritisiert? Hat nicht die hl. Katharina von Siena zwei Päpste noch schärfer kritisiert?

Du scheinst nicht zu begreifen, warum viele Katholiken an Papst Franziskus Kritik üben können, obwohl er doch „der Papst“ ist. Ich begreife umgekehrt nicht, wie allem Anschein nach alle Kardinäle außer den vier Dubia-Kardinälen schweigen und keine kritischen Fragen an den Papst richten. Denn es gibt vieles, was Papst Franziskus sagt und tut, das nicht nur kritische Fragen, sondern auch liebevolle Kritik hervorrufen sollte. Denken wir an die von Papst Franziskus gemeinsam mit dem Groß Imam Ahmad Mohammad Al-Tayyeb unterschriebene Erklärung zur Geschwisterlichkeit aller Menschen, in der es heißt:

Hier geht es weiter„Der Pluralismus und die Verschiedenheit in Bezug auf Religion, Hautfarbe, Geschlecht, Ethnie und Sprache entsprechen einem weisen göttlichen Willen, mit dem Gott die Menschen erschaffen hat.” (Noch ärger ist die englische Fassung: “The pluralism and the diversity of religions, colour, sex, race and language are willed by God in His wisdom, through which He created human beings.”)

Wäre es nicht eine Häresie und furchtbare Verwirrung zu behaupten, Gott habe - so wie er die Verschiedenheit der zwei Geschlechter gewollt hat -, d.h. mit seinem positiven Willen - auch die Verschiedenheit der Religionen und damit alle Götzendienerei und Häresien direkt gewollt? Ja ist die Abu Dhabi-Erklärung nicht noch weit schlimmer als Häresie, nämlich Apostasie? Wie kann Gott mit Seinem positiven Schöpferwillen Religionen gewollt haben, die Jesu Gottheit verwerfen, die die heiligste Dreifaltigkeit leugnen, die Taufe und alle Sakramente und das Priestertum ablehnen? Oder wie kann Er gar Vielgötterei oder den Kult des Götzen Baal oder der Pachamama gewollt haben? Widerspricht dies nicht total der Botschaft des Propheten Elias und aller anderer Propheten und den Worten Jesu?

Müsstet Ihr Kardinäle und Bischöfe nicht alle Euer entschiedenes „non possumus“ sprechen, wenn Franziskus verlangt, dieses „Dokument“ an allen Priesterseminaren und theologischen Fakultäten der Ausbildung der Priester zugrundezulegen?

Gott kann nicht einmal häretische christliche Bekenntnisse je direkt und positiv gewollt haben oder billigen, anstatt sie nur zuzulassen, da diese Säulen des biblischen und katholischen Glaubens wie die biblische Lehre, dass unser ewiges Heil nicht durch die Gnade Gottes allein gewirkt wird, sondern unsere freie Mitwirkung und unsere guten Werke verlangt, leugnen. Wie kann er dann mit seinem direkten und positiven Willen Religionen wollen, die das ganze Fundament des christlichen Glaubens und Christus selbst verwerfen?

So wahr es an sich ist, „dass der Papst der Papst und Garant des Glaubens ist,“ so kann man diese Aussage nicht auf einen Papst anwenden, der die Abu Dhabi Erklärung unterschrieben hat und in aller Welt verbreitet, und der viele andere Dinge im Gegensatz zur beständigen Lehre der Kirche gesagt und getan hat. Seine Äußerung, dass man zivile Bündnisse/civil unions von Homosexuellen fördern solle, widerspricht direkt den klaren Aussagen des kirchlichen Lehramtes (vgl. die unter dem Pontifikat des hl. Papstes Johannes Paul II erschienenen Erwägungen zu den Entwürfen einer rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaften zwischen homosexuellen Personen vom 3. Juni 2003), aber vor allem der Heiligen Schrift und der ganzen kirchlichen Tradition! Sollt Ihr Kardinäle nicht alle, wie Bischof Athanasius Schneider dies wunderbar getan hat, einen wahren Akt der Liebe zum Papst vollziehen und dies mit aller gebotenen Klarheit öffentlich und genauso klar aussprechen wie er?

