Sieben Schmerzen Mariens
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- 11. April 2014
Seit dem hohen Mittelalter gedenkt die Kirche am Freitag der Woche nach dem Passionssonntag der Sieben Schmerzen Mariens: Des ersten Blutvergießens Jesu bei der Beschneidung, der Flucht nach Ägypten, der Suche nach dem im Tempel zurückgebliebenen Jungen, der Begegnung bei der Kreuztragung, der Kreuzigung, der Kreuzabnahme und der Grablegung. Sieben Tage vor dem Karfreitag erscheint dieses Gedenken überaus angemessen. Im Brevier hat dieses Gedenken den ursprünglichen Charakter des Tages schon früh überlagert. Im Missale blieb er in der Reihe der Berichte über die Ereignisse, die schließlich zur Kreuzigung führten, noch lange unbeeinträchtigt erhalten. Erst im 18. Jahrhundert wurde „Sieben Schmerzen“ für die ganze Kirche vorgeschrieben, ohne die altüberlieferte Messe des Freitags in der Passionswoche jemals ganz zu verdrängen.
In der Volksfrömmigkeit entfaltete das Bild von der leidenden Mutter, deren Herz das siebenfache Schwert durchdringt, eine besonders tiefgehende Wirkung. Unter seinem Einfluss entstanden zahllose Bildwerke und Dichtungen. Die bekannteste davon ist sicher das Iacobus Tudertinus aus dem 13. Jahrhundert zugeschriebene Stabat Mater, das als Sequenz in der Liturgie des Tagesdächtnisses übernommen wurde. Die erste Hälfte wird auch als Hymnus in der Vesper des traditionellen Stundengebets gesungen:
Christi Mutter stand mit Schmerzen
bei dem Kreuz und weint von Herzen,
als ihr lieber Sohn da hing.
Durch die Seele voller Trauer,
scheidend unter Todesschauer,
jetzt das Schwert des Leidens ging.Welch ein Schmerz der Auserkornen,
da sie sah den Eingebornen,
wie er mit dem Tode rang.
Angst und Jammer, Qual und Bangen,
alles Leid hielt sie umfangen,
das nur je ein Herz durchdrang.Ist ein Mensch auf aller Erden,
der nicht muss erweichet werden,
wenn er Christi Mutter denkt,
wie sie, ganz von Weh zerschlagen,
bleich da steht, ohn alles Klagen,
nur ins Leid des Sohns versenkt?Ach, für seiner Brüder Schulden
sah sie ihn die Marter dulden,
Geißeln, Dornen, Spott und Hohn;
sah ihn trostlos und verlassen
an dem blutgen Kreuz erblassen,
ihren lieben einzgen Sohn.O du Mutter, Brunn der Liebe,
mich erfüll mit gleichem Triebe,
dass ich fühl die Schmerzen dein;
dass mein Herz, im Leid entzündet,
sich mit deiner Lieb verbindet,
um zu lieben Gott allein.
Den vollständigen Text samt der lateinischen Fassung, bei der es sich vermutlich um eine Rückübersetzung aus der frühitalienischen Volkssprache handelt, finden Sie auf dem Hymnarium.