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Im Himmlischen Jerusalem

Hochamt im London OratoryThe New Liturgical Movement bringt eine Bilderserie von der Liturgie an Allerheiligen in der Kirche des Londoner Oratoriums. Eines davon geben wir hier wieder, weil es einen umfassenden Einblick in die dort gepflegte Liturgie erlaubt.

Zunächst einmal der bauliche Rahmen: Die Londoner Kirche kann es an Pracht der Ausstattung, mit der Maserung des Marmors, der Qualität der Stuckarbeiten und dem Glanz der Vergoldung mit den besten römischen Kirchen aufnehmen. Der Altarraum ist als Allerheiligstes selbstverständlich vom Kirchenraum abgeteilt: terribilis est locus iste. Liturgisch genauer als z.B. in den meisten deutschen Kirchen ist das Retabel vom eigentlichen Altartisch abgesetzt - nicht getrennt. Die Leuchter stehen auf den Stufen des Retabels, das Kreuz steht auf einem etwas höheren Ständer und einer eigenen Stufe. Die Länge der Kerzen und die Höhe der Leuchter entsprechen den besten Vorbildern römischer Tradition. Ein Lob dem Sakristan, dessen Aufgabe es ist, die Kerzen anzuzünden.

Römischer Tradition entspricht es auch, daß der Altar nicht mit Blumen geschmückt ist, die nach dem alten Kirchenrecht übrigens nie auf dem Altartisch selbst, sondern wenn überhaupt auf dem Retabel stehen komnnten.Statt der Blumen stehen auf der obersten Retabelstufe zwischen den Leuchtern gewöhnlich Reliquienbüsten. An Allerheiligen natürlich und einigen anderen Festtagen auch werden noch weitere Reliquiare auf der unteren Stufe hinzugenommen: Der Herr feiert das ewige Fest- und Opfermahl im himmlischen Jerusalem im Kreis seiner Auserwählten. An der Frontseite des Altars ein großartiges Antependium, das entsprechend der jeweiligen liturgischen Farbe und dem Rang des Festes wechselt. So wie die Gewänder, von denen auf diesem Bild zwar außergewöhnlich schöne Vertreter der englischen Tradition zu sehen sind, aber noch nicht die prächtigsten, die die Sakristei des London Oratory zu bieten hat.

Im Vordergrund dann noch als Besonderheit dieser und einiger anderer Oratoriumskirchen ein siebenarmiger Leuchter - auf der anderen Seite steht noch einer. Der französischen Oratorianer Louis Boyer hat bei seinen liturgiearchäologischen Forschungen herausgefunden, daß viele frühchristliche Kirchen eine ebensolche Nische hatten, wie sie in den Synagogen der Zeit zur Aufstellung der Menorah diente. So hat er sich dafür eingesetzt, dieses Symbol des Alten Bundes auch sichtbar mit in die Repräsentation des himmlischen Jerusalem hineinzunehmen.

Und eine letzte Beobachtung: Die Position der „Leviten“ und das Fehlen der kleinen Kanontafeln auf dem Altar lassen klar erkennen, daß hier eine Zelebration nach den Büchern von 1969/70 stattfindet. Das Londoner Oratorium zelebriert nach beiden Ordnungen. Ob die hier gezeigte Form der Liturgie den Absichten der Architekten des Novus Ordo entspricht, sei dahingestellt. Aber es muß auch die Frage gestellt werden, ob es tatsächlich den Intentionen Papst Pauls VI. entspricht, wenn die „Neue Messe“ insbesondere in Deutschland fast nur noch wie eine Zeremonie einer Neuen Religion mit einem neuen Glauben erscheint. Oder wie das gesellige Beisammensein des Taubenzüchtervereins.

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