Papst Franziskus – ich sage dies mit blutendem Herzen - ist nicht der „Garant des Glaubens“, sondern zerstört ständig zunehmend die Grundfesten des Glaubens und der Moral mit dieser und vielen anderen Erklärungen und Äußerungen. Soweit ich weiß, gab es nie in der Kirchengeschichte einen Papst, der ähnliche Ungeheuerlichkeiten behauptet hat? Wie soll ich einem lieben und tief gläubigen lutherischen Freund antworten, für dessen Konversion ich seit Jahren bete, wenn er mir schreibt, mit dieser Abu-Dhabi Erklärung habe die katholische Kirche den Boden des Christentums verlassen?

Ist es nicht klar, dass ein nächster Papst diese Abu-Dhabi-Lehre, die Franziskus an alle Priester-Seminare und katholische Fakultäten sendet, als apostatisch verurteilen muss? Wie kann die Kirche die Anathematisierung von Papst Honorius für eine ungleich geringere Abweichung vom Glauben und seine Verurteilung rechtfertigen, wenn sie solche unerhörten Erklärungen nicht verurteilt? Müssten nicht alle Kardinäle wie ein Mann dem Papst schreiben und ihn auffordern, diese apostatische Erklärung zurückzunehmen?

Müsst Ihr Kardinäle nicht vor dem Moment zittern, in dem Christus Euch fragen wird, wie Ihr den feierlichen Missionsauftrag Jesu erfüllen konntet, wenn Ihr nicht gegen die Abu Dhabi Erklärung, die das diametrale Gegenteil von den Worten Jesu sagt, protestiert habt?

„Zuletzt, da die Elf zu Tische saßen, offenbarte er sich … Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“ (Markus 16, 14).

Wie konntet Ihr alle auch schweigen zu den mehr als berechtigten dubia des Kardinals Caffarra - der mich noch am Vorabend seines Todes angerufen hat und dem ich versprechen musste, weiterhin die Wahrheit zu verteidigen - und der anderen drei Kardinäle nach Amoris Laetitia oder gar diese dubia kritisieren? Von den Kardinälen haben nur die vier Dubia Kardinäle zu der moraltheologischen Häresie in Amoris Laetitia, implizite in sich schlechte Handlungen zu leugnen, höfliche Fragen formuliert. Der Glanz des Guten und die Existenz immer und überall (ut in omnibus) schlechter Akte ist seit Sokrates als ein Eckpfeiler aller Ethik anerkannt und wurde vom hl. Papst Johannes Paul II als unverrückbarer Boden der Ethik und kirchlichen Morallehren gelehrt.

Hätten nicht alle Kardinäle Kardinal Carlo Caffarra und den anderen drei Dubia Kardinälen zustimmen und diese Klärung verlangen und dadurch dem Papst helfen müssen, die Wahrheit zu verkünden? Hätten nicht alle Kardinäle wie ein Mann aufstehen und die fraterna correctio, die Kardinal Burke angekündigt, aber nie vollzogen hat, unterstützen müssen?

Nur weil die Ankündigung von Kardinal Burke, dass die 4 Kardinäle im Falle des Schweigens des Papstes zu dieser zentralen moralischen Frage eine „correctio fraterna“ am Papst üben werden, diese fraterna correctio jedoch nun seit Jahren weder seitens Kardinal Burkes noch seitens anderer Kardinäle erfolgt ist, haben einige wenige Laien und Priester diese Verkehrung der Lehre in verschiedenen Erklärungen kritisiert und sind sozusagen für Euch Kardinäle in die Bresche gesprungen, um die Wahrheit und das depositum fidei zu verteidigen, wie Laien es schon angesichts der arianischen Häresie, der gegenüber Papst Liberius und die Mehrheit der Bischöfe weich waren, zusammen mit dem hl. Athanasius und anderen wenigen noch treu gebliebenen Bischöfen getan haben.

Fällt es aber nicht, anstatt uns miseri laici (uns elenden Laien), wie (damals noch Monsignore) Carlo Caffarra mich in liebevollem Humor (mit wahrem Kern) nannte, Euch zu, dass Ihr Kardinäle, die bereit sein sollen, ihr Blut für den wahren Glauben zu geben, gegen die Häresien, von denen Kritiker des Papstes bewiesen haben, dass Papst Franziskus eine Reihe von ihnen begangen oder sie wenigstens nahegelegt hat, Eure Stimme zu erheben? Besteht hier nicht statt einem Verbot einer Kritik an Aussagen des Papstes vielmehr ein Gebot einer brüderlichen oder kindlichen Zurechtweisung?

