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Eine Wende im Genderwahn?

Bild: Gemeinfrei

Der Genderwahn in all seinen Erscheinungen ist für Summorum Pontificum normalerweise kein Thema – erstens, weil die Seuche in Europa (noch) nicht gar so heftig wütet wie in Nordamerika, und zweitens, weil Katholiken, selbst wenn sie nur Teilbestände des Glaubens bewahrt haben, dieser Epidemie gegenüber doch relativ immun sind. Was nicht verhindert, daß die Seuche insbesondere in synodalistischen Kreisen – deutschen ebenso wie vatikanischen – auch schon zahlreiche Opfer gefordert hat – bis hin zu den Verfassern des neuesten Instrumentum Laboris. Doch am nordamerikanischen Ursprungsort beginnen sich jetzt Gegenkräfte zu formieren, und deshalb halten wir den im Folgenden übersetzten Artikel von Jayd Henricks aus TheCatholicThing vom 29. 6. auch für deutsche glaubenstreue Katholiken für lesenswert.

Der Artikel enthält zahlreiche Links zum Beleg einzelner Aussagen oder zu vertiefenden Hinweisen. Wer gut und gerne Englisch liest, ist gut beraten, die Originalfassung zu lesen.

Es beginnt ein langes ZitatWir alle sind darauf angelegt, nach Sinn zu suchen – und diese Suche war in der bisherigen Geschichte vom Glauben angeleitet. Allerdings ist die Religion in den letzten Jahrzehnten mit zunehmender Geschwindigkeit aus dem öffentlichen Raum verschwunden. Indem der Glaube aus der Kultur, der Politik und der Bildung herausgedrängt wurde, hat er in zahllosen Herzen und Geistern Leere hinterlassen. Die Natur läßt es nicht zu, daß irgendwo ein Vakuum besteht, und das Bedürfnis nach Sinngebung äußert sich derzeit oft im Kampf für soziale Gerechtigkeit. Die Gegenstände dieses Kampfes wechseln naturgemäß, aber die letzten zehn Jahre waren vor allem von dem Kampf darum geprägt, der jeweils selbst bestimmten sexuellen Identität Anerkennung zu verschaffen oder diese nach Kräften zu fördern.

Jede gegen den gesellschaftlichen Konsens angehende Bewegung, besonders, wenn sie etwas so tief Verwurzeltes wie die Religion verdrängen will, beginnt damit, Toleranz für sich einzufordern, erweitert diese Forderung dann allmählich in Richtung Anerkennung und Gutheißung und verlangt schließlich ausdrückliche Akklamation. LGBT+ ist inzwischen zu einer Art Staatsreligion geworden, die die Anerkennung jeder sexuellen Identität verlangt, welcher Art auch immer, und sei sie noch so sehr gegen die individuellen Überzeugungen anderer gerichtet.

Hier geht es weiter Das einzusehen bedeutet nicht monomanische Ablehnung alles Sexuellen, sondern bedeutet schlichtweg die Anerkennung des Wesens der aktuellen amerikanischen Gesellschaft. Von allen Amerikanern wird verlangt, Weihrauch auf dem Altar der Sexualität zu streuen, und zwar nicht nur der Sexualität an sich, sondern ungeordneter Sexualität. Man verlangt von und, unseren Glauben niemandem aufzuzwingen – aber die LGBTQ+Religion wird allen aufgezwungen. Von den Höhen ihrer Machtstellungen herab verlangt diese Ideologie vollen Gehorsam zu jeder Zeit – besonders aber, und das höchst gewaltsam – im Juni. Jedes Jahr zu Beginn des „pride month“ predigen Schulen, Unternehmen und Regierungsorganisationen die Gleichwertigkeit aller und jeder sexuellen Vorlieben. Alles ist voll mit Kleidung, Fahnen und Bibliotheksbüchern mit den Symbolen der Bewegung. Wer es versäumt, sich tief genug vor diesem Altar zu verneigen, läuft Gefahr, nur des oberflächlichen Mittuns beschuldigt oder ganz aus der Öffentlichkeit verbannt zu werden.

