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Zeitgemäße Latinitas

ScreenshotWollte man nach den Twitter-Zahlen gehen, könnte man sagen, daß das Interesse für den Papst in der lateinischen Sprachgemeinschaft größer ist als in der deutschen. Seit seiner Einführung unter Papst Benedikt im vergangenen Dezember hat der von Franziskus fortgeführte Tweet @Pontifex alles in allem 7 Millionen „Follower“ gefunden – also Leute, die nicht nur einmal vorbeischauen, sondern sich zumindest vornehmen, das öfter zu tun. Der seit den Beginn des Weltjugendtages größte Teil dieser „Follower“ nutzt die spanische Sprache – 3 Millionen. Englisch lesen 2,7 Millionen; aus Deutschland, Östereich und der Schweiz samt umliegenden Ortschaften interessieren sich bescheidene 123 000 für die päpstlichen Kürzesttexte. Das sind – neuerdings – weniger als die Interessenten an der lateinischen Version, deren Zahl auf 135 000 zugeht.

Tatsache ist, daß das Interesse an der Sprache der Kirche – zumindest außerhalb Deutschlands, wo man sie gerne für „Gemurmel“ hält – in den letzten Jahren weltweit wieder deutlich zugenommen hat. Auch und gerade in den USA, die man hier gerne für kulturlos hält. Dort ist in diesem Monat ein Blog online gegangen, das den Zugang zum Lateinischen insbesondere denen erleichtern will, die bis dahin noch kaum Kontakt mit der alten Sprache hatten: Ecclesiæ Latina - das Latein der Kirche.

Natürlich werden dort im wesentlichen englischsprachige Ressourcen angeboten, und wir wissen sehr wohl, daß die Fähigkeit zum sachgemäßen Umgang mit dieser Sprache in Deutschland bei weitem nicht so weit verbreitet ist, wie gerne vorgespiegelt. Aber hilfreich ist das Angebot auch hierzulande. Außerdem gibt es natürlich, wenn auch in bescheidenerem Umfang, bei introibo.net das deutschsprachige Angebot eines Fernkurses Latein, zu dem auch ein recht brauchbares „Handbuch zur lateinischen Kirchensprache“ gehört.

Die nicht nur in der Liturgie, sondern auch im akademischen Betrieb mit Furor betriebene Abkehr vom Latein war nach Auswirkung (und Motivation ihrer Protagonisten) nichts anderes als eine großangelegte Bücherverbrennung, die die katholische Gemeinschaft von ihren Wurzeln abschneiden und der Willkür von Neuerern unterwerfen sollte. Im Unterschied zur heißen Bücherverbrennung lassen sich die Folgen dieses Vandalensturms jedoch rückgängig machen.

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