Und jetzt erhebst Du Deine Stimme nicht zur defensio fidei, sondern um diese Kritiker zum Schweigen zu bringen, ja alle Kritik „ausmerzen“ zu wollen? Müssten nicht alle Kardinäle ferner in vielen anderen Fällen protestieren, z.B. wenn der Papst eigenmächtig eine theologisch und kirchenhistorisch falsche Änderung in den Katholischen Katechismus einbringt, die den klaren Worten Gottes in der Heiligen Schrift (schon im Buch Genesis) und vielen in ununterbrochener Tradition formulierten Lehraussagen von Päpsten über die Todesstrafe und auch historischen Tatsachen widerspricht, oder wenn er – gegen viele eindringliche Worte Jesu und Dogmen der katholischen Kirche - von der leeren Hölle redet oder sogar, wie die Zeugen Jehovas, behauptet, die Seelen der unheilbar schweren Sünder kämen nicht in die Hölle, sondern würden vernichtet?

Lieber Freund, dieses Szenario eines Papstes, der die Existenz der einzig wahren Kirche und den Glauben in unam sanctam, catholicam et apostolicam ecclesiam, wenn nicht explizit dann doch sicherlich implizit in Abu Dhabi geleugnet hat und sich als Herr über die Lehren Jesu Christi und der Kirche gebärdet, und so vieler schweigender Kardinäle, ist für viele Gläubige wie mich ein Ärgernis, gefährdet unseren Glauben, und fügt der Kirche und den Seelen unermesslichen Schaden zu.

Ich bitte Dich, doch Deine Stimme für die ungeschminkte Wahrheit zu erheben und auch andere Kardinäle zu bewegen, die Wahrheit opportune-importune zu sagen, auch wenn dies vielleicht die schreckliche Krise und das Schisma in der Kirche, inmitten derer wir uns befinden, offenbar machen und wenn manche pusillae animae darin fälschlich ein scandalum erblicken könnten.

Das ist keine kulturelle Frage eines lateinamerikanischen Papstes. Das ist keine Geschmacksfrage, Stilfrage oder Temperamentangelegenheit. Nein, es ist das Ja oder Nein zu Christus, der uns gesagt hat, wir sollten das Evangelium allen Menschen und Völkern verkünden; wer an ihn glaubt, wird gerettet, wer aber nicht an ihn glaubt, wird verdammt werden? Darf der Papst diesen Missionsauftrag durch die Abu Dhabi Erklärung de facto aufheben?

Darf er Moraltheologen, die dem Kern der biblischen und kirchlichen Morallehre und den Enzykliken Humanae Vitae, Evangelium Vitae und Veritatis Splendor widersprechen, in die Päpstliche Akademie für das Leben berufen und sogar persönlich ehren und auszeichnen? Wie könnt Ihr Kardinäle (und besonders Du, der jahrelang unter dem hl. Papst Johannes Paul II und dem Papst Benedikt XVI der Kirche so treu gedient hast) zu dieser und vielen anderen „Verwüstungen des Heiligtums“ schweigen anstatt viel mehr als die kritischen Laien und Theologen alles zu tun, um jene vielen Wahrheiten des Glaubens, denen der Papst offen oder stillschweigend durch Worte und auch Taten (wie der Feier der Reformation, dem Aufstellen der Luther-Statue im Vatikan, der Briefmarke zur Feier der Reformation, des Pacha-Mama Kultes in den Vatikanischen Gärten und im Petersdom usf.) widerspricht, zu verkünden und ihn anzuflehen, allein in der Wahrheit der Hl. Schrift und den unveränderlichen Dogmen der Kirche den sicheren Kompass seiner Lehre zu finden und sich nicht zu erlauben, auch nur ein Iota davon, geschweige denn die Substanz des Glaubens, zu verändern?

In tiefem Schmerz über die vielen Wunden der Kirche, der Braut Christi, und in Liebe zu Jesus und zur von Ihm auf den Felsen Petri gegründeten Kirche

In Christus

Dein Josef

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