So sind wir dahin gekommen, daß (die Biermarke) „Bud-Light“ und (der Mode-Versender) „Target“ in geradezu absurder Weise LGBTQ+ propagieren und daß die „Dodgers“ (ein populäres Baseball-Team) aus dem Freizeitvergnügen der Nation ein Sakramentale für die Neue Ordnung gemacht haben. Warum sonst hätte wohl Bud-Light eine Marketing-Managerin eingestellt, die die Marke – also ihre bisherige Käuferschaft – als „spießig“ und „abgehoben“ bezeichnet? Warum sonst hätte Target eine Serie von LGBTQ+Mode für Kinder herausgebracht? Warum sonst wohl hätten die Dodgers ihre Auszeichnung für die „Helden der Gemeinschaft“ an eine Organisation vergeben, die schamlos die katholische Kirche verspottet – wo doch die Hälfte der Fans, die ihre Spielen besuchen, Latinos sind, also historisch einen katholischen Hintergrund haben.

Wir sind dahin gekommen, daß Dinge, die bisher für völlig selbstverständlich galten, nun als letzte Verteidigungslinie der Normalität erscheinen. Vorstellungen wie die, daß Männer die Herrentoilette aufsuchen oder nur Frauen an Wettbewerben im Frauensport teilnehmen können, werden als heuchlerisch und diskriminierend zurückgewiesen.

Man muß sich fragen, wie lange wir noch Muttertag und Vatertag feiern können (schon gibt es in Kanada Bestrebungen, beides abzuschaffen), wenn selbst eine Richterin des obersten Gerichtshof nicht sagen kann, was ein Mann und was eine Frau ist, und wo es als ausgrenzend gilt, „Vater“ und „Mutter“ zu sagen.

Die Kirche ist dazu da, das Evangelium zu verkünden. Sie muß nun auch die Selbstverständlichkeit verkünden, daß es mehr gibt als nur das einzelne Individuum und dessen Wünsche. Sie erinnert uns daran, daß es im Universum und in der Gesellschaft eine Ordnung gibt. Und sie steht fest in der Wahrheit, daß es eine menschliche Natur gibt und daß wie dem Schöpfer die Ehre erweisen, wenn wir die Wahrheit hochhalten, die er in die Welt und in unsere Körper eingeschrieben hat.

Eine kürzlich vorgenommene Meinungsfrage zeigt, daß die Flut langsam wieder zurückfließt in Richtung auf die eine grundlegende Wahrheit der menschlichen Existenz: Daß es nur zwei Geschlechter gibt. 65 Prozent der Amerikaner glauben an diese Wahrheit – gegenüber 59 % noch vor zwei Jahren. Dabei ist es besonders ermutigen, daß diese erfreuliche Tendenz alle Bevölkerungskreise erfasst: mehr Demokraten, Unabhängige und Republikaner als noch vor zwei Jahren glauben an zwei Geschlechter, und das gilt auch für die Generation Z oder die Generation X, die Millenials, die 68-er und die „Schweigende Generation“.

Diese Zahlen zeigen, daß wir auf einen günstigen Zeitpunkt zugehen, um unsere kulturellen Wahnideen zu korrigieren, aber dazu wird anhaltende Arbeit und starker Kraftaufwand erforderlich sein. Wir müssen auch davon überzeugt sein, daß das notwendig und gut ist. Einige in der Kirche bringen pastorale Einfühlsamkeit in Stellung gegen die Wahrheit – aber alles Pastorale beruht auf der Wahrheit über die menschliche Person. Die Anerkennung von zwei Geschlechtern ist ein unerläßlicher erster Schritt bei unserem Dienst für diejenigen, die sich als non-binär oder queer verstehen.

Die Absurdität der Sklaverei wurde von einer Bewegung kenntlich gemacht und zu Fall gebracht, die zum größten Teil von gläubigen Menschen getragen wurde – und jetzt ist es wieder an der Zeit, daß gläubige Menschen aufstehen. Der gegenwärtige Wahn ist zu weit gegangen, und die Amerikaner beginnen, das wahrzunehmen. Wir können und müssen uns mit ihnen zusammentun.

Und wir können das umso leichter, je mehr wir uns dessen bewußt sind, daß es hier nicht nur um eine Frage der Religion geht. Richterin Brown Jackson mag keine Biologin sein – aber selbst Biologen, die queer-freundlich sind , erkennen an, daß es nur zwei Geschlechter gibt. Daher wollen wir also weiterhin diese Wahrheit verkünden – in Nächstenliebe, aber lautstark. Falsches Verständnis der menschlichen Natur ist stets ein Hindernis für wirkliches Glück. Und die Rückeroberung des Vernünftigen hinsichtlich Sex und Gender ist ein notwendiger erster Schritt hin zu dem Glück, das wir doch alle ersehnen